Von der Idee zum Bau: Die Geschichte von Northvolt bei Heide
Diese Meldung elektrisierte im März 2022 den Kreis Dithmarschen und ganz Schleswig-Holstein: Vor den Toren der Kleinstadt Heide soll eine sogenannte Gigafactory entstehen.
Das schwedische Unternehmen Northvolt will 4,5 Milliarden Euro investieren und 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Landesregierung und Bundesregierung unterstützen das Projekt und stellen beträchtliche Fördermittel in Aussicht. Nicht alle Menschen in den beiden direkt betroffenen Dörfern Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof sowie der angrenzenden Kreisstadt Heide sind begeistert - im Januar 2024 ist der Bau der Fabrik jedoch beschlossen worden. Bei NDR.de blicken wir zurück auf die Entwicklungen in der Region.
März 2022: Pressekonferenz im Hochschul-Foyer
Erste Meldungen gibt es schon am 10. März, so richtig offiziell wird es am 15. März 2022 bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Foyer der Fachhochschule Westküste (FHW) in Heide. Unzählige Reporter und Kamerateams reisen an - und Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) und der damalige Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Vor den Toren der Kreisstadt soll eine riesige Batteriefabrik entstehen. "Wir haben das ehrgeizige Ziel, dass die Produktion 2025/26 aufgenommen wird", sagt Günther damals. "Die dafür notwendigen Genehmigungsverfahren werden wir in diesem Zeitplan auch schaffen. Wir sind darüber mit der Bundesregierung im Austausch, die beim Thema Beschleunigung auch sehr ehrgeizige Ziele hat, so dass das innerhalb von anderthalb Jahren auf den Weg gebracht werden kann." Das Land und die Firma Northvolt hätten dazu eine Absichtserklärung unterschrieben, so Günther weiter.
Northvolt-Chef per Video dabei
Der Firmengründer und CEO von Northvolt, Peter Carlsson, ist lediglich zugeschaltet. Er spricht von einer großen Chance und dem riesigen Bedarf der Automobilhersteller an Batteriezellen für E-Autos. Northvolt arbeite bereits mit großen Herstellern wie VW und BMW zusammen, so Carlsson. Er sagt, in Dithmarschen wolle Northvolt die "grünste" Auto-Batterie der Welt bauen. Einer der Hauptgründe für den Standort sei der Strom durch die vielen Windkraftanlagen in der Nordsee und an Land, so Carlsson. In dem Werk sollen seinen Angaben zufolge eine Million Batteriezellen pro Jahr vom Band rollen.
Info-Veranstaltungen sollen Transparenz bringen
Die Verantwortlichen von Northvolt und des zuständigen Amtes Heider-Umland laden bereits wenige Tage später alle Einwohnerinnen und Einwohner zu einer einer Info-Veranstaltung ein. Im Berufsbildungszentrum in Heide werden die Pläne für die Batteriefabrik vorgestellt und Fragen beantwortet. Die Entwicklungsagentur Region Heide, Northvolt und das Amt Heider-Umland kündigen weitere Infoabende und regelmäßige Sprechstunden zum Thema an. Auch für die Bürgerinnen und Bürger des Heider Stadtteils Hochfeld, der an das Gelände angrenzt, gibt es einen Infoabend. Die Verantwortlichen sichern eine möglichst breite Information und eine große Transparenz während des gesamten Planungsprozesses zu.
Mai 2022: Gemeinden beginnen Bauleitplanung
Anfang Mai sind dann die beiden Dörfer am Zug. Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in den direkt betroffenen Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof geben jeweils in ihrer Gemeindevertretung den Startschuss für das gesetzlich vorgeschriebene Bauleitplanverfahren. Dabei geht es darum, dass auf den bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen eine industrielle Nutzung möglich werden soll. Themen wie Lärm, Verkehr, Emissionen und Naturschutz müssen dabei behandelt werden. Umfangreiche Gutachten sind notwendig. Alle Nachbarn und die sogenannten Träger öffentlicher Belange - also Ämter, Landesbehörden und Naturschutzverbände - müssen Stellungnahmen abgeben. Zum Verfahren gehört auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung. In dem Rahmen werden auch die ersten Pläne für die Batteriefabrik im Amt Heider-Umland öffentlich ausgelegt.
Juni 2022: Erste Kooperation mit Abwasser-Zweckverband
Northvolt benötigt für seine Batteriezellen-Produktion große Mengen an Kühlwasser. Das soll nicht aus dem Grundwasser kommen: Nach intensiven Gesprächen mit dem zuständigen Abwasser-Zweckverband Heide (AZV) wird ein Kooperationsvertrag unterschrieben. Der AZV soll künftig pro Jahr zwei Millionen Kubikmeter geklärtes Abwasser an Northvolt liefern. Dafür soll auf dem Fabrikgelände eine Wasseraufbereitungsanlage errichtet werden. Das geklärte Abwasser der Region muss noch weiter veredelt werden, bevor es dann in den Kühlungsprozessen von Northvolt eingesetzt wird. Der Frischwasserverbrauch für die Fabrik könne so erheblich reduziert werden, sagt ein Firmensprecher. Northvolt strebt weitere Kooperationen mit Unternehmen aus der Region an. So wird einige Monate später eine Absichtserklärung mit den Stadtwerken Heide unterschrieben. Dabei geht es um die mögliche Nutzung der Abwärme der künftigen Batteriefabrik für die Wärmeversorgung in der Region.
Oktober 2022: Northvolt verschiebt Investitionsentscheidung
Im Oktober ziehen dann erste dunkle Wolken über dem Milliarden-Projekt in Dithmarschen auf. Vorstandschef Peter Carlsson verschiebt in einem Zeitungs-Interview die erwartete finale Investitionsentscheidung. Der Grund: der sogenannte Inflation Reduction Act (IRA), ein Bundesgesetz der USA. Dort gibt es künftig deutlich höhere Subventionen für "grüne" Industriebetriebe. Gleichzeitig sind die Energiekosten in Deutschland auch wegen des Ukraine-Krieges gestiegen. Im November sagt CEO Carlsson nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Günther in Berlin, Northvolt habe keine grundsätzlichen Zweifel am Bau der Batteriefabrik bei Heide. Nur der Zeitpunkt sei offen. Bei den derzeitigen Energiepreisen in Europa könne man dort aber eine Batteriefabrik nicht wirtschaftlich betreiben, so Carlsson.
September 2022: Erst Archäologie, dann Hightech
Von September an türmen sich auf dem Gelände direkt an der B 203 große Erdhaufen auf. Was aussieht wie der Beginn der Bauarbeiten, sind Voruntersuchungen des Archäologischen Landesamtes in Schleswig. Diese sind im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bei derartigen Bauvorhaben vorgeschrieben. "Wir mussten im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine Stellungnahme abgeben, ob das archäologisch interessante Flächen sind", erklärt Ingo Lütjens, stellvertretender Leiter der Behörde. Die Archäologen untersuchen eine gut 60 Hektar große Fläche auf dem Geestrücken des Geländes. Das ist laut Lütjens der archäologisch relevante Bereich, weil dort vor einigen Jahren schon einmal Sachen gefunden worden sind.
Februar 2023: Die ersten Mitarbeiter vor Ort
Im Februar 2023 werden erste Büro-Container aufgestellt. Die etwa Mitarbeitenden des 20-köpfigen Northvolt-Projektteams sollen von nun an dort arbeiten. Bislang hatten sie das Projekt vom deutschen Northvolt-Büro an den Hamburger Landungsbrücken koordiniert. Vorteil der neuen Büros direkt auf künftigen Gelände: kürzere Wege zu den Behörden in der Region, und bei Entscheidungen, die das Gelände und die geplante Fabrik betreffen sei man dann direkt vor Ort auf der Fläche, so ein Northvolt-Sprecher.
März 2023: Viele Funde unter der Erde
Im März beginnt auf dem Gelände die sogenannte Archäologische Hauptuntersuchung. Laut Landesamt ist das bezogen auf die Gesamtfläche die größte Feld-Untersuchung, die es jemals in Schleswig-Holstein gegeben hat. Erste Ergebnisse: es handelt sich um eine mindestens seit 500 Jahren permanent besiedelte Fläche, und die ist damit einzigartig in Schleswig-Holstein. Gefunden wurden unter anderem Reste von Grubenhäusern, Körpergräber und Grabschmuck.
Mai 2023: Moorfrösche müssen umziehen
Die Gemeindevertretungen in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof stimmen den Entwürfen für die Bebauungspläne im Mai zu. Das wird von der Landesregierung als entscheidender Meilenstein vor Ort bezeichnet. Im Herbst soll das Baugenehmigungsverfahren abgeschlossen werden. Im Rahmen der Bauleitplanung wurden zwölf Gutachten von Sachverständigen eingeholt - unter anderem zu Lärm, Emissionen, Verkehr sowie zu Natur und Umwelt. Weil auf dem Gelände bedrohte Moorfrösche entdeckt wurden, mussten die Tiere vor Ort eingesammelt und umgesiedelt werden. Auch die bedrohten Rauchschwalben, die auf dem Gelände heimisch waren, wurden umgesiedelt - in ein Rauchschwalbenhaus aus Holz, das Northvolt in unmittelbarer Nähe des Grundstückes an einem Baggersee errichtet hat.
Juli 2023: Mehr Geld vom Staat
Statt der bislang zugesagten Zuschüsse in Höhe von 46,7 Millionen Euro will Schleswig-Holstein nun zusätzliche 90 Millionen Euro an Northvolt zahlen. Das hat die Landesregierung auch mit dem Bundeswirtschaftsministerium besprochen. Auch der Bund will seine bisher zugesagten 100 Millionen Euro deutlich erhöhen. Klar ist: die EU-Kommission muss die Förderungen von Land und Bund im Rahmen des EU-Beilhilferechts noch genehmigen. Das letzte Wort hat also Brüssel.
August 2023: Kritische Stimmen in der Region
Anwohner im Heider Stadtteil Hochfeld kritisieren das Milliarden-Projekt. Sie wohnen noch im Grünen am Stadtrand und befürchten einen Verlust an Lebensqualität durch die geplante 25 Meter hohe Batteriefabrik. Anwohner Hans-Joachim Flicek sagt: "Bei uns wird wohl künftig die Sonne eher untergehen, durch die hohe Fabrik direkt an unseren Grundstücken." Ein Landwirt aus Norderwöhrden will seine Flächen aus persönlichen Gründen nicht an Northvolt verkaufen. Und ein Bürger aus der benachbarten Gemeinde Neuenkirchen möchte nicht, dass der geplante Gleisanschluss für die Batteriefabrik durch seinen Garten führt. Unterdessen hat Northvolt Vorverträge mit zahlreichen Grundstücksbesitzern in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof abgeschlossen. Es wollen alle verkaufen - bis auf den einen Landwirt. Folge: Northvolt verändert die Baupläne für das Gesamtgelände. Die Fläche wird von 160 auf 110 Hektar verkleinert.
September 2023: Fördermittel aus Ukraine-Notkredit
137 Millionen Euro an Fördermitteln will das Land Northvolt zur Verfügung stellen. Nun ist klar, woher das Geld kommen soll: Die Landesregierung will die Zuschüsse aus dem Ukraine-Notkredit finanzieren. Neben den beiden Regierungsparteien CDU und Grüne unterstützt auch die SPD-Fraktion die Pläne. FDP und SSW lehnen sie ab.
Verzögerung durch erneute Auslegung der B-Pläne
Der Zeitplan in dem komplexen Bauleitplanverfahren verzögert sich. Das Amt Heider Umland muss die B-Plan-Entwürfe nachbessern - nach Stellungnahmen von Verbänden und Anwohnern. Von Mitte Oktober an liegen die angepassten B-Plan-Entwürfe dann erneut öffentlich aus. Dadurch rutscht der gesamte Zeitplan und ein möglicher Baubeginn nach hinten. Erst, wenn die beiden Gemeinden entsprechende Satzungsbeschlüsse zu den B-Plänen treffen und wenn diese genehmigt worden sind, besteht Baurecht für das Mega-Projekt. Das ist eine wichtige und gesetzlich vorgeschriebene Grundvoraussetzung für den Bau der Batteriefabrik.
Northvolt sucht Standorte für Bauarbeiter
1.700 Mitarbeitende von Baufirmen müssen in der Region untergebracht werden. Northvolt plant zwei große Wohnsiedlungen. Das sollen keine normalen Containerdörfer werden, so ein Northvolt-Sprecher, sondern Anlagen für temporäres Wohnen. Ein Dienstleister, mit dem Northvolt schon an anderen Standorten zusammen gearbeitet hat, stellt seine Pläne in Heide-Süderholm vor. In dem ruhigen Ortsteil im östlichen Teil des Stadtgebietes soll eine Wohnanlage mit Fitnessstudio, Sportplatz und kleinem Supermarkt entstehen. Bis zu 850 Monteure könnten dort untergebracht werden. Die Stadt Heide unterstützt das Projekt. Einige Anwohner befürchten Nachteile durch die neuen Mitbürger.
Eine zweite Wohnsiedlung soll in Wesselburen entstehen. Auch dort gibt es kritische Stimmen, einige Wochen später stimmt die Stadtvertretung aber zu - auch Wesselburen bekommt eine Wohnanlage für Northvolt-Bauarbeiter.
Oktober 2023: Aus-und Fortbildungszentrum in Itzehoe
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kommt Anfang Oktober nach Itzehoe und übergibt im Fraunhofer-Institut ISIT einen Förderbescheid über 20 Millionen Euro. Damit wollen verschiedenen Firmen wie Custom Cells, Northvolt und das Fraunhofer-Institut ein Aus-und Weiterbildungszentrum für die Batteriezell-Produktion errichten. Von Mitte 2024 an soll es dort eine Batteriezell-Fertigungsstrasse geben, an der die Mitarbeitenden ausgebildet werden.
Region fordert mehr Unterstützung
Nach einem Protestbrief - unterschrieben von Bürgermeistern, dem Landrat, Vertretern der Entwicklungs-Agentur Region Heide und des Amtes Heider Umland - mit der Forderung nach stärkerer Unterstützung durch das Land kommen Ministerpräsident Daniel Günther und der Leiter der Staatskanzlei Dirk Schrödter (beide CDU) nach Heide. Am Abend gibt es eine öffentliche Bürger-Sprechstunde im Berufsbildungszentrum Dithmarschen in Heide. Es gibt nur wenige kritische Stimmen, sondern viel Zuspruch für das Projekt. Vor mehreren hundert Besucherinnen und Besucher verspricht Günther, die Region künftig noch mehr bei der Planung zu unterstützen und regelmäßiger nach Heide zu kommen. Konkret kündigt Günther die Schaffung eines Projektbüros für Northvolt an. Dort sollen künftig alle Planungen zusammen laufen.
600 Millionen Euro als Wandelanleihe
Der Bund soll indirekt zum Investor beim schwedischen Batterieunternehmen werden. Über eine sogenannte Wandelanleihe soll Northvolt neben den Fördergeldern zusätzlich 600 Millionen Euro von der Kreditanstalt KfW bekommen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dafür sein Okay gegeben. Sollte Northvolt später an die Börse gehen, kann die Firma den Betrag auch in Form von Aktien an die KfW zurückzahlen. Das ist der Kern einer Wandelanleihe.
November 2023: Viele Fragezeichen nach Karlsruhe-Urteil
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe fragen sich viele Beobachter, wie der Bund trotz Haushaltssperre die von Northvolt eingeplanten Fördermittel für das 4,5-Milliarden-Euro-Projekt finanzieren will. Viele Projekte scheinen nach dem Karlsruher Urteil auf der Kippe zu stehen. Während der Landtag den Weg für 136 Millionen Euro freigemacht hatte, fehlt noch die Zusage aus Berlin.
Ortstermine in Schweden
Zwei Delegationen aus Dithmarschen reisen im November nach Nord-Schweden. In Schweden besichtigen sie das bereits fertige Northvolt-Werk in Skellefteå. Ein Vertreter der Reisegruppe der Ämter und Kommunen sagte, ihn habe vor allem der Spirit der Schweden beeindruckt. Die Schweden seien vor allem Macher. Ein anderer Teilnehmer der Exkursion sagte, Northvolt hätte in Schweden zu allen wichtigen Punkten immer nur einen Ansprechpartner der Behörden gehabt, und nicht wie in Dithmarschen einen vom Amt, einen vom Kreis und einen vom Land. Die schlankeren Strukturen in Schweden hätten den Genehmigungsprozess vereinfacht.
Northvolt beginnt erste Bauarbeiten
Northvolt schafft unterdessen Fakten. Auf dem Gelände nördlich des Dorfes Lohe-Rickelshof werden im November erste Straßen und Wege für den Verkehr gesperrt. Mit einer Genehmigung des Kreises Dithmarschen habe man den sogenannten vorzeitigen Maßnahmebeginn gestartet, sagte ein Northvolt-Sprecher. Konkret bedeutet das: Auf dem Gelände wird eine dort verlaufende Erdgas-Pipeline verlegt und Teile einer stillgelegten Biogasanlage werden abgerissen. Schwere Baufahrzeuge wie große Bagger und Muldenkipper sind auf dem Gelände unterwegs und bewegen große Mengen Mutterboden - unter anderem, um einen Lärmschutzwall in Richtung Heide-Hochfeld aufzuschichten.
Dezember 2023: Die Förderung des Bundes steht
Am ersten Dezember-Wochenende kommt überraschend eine Nachricht aus Berlin: Der entsprechende Förderbescheid wurde vom Bundeswirtschaftsministerium an Northvolt übermittelt. Demnach wurde auf Antrag des Wirtschaftsministeriums vom Bundesfinanzministerium genehmigt, die Mittel trotz der aktuellen Haushaltssperre freizugeben. Grund sei die Dringlichkeit für die finale Standortentscheidung gewesen. Konkret geht es um 700 Millionen Euro, davon entfallen rund 564 Millionen auf den Bund und rund 136 Millionen auf das Land, verteilt über mehrere Jahre. Ein Northvolt-Sprecher sagte, der Förderbescheid schaffe nun unmittelbar Planungssicherheit und ermögliche dem Unternehmen, die bereits begonnenen baulichen Maßnahmen vor Ort fortzusetzen.
Die Zustimmung der EU-Kommission, die sogenannte Beihilfe-rechtliche Genehmigung, steht zu diesem Zeitpunkt noch aus. Wann diese Entscheidung getroffen wird, ist offen. Das Bundeswirtschaftsministerium steht dazu nach eigenen Angaben im Austausch mit der EU-Kommission.
Erneute Verzögerung in den Gemeinden
Die Gemeindevertretungen Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof wollten eigentlich in ihren Sitzungen im Dezember über die B-Plan-Entwürfe entscheiden. Doch daraus wird nichts. Die Gemeinden nehmen die geplanten Satzungsbeschlüsse von der Tagesordnung. Ein Sprecher des Amtes Heider Umland sagt, es seien noch letzte rechtliche Fragen zu klären. Dabei gehe es auch um die noch fehlende Genehmigung der Förderbescheide durch die EU-Kommission. Nur wenn die Finanzierung eines solchen Großprojektes komplett sichergestellt sei, könne man auch den entsprechenden Bebauungsplänen zustimmen.
Möglicherweise werden die Sitzungen in Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden mit den Beschlüssen zum Bauleitplanverfahren im Januar stattfinden. Folge: Northvolt kann mit den eigentlichen Bauarbeiten voraussichtlich vier bis sechs Wochen später als ursprünglich geplant beginnen. Damit verzögert sich erneut der gesamte Zeitplan für die sogenannte Gigafactory.
Januar 2024: EU gibt Fördermittel frei
Die EU-Kommission bewilligt am 8. Januar Fördermittel und Garantien im Gesamtumfang von 902 Millionen Euro. "Die positive Beihilfeentscheidung der EU-Kommission ist nicht nur wegweisend für das Ansiedlungsvorhaben von Northvolt in Heide, sondern für die europäische Batteriezellindustrie insgesamt", sagt ein Sprecher von Northvolt.
Northvolt trifft finale Investitionsentscheidung
Am 17. Januar unterzeichnet Northvolt einen sogenannten Durchführungsvertrag. Damit verpflichtet sich das Unternehmen, bei Heide zu bauen. Das letzte Wort haben die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in den beiden Dörfern Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden. Sie haben den Durchführungsvertrag zu dem Zeitpunkt noch nicht unterschrieben und müssen über die Satzungsbeschlüsse im sogenannten Bauleitverfahren abstimmen.
Lohe-Rickelshof stimmt Bebauungsplänen zu
Die Gemeindevertretung von Lohe-Rickelshof stimmt am 18. Januar über die Bebauungspläne ab. Die zwölf Gemeindevertreter entscheiden einstimmig, dass das Unternehmen Northvolt eine Batteriefabrik für Elektroautos auf ihrer Fläche bauen darf. In Norderwöhrden soll eine Entscheidung am 22. Januar fallen. Bei einer früheren Abstimmung zu einem ersten B-Plan Entwurf hatte es in Norderwöhrden mit vier zu drei Stimmen nur eine sehr knappe Entscheidung für die Batteriefabrik gegeben.
Auch Norderwöhrden gibt grünes Licht für Batteriefabrik
Nach Lohe-Rickelshof fasst am 22. Januar 2024 auch Norderwöhrden mit vier zu drei Stimmen in der Gemeindevertretung die entsprechenden Beschlüsse für einen Bau der Batteriefabrik. Dort fürchten Kritiker des Projekts, der Ausbau der Infrastruktur könnte nicht hinterherkommen. Mit den Beschlüssen ist die letzte Hürde für den Bau aber ausgeräumt. Nun fehlt noch die Baugenehmigung des Landesamtes für Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Kreis Dithmarschen.
März 2024: Hohe Zustimmung für Northvolt
Bei einer Umfrage von #NDRfragt zu Northvolt beteiligen sich mehr als 2.700 Menschen aus Schleswig-Holstein. 79 Prozent der Befragten begrüßen den Bau der Gigafactory.
Baustart: Scholz lobt "Dithmarschen-Geschwindigkeit"
Zum Baustart der Batteriefabrik reisen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) an. "Industrie siedelt sich dort an, wo Energie ist. Es war keine Fügung, sondern eine klare Entscheidung, auf Windenergie zu setzen", sagte Scholz. Die Menschen seien über sich hinausgewachsen, um die Ansiedlung möglich zu machen. Scholz nannte es "Dithmarschen-Geschwindigkeit" und sagte, diese sei Voraussetzung für das Deutschland-Tempo. "Man kann sich ganz viele Dithmarschens in unserem Land wünschen!"