Bilanz nach einem Jahr LNG in Lubmin: Auslastung nur bei 20 Prozent

Stand: 14.01.2024 21:14 Uhr

Weg vom russischen Gas: Das Flüssigerdgasterminal im Industriehafen von Lubmin (Landkreis Vorpommern-Greifswald) sollte Deutschland unabhängiger machen, einer Gasmangellage vorbeugen. Doch nach einem Jahr in Betrieb fällt das Fazit gemischt aus. Denn es wurde weniger Gas eingespeist als zunächst geplant.

Lubmin. Es war ein symbolischer Akt für Deutschlands Unabhängigkeit von russischem Gas: Am 14. Januar vergangenen Jahres drehten Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Gashahn des neuen LNG-Terminals in Lubmin auf. Genehmigt in Rekordzeit nach dem LNG-Beschleunigungsgesetz, um in Deutschland eine Gasmangellage zu verhindern. Die deutsche Regas, ein privater Betreiber, wollte jährlich rund fünf Milliarden Kubikmeter Gas einspeisen. Doch nun steht fest: Das Ziel wurde im ersten Jahr weit verfehlt. Lediglich eine Milliarde Kubikmeter Gas konnte seither eingespeist werden.

Schlaflose Nächte für Anwohner

Bereits während des Probebetriebes im vergangenen Januar regte sich Protest. Allen voran die Einwohner der Nachbargemeinde Spandowerhagen klagten über schlaflose Nächte. Ihre Vermutung: Die brummende Geräuschkulisse, die je nach Windrichtung mal stärker mal schwächer ausfällt und vor allem in den Nächten deutlich zu hören ist, komme vom Regasifizerungsschiff "Neptune". Und tatsächlich: Pegelmessungen, beauftragt von der Deutschen Regas, ergaben, dass das Schiff für den Dauerlärm verantwortlich ist.
Zur Erklärung: Das 280 Meter lange und 50 Meter breite Schiff versetzt Flüssiggas wieder in den gasförmigen Zustand. Ein Verfahren, das nicht geräuschlos vonstatten geht. 

Schalldämpfer gegen den Lärm

Sowohl Umweltminister Till Backhaus (SPD) als auch Vertreter der Deutschen Regas bemühten sich von Beginn an um Schadensbegrenzung - mehrmals trafen sie sich mit den Einwohnern Spandowerhagens. Es sei ein "konstruktiver Prozess gewesen", blickt Harald Jürgens zurück. Von seinem Garten aus ist die "Neptune" deutlich zu erkennen, ein Bild, an das er sich mittlerweile gewöhnt hat. Und der Dauerlärm? Der habe sich deutlich verringert, erklärt Jürgens: "Mittlerweile wurden Schalldämpfer eingebaut, die viel gebracht haben. Wir werden die Geräusche nie ganz los, aber sie sind mittlerweile unter dem maximal zulässigen Pegel. Und mehr geht einfach nicht."

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Umweltverbände zweifeln an Nutzen

Das LNG-Terminal in Lubmin rief auch Umweltorganisationen wie den Naturschutzbund Deutschland (NABU) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) auf den Plan. Sie forderten und fordern weiterhin einen Stopp des Betriebes. Zu gravierend seien die Folgen für das sensible Ökosystem im Greifswalder Bodden, so die Kritik. Constantin Zerger, Leiter des Bereichs Energie und Klimaschutz bei der DUH: "Das Projekt in Lubmin ist ein totaler Rohrkrepierer. Es hat hohe ökologische Kosten. Es hat keinen energiewirtschaftlichen Nutzen. Man hat sich da verrannt. Ich glaube, jetzt müssen sich die Beteiligten mal ein Herz fassen und aufhören, da den wirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen zu folgen." Das Projekt, so Zerger, sei "schlecht für die Küste, schlecht für die Ostsee und somit auch schlecht für das Land Mecklenburg-Vorpommern."

Neues LNG-Terminal vor Rügen ebenfalls in der Kritik

Die Deutsche Regas zieht hingegen eine andere Bilanz. Man sei vorsichtig vorgegangen, um keinen Unfall zu produzieren, sagt Stefan Knabe, Vorsitzender des Aufsichtsrates. Zwar sei die Gas-Menge nicht so hoch wie erhofft, so Knabe weiter. Allerdings habe man auch eine Lösung gesucht. Diese werde, so der Plan, im Hafen von Mukran auf der Insel Rügen liegen. Dort soll das fünfte LNG-Terminal Deutschlands entstehen mit der "Neptune", die dann von Lubmin nach Mukran verlegt werden soll.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 14.01.2024 | 19:30 Uhr

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