Vergessene Zäune: Die unsichtbare Gefahr für Wildtiere
Schleswig-Holstein hat ein Problem mit alten, vergessenen Zäunen in Wäldern und Knicks. Das kritisiert der Landesjagdverband. Die Leidtragenden sind Wildtiere, wie ein Beispiel aus Krummesse bei Lübeck zeigt.
Um neu angelegte Knicks zu schützen, werden oftmals Zäune aufgestellt. Zu groß ist die Gefahr, dass Wildtiere die frisch gepflanzte Bäume sonst direkt auffressen, ehe sie wachsen können. Wenn die Bäume im Knick dann eines Tages hochgewachsen sind, hat der Zaun seinen Nutzen verloren - steht aber immer noch da. Und anstatt vor Gefahr zu schützen, wird er selbst zu einer: Viele Tiere verenden darin.
Ein alter Zaun wird zur Todesfalle
Im Wald in Krummesse bei Lübeck zeigt Wulf-Heiner Kummetz vom Landesjagdverband, wie gefährlich die vergessenen Barrieren sein können. Ein totes Reh hängt zwischen den Drähten fest. Es ist eines von vielen. "Dort hinten ist ein Naturschutzgebiet, wo sehr viel Wild drin ist und das Wild läuft dann sozusagen hier längs. Und hier haben wir dann leider wieder einmal das Problem, dass ein Reh den Weg verfehlt hat." Wahrscheinlich sei es in der Dunkelheit mit dem Kopf in die restlichen Zaunschlingen gekommen und habe sich dann aufgehängt, erklärt der Jäger.
Verantwortlichkeit liegt nicht nur bei der Stadt
Diesen Zaun hat die Stadt Lübeck nicht zurückgebaut. Laut Landesjagdverband sind die Kommunen aber bei weitem nicht allein verantwortlich. Auch Umweltschutzorganisationen, Bauern und Privatleute vergessen es, Zäune wieder zu entfernen. Für Wulf-Heiner Kummetz absolut unverständlich. "Das macht mich traurig, wenn ich sehe, dass da so ein Tier verendet für nichts, es ist sinnlos gestorben und verursacht durch Menschen und durch Unachtsamkeit." Nicht nur Säugetiere verfangen sich in den alten Zäunen, sondern auch Vögel. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) können sie sich dabei die Flügel brechen.
Muss ein neues Gesetz her?
Jäger Kummetz fordert die Politik auf, künftig direkt bei der Planung eines solchen Zaunes ein Enddatum festzulegen, wann die Anlage wieder zurückgebaut werden muss. Denn so wie es jetzt ist, kann es laut dem Jäger nicht bleiben. "Das ist kein Naturschutz, das ist kein Tierschutz, es sorgt dafür, dass Tiere sinnlos sterben und das unter schlimmsten Qualen." Auch mangelnde Wartung und Pflege noch genutzter Zaunanlagen seien ein Problem, so Kummetz. Und er ergänzt: "Man sollte natürlich in Wiesenvogelschutzgebieten möglichst vermeiden, Stacheldraht einzusetzen." Besser seien Zäune aus Holz. Damit Wildtiere nicht länger qualvoll sterben müssten.