Neue Warnstreiks bei der Post - Ver.di: "Wir meinen es ernst"
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post heute erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Auch in Norddeutschland kann es zu Verzögerungen kommen.
Ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sagte: "Wir meinen es ernst und wir sind bereit, für unsere Forderungen zu kämpfen." Bundesweit soll der Gewerkschaft zufolge "in ausgewählten Briefzentren" die Arbeit niedergelegt werden, wie ver.di heute mitteilte. Die Gewerkschaft hatte in der Tarifrunde bereits zu mehreren Warnstreikwellen aufgerufen. Dadurch verzögerte sich die Zustellung von Millionen von Briefen, auch viele Pakete blieben vorübergehend liegen.
Streiks in Briefzentren in Niedersachsen und Paketzentrum in Bremen
In Niedersachsen werden heute nach Gewerkschaftsangaben die Briefzentren in Göttingen, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg bestreikt. Auch das Paketzentrum im Bremer Güterverkehrszentrum sei betroffen.
"In der zweiten Verhandlungsrunde in der letzten Woche gab es kaum Bewegung und keine greifbaren Verhandlungsergebnisse", kritisierte ver.di Landesfachbereichsleiter Thomas Warner. "Stattdessen hieß es von den Arbeitgebern, die Forderungen der Beschäftigten seien nicht finanzierbar. Diese Sichtweise ist für uns nicht akzeptabel." Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten ließen sich die noch immer hohen Lebenshaltungskosten bewältigen, so Warner.
Auch Ausstände in SH, MV und Bundesländern im Süden
In Schleswig-Holstein rief ver.di die Gewerkschaftsmitglieder dazu auf, ab heute Nachmittag im Briefzentrum in Lübeck die Arbeit niederzulegen. Das teilte der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer Markus Ameln mit.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich Post-Mitarbeitende laut ver.di an den Warnstreiks - etwa im Zustellzentrum in Roggentin. Die Streiks würden in den kommenden Tagen noch ausgeweitet.
Weitere Warnstreikschwerpunkte gibt es ver.di zufolge in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - mit den Auswirkungen der dortigen Streiks ist auch bei Zustellungen in Norddeutschland zu rechnen.
Folgen wohl ab Mittwoch spürbar
In Briefzentren werden Sendungen sortiert und dann an Zustellstützpunkte weitergeleitet, wo Postbotinnen und -boten die Briefe mitnehmen und dann ausliefern. Die Folgen des erneuten Warnstreiks dürften bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern daher ab Mittwoch zu spüren sein.
In der vergangenen Woche hatte ver.di bereits an drei Tagen mehrere Standorte der zum Logistik-Konzern DHL gehörenden Post bestreikt.
Unternehmen: "Neuerliche Warnstreiks nicht nachvollziehbar"
DHL-Sprecherin Jessica Balleer teilte am Dienstagmittag mit, bundesweit gebe es nach aktuellem Stand Streik-Aktionen in 21 Briefzentren. Die Beteiligung sei "derzeit als eher niedrig zu bezeichnen". Man setze "alles daran, die Auswirkungen für unsere Kundinnen und Kunden so gering wie möglich zu halten". Die neuerlichen Warnstreiks seien für das Unternehmen "nicht nachvollziehbar". Mit ver.di "hatten wir uns darauf verständigt, die konstruktiven Gespräche in der dritten Verhandlungsrunde am 12. und 13. Februar fortzuführen und dort ein tragfähiges Angebot vorzulegen". Es gebe daher "zu diesem Zeitpunkt keinen triftigen Grund für Warnstreiks", so Balleer. Das Unternehmen strebe weiterhin "eine Lösung an, die die Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichert".
Gewerkschaft fordert mehr Lohn und mehr Urlaub
Ver.di fordert unter anderem sieben Prozent mehr Lohn für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten des Bonner Konzerns. Außerdem müsse es für die Post-Mitarbeitenden eine Entlastung durch zusätzliche Freizeit geben: Es gehe um drei Tage mehr Urlaub sowie einen zusätzlichen Urlaubstag für ver.di-Mitglieder. Der niedersächsische Fachbereichsleiter Warner kündigte für die nächsten Tage weitere Warnstreiks bei der Post an.