Ministerium lehnt wolfsfreie Zonen an der Küste ab
Das niedersächsische Umweltministerium sieht den Küstenschutz den Wolf nicht gefährdet. Mehrere Küstenjägerschaften hatten "wolfsrudelfreie Zonen" gefordert, um Deichschafe besser zu schützen.
Entgegen der vorherrschenden Meinung innerhalb der Jägerschaften seien Herdenschutzhunde und Zäune geeignete Maßnahmen, hieß es aus dem Ministerium. Dennoch sei die Erklärung der Küstenjäger ein "guter Input für die weitere Debatte", so Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) - zum Beispiel für das Dialogforum "Weidetierhaltung und Wolf".
Jäger: Immer mehr Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere
Zehn Küstenjägerschaften zwischen Emden und Stade sowie die Landesjägerschaft Niedersachsen und Bremen hatten am Donnerstag ihrem Ärger Luft gemacht - und ein Positionspapier veröffentlicht. In der sogenannten Auricher Erklärung beschreiben sie den deutlichen Anstieg des Wolfsbestandes in Niedersachsen in den vergangenen 15 Jahren und damit verbundene Probleme: "Übergriffe auf Nutztiere steigen ebenso wie die Anzahl der Nahbegegnungen", heißt es unter anderem in dem Papier.
Bedrohung der Deichschafe als Hauptproblem
Als eines der Hauptprobleme sehen die Jägerschaften die Bedrohung der Deichschafe. Die Menschen würden sich auf die Sicherheit der Deiche verlassen. Sie könne aber nur mit einer kontinuierlichen Beweidung durch Schafe gewährleistet werden. "Wolfsabweisender Grundschutz" sei nicht leistbar, Herdenschutzhunde aufgrund der Nähe zu Touristen keine Option. Immer mehr Schäfer und Nutztierhalter würden aufgeben, auch weil nötige Zäune weder "praktikabel noch umsetzbar" seien und darüber hinaus keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Wolf bieten würden.
Forderung: Küste soll zur "wolfsrudelfreien Zone" werden
In dem Papier kritisieren die Verfasser, dass die Landesregierung sich im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht für eine Überprüfung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene ausgesprochen habe. Sie fordern unter anderem "ein europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement". Zudem solle der Deichschutz durch Beweidung gegenüber dem Schutz des Wolfes vorrangig behandelt und eine "wolfsrudelfreie Zone in den küstennahen Landkreisen" eingerichtet werden. Die Politik müsse die Sorgen der Menschen ernst nehmen und für sie eintreten, so die Jäger.
"Die wollen nur ballern!"
Kritik an dem Positionspapier kommt vom NABU in Niedersachsen: Das Wolfsmonitoring habe gezeigt, dass es kein exponentielles Wachstum des Wolfsbestands in Niedersachsen gebe. Auch die Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere blieben konstant. Wolfsfreie Zonen seien zudem nicht mit Bundes- und EU-Recht vereinbar, sagte eine Sprecherin. Und auch der "Freundeskreis freilebender Wölfe" aus Wolfsburg lehnt das Papier der Jäger ab. "Die wollen nur ballern!", sagte der Vereinsvorsitzende Ralf Hentschel dem NDR in Niedersachsen.