Juist entscheidet sich für die Bimmelbahn - und die Pferdekutsche
Wie wird der Flugplatz von Juist künftig mit dem Dorf angebunden? Es lagen zwei Konzepte vor - am Ende nahm der Gemeinderat beide. Bisher waren Kraftfahrzeuge auf der ostfriesischen Insel verboten.
Für eine Anbindung mit einer E-Bimmelbahn votierten am Donnerstag sieben der elf stimmberechtigten Ratsmitglieder. Damit wird es erstmals einen Personenverkehr mit einem Kraftfahrzeug auf der Insel geben. Für Juist ist das Ende des Kraftfahrzeugverbots historisch. Nun muss der Landkreis Aurich dem Antrag zustimmen. Laut Beratungsvorlage soll die Kurverwaltung die schienenlose Wegebahn anschaffen und an den potentiellen Betreiber verpachten. Ansonsten soll Juist weiter autofrei bleiben. Bürgermeister Tjark Goerges (parteilos) hatte gegen die Bimmelbahn gestimmt.
Kutschen-Bus mit Testphase bis Ende Oktober
Gleichzeitig mit der elektrifizierten Lösung bekam ein Pferdekutschen-Bus mit Tagesticket im Rat eine Mehrheit. Beide Konzepte sollen sich nicht in die Quere kommen: Die Bahn soll nur zu Zeiten fahren, in denen es keinen Linienverkehr mit der Kutsche gibt. Laut Beschlussvorlage trägt die Gemeinde für die Kutschen-Bus-Lösung ein finanzielles Risiko von 25.000 Euro, bei der Ratssitzung wurde der Betrag auf 50.000 Euro erhöht. Die Verbindung soll zunächst als Testphase bis zum 31. Oktober laufen. Die Kosten für die Anschaffung der E-Bimmelbahn stehen noch nicht fest, dürfen laut Beschlussvorlage aber 150.000 Euro netto nicht übersteigen.
Aktuell fahren nur Fahrrad-Rikschas zum Flugplatz
Der Verkehrslandeplatz Juist liegt vier Kilometer außerhalb des Dorfes. Passagiere, die hier ankommen, sind auf eine Anbindung angewiesen. Seit Ende Februar gibt es aber keine reguläre Verbindung mehr. Die Personen-Kutsche der Spedition HUF hatte den Flugplatzverkehr aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. "Wir fahren seit 2019 hoch defizitär zum Flugplatz", sagt Geschäftsführerin Karen Bauer. Bis zur Einstellung hatte die Gemeinde den Fuhrbetrieb schon mit rund 40.000 Euro für die Monate Dezember bis Februar subventioniert. Aktuell kommen Fluggäste deshalb nur noch per Fahrrad-Rikscha in den Ort, die sie vorbestellen müssen. Pro Fahrt haben dort zwei Personen Platz.
Pferdekutschen-Betreiberin und Rikscha-Betreiber stellten Anträge
HUF-Geschäftsführerin Karen Bauer hatte das Konzept für den Pferdekutschen-Bus eingereicht. "Wir wollen Haltestellen auf der gesamten Insel, und zunächst zweimal täglich über die komplette Längsachse bis zum Flugplatz fahren", erklärt Bauer. Ein Tagesticket, mit dem Fahrgäste beliebig oft ein- und aussteigen können, soll zehn Euro kosten. Der Juister Hotelier Joe Pütz hatte den Antrag für die Elektro-Bimmelbahn gestellt. Er betreibt die Fahrrad-Rikschas, hat gerade die Gastronomie am Flugplatz übernommen und hofft durch die Bimmelbahn auch auf zusätzliche Ausflugsgäste. Jeder Flug soll eine Anbindung per E-Bimmelbahn bekommen. "Mit bis zu 26 Personen, für 10 Euro pro Person und Strecke inklusive Gepäck", erzählt er. Das wirtschaftliche Risiko für den Betrieb der Bahn will er selbst tragen. Fahren soll sie mehrmals täglich zwischen Flugplatz und Hafen.
Fluggastzahlen sind rückläufig - Konkurrenz durch Schnellfähren
Die Fluggastzahlen gingen von 54.000 in 2018 auf zuletzt 26.000 Passagiere pro Jahr zurück. Die Fluggesellschaft FLN hat ihre Verbindung von Norddeich nach Juist Ende Februar eingestellt. Aktuell fliegt der Ostfriesische Flugdienst (OFD) zweimal täglich von Emden auf die Insel. Wenn es wieder eine reguläre Anbindung in den Ort gibt, will ein norwegischer Fluganbieter achtmal täglich Flüge von Norddeich aus anbieten. Konkurrenz erhalten die Flieger durch Schnellfähren, die seit 2019 nach Juist fahren. Sie sind weniger tideabhängig als die großen Fähren, fahren dadurch regelmäßiger und brauchen nur 45 Minuten. Zudem kommen sie im direkt am Ortsrand liegenden Hafen an - ein Vorteil gegenüber dem Flugplatz, der außerhalb liegt.
