Stutthof-Prozess: Ehemaliger KZ-Wachmann sagt erneut aus
Der heute 95-Jährige musste sich eine Stunde lang den Fragen der Nebenklage stellen. Dabei hat er zugegeben, dass im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig Unrecht geschah.
Im Prozess gegen die ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F. hat ein früherer Wachmann des Konzentrationslagers erneut ausgesagt. Bruno Dey war im Alter von 17 Jahren als Wachmann in dem Lager beschäftigt. Schon Anfang Juni war er vorgeladen vor dem Landgericht Itzehoe (Kreis Steinburg). Damals sagte er aus, dass er die Angeklagte nicht kennt.
Die Anwälte der Nebenklage fragten ihn nun, ob er von seinem Wachturm aus die Kommandantur gesehen habe. Das wisse er nicht mehr, antwortete Dey schmallippig. Auch ob er gewusst hat, dass in dem KZ Menschen getötet und vergast wurden, wollte der Zeuge nicht klar sagen. Allerdings erwiderte Dey auf eine andere Frage: "Es geschah Unrecht, sicher." Er hätte einmal antreten müssen, um die Hinrichtung von drei Häftlingen zu beobachten.
Die Angeklagte schweigt weiter
Ein Anwalt der Nebenklage sagte NDR Schleswig-Holstein: Wenn Bruno Dey gesehen hat, dass in dem Lager Unrecht geschehen sei, dann müsse die Angeklagte das eigentlich auch gesehen haben. Irmgard F. schweigt bislang zu den Vorwürfen und zeigt keine Reue in dem Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft der 97-Jährigen Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vor.
Der Zeuge Bruno Dey ist bereits rechtskräftig wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 5000 Fällen verurteilt worden. Im Juli 2020 hatte das Landgericht Hamburg eine Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung gegen ihn verhängt.