Höhere Zuzahlungen für Plätze in Pflegeheimen auch in MV
Die zu zahlenden Eigenanteile der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sind im Nordosten im Jahr 2022 überdurchschnittlich stark gestiegen.
Für Pflegebedürftige im Heim ist der Eigenbeitrag trotz neuer Entlastungszuschläge auch in Mecklenburg-Vorpommern erheblich weiter gestiegen. Zum 1. Januar waren im ersten Jahr im Heim im Landesdurchschnitt 2.106 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig, wie eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) ergab. Das waren 446 Euro mehr als am 1. Januar 2022. Ein Heimplatz im Nordosten ist trotzdem immer noch günstiger als in vielen anderen deutschen Regionen: Im bundesweiten Schnitt sind 2.411 Euro pro Monat zu zahlen - 278 Euro mehr als Anfang 2022.
Info: Das ist im Fall von Pflegebedürftigkeit zu beachten
- Für alle Pflegebedürftigen gilt seit Jahresbeginn ein Schonvermögen von 10.000 pro Person (zuvor 5.000 Euro).
- Nur Geld, was darüber hinaus vorhanden ist, muss für die Pflege eingesetzt werden.
- Die Beratung beim Pflegeantrag übernehmen die 19 Pflegestützpunkte im Land.
- Sie helfen auch beim Pflegewohngeld oder beim Antrag für das Sozialamt.
Entlastungszuschläge steigen mit längerem Heimaufenthalt
Hintergrund der Steigerungen seien besonders höhere Kosten für Lebensmittel und Personal durch die Pflicht, nach Tarif zu bezahlen, erklärte der Ersatzkassenverband. Geringer als in MV sind die Zuzahlungen der Pflegebedürftigen im Heim in Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich 1.823 Euro, in Brandenburg mit 2.025 Euro und in Thüringen mit 2.029 Euro. Die Entlastungszuschläge steigen mit längerem Heimaufenthalt und dämpfen die Kostenzuwächse dann jeweils stärker. Auch mit dem höchsten Zuschlag, den es ab dem vierten Jahr im Heim gibt, stieg die Zuzahlung in Mecklenburg-Vorpommern vom 1. Januar 2022 um 189 auf nun 1.375 Euro pro Monat und im bundesweiten Schnitt um 130 auf 1.671 Euro.
Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten
In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Seit Anfang 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil nur für die reine Pflege sinkt so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Jedoch stieg der Eigenanteil für die reine Pflege weiter - ohne Zuschläge bundesweit im Schnitt auf nun 1.139 Euro nach 912 Euro Anfang 2022. Hintergrund sind auch höhere Personalkosten.
Pflegereform und Soforthilfen gefordert
Seit 1. September 2022 müssen Einrichtungen Pflegekräfte nach Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen, um mit Pflegekassen abrechnen zu können. Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, forderte eine "Pflegereform in einem Guss". Nötig sei ein Finanzkonzept mit fest verankerten und dynamisierten Steuerzuschüssen. Für die Auswertung wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.
Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) fordert ein Ende der Preisspirale: Der Eigenanteil müsse fest sein, der Teil, der über die Pflegekassen und Steuerzuschüsse kommt, hingegen dynamisch. Nur so würden Pflegebedürftige und ihre Angehörigen dauerhaft entlastet. Nach Auffassung der oppositionellen CDU muss den Betroffenen auch kurzfristig geholfen werden - etwa über ein zeitlich befristetes Landeshilfsprogramm.