Trockenheit mit Folgen: Dürre, Waldbrände - und kein Regen in Sicht

Stand: 07.06.2023 09:56 Uhr

Sonne und Temperaturen um die 25 Grad: Während sich die einen darüber freuen, dass der Sommer endlich gekommen ist, bedeutet das anhaltende trockene Wetter für andere vor allem eines: Arbeit und Wachsamkeit. Gemeint sind die Feuerwehren, die angesichts gestiegener Waldbrandgefahr in erhöhter Bereitschaft sind.

von Niklas Schenck

Stark zugenommen hat die Zahl unterschiedlich großer Feuer zuletzt im Nordosten. Regen lässt weiter auf sich warten. Bäume und andere Pflanzen trocknen langsam aus. Seit Tagen herrscht in allen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns erhöhte Waldbrandgefahr. Die Seenplatte gehört zu den Landkreisen mit der höchsten Warnstufe fünf. Peter Handsche ist dort Leiter des Ordnungsamtes und auch für die Feuerwehr im Kreis zuständig. Er stellt sich gerade auf viele mögliche Einsätze ein. "Es ist wirklich trocken und sehr, sehr gefährlich", sagt Handsche. An den vergangenen Tagen habe es hier und dort kleinere Waldbrände oder Flächenbrände gegeben. "Man kann immer nur an die Leute appellieren, dass sie aufpassen, wenn sie sich im Wald bewegen: nicht rauchen, keine Scherben hinwerfen und achtsam sein", sagt Handsche.

Weitere Informationen
Ein Warnschild, das auf erhöhte Waldbrandgefahr aufmerksam macht © picture alliance swen pförtner Foto: Swen Pförtner

Waldbrandgefahr im Norden: So hoch ist das Risiko in Ihrer Region

Eine Landkarte zeigt, wo die Gefahr für Brände in Norddeutschland hoch ist - und wie sich das Risiko entwickelt. mehr

MV: Jetzt schon halb so viele Feuer wie im ganzen Jahr 2022

Weitere Informationen
Göldenitz: Ein abgebranntes Torfmoorgebiet. © Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Löscharbeiten beim Brand im Göldenitzer Moor gehen weiter

Etwa 80 Hektar Moor standen zeitweise in Brand, jetzt sollen verbliebene Glutnester gefunden und gelöscht werden. mehr

32 Mal hat es in diesem Jahr bereits gebrannt, in Wäldern und auf Freiflächen Mecklenburg-Vorpommerns. Damit ist schon vor dem Hochsommer etwa die Hälfte der Feuer erreicht, die 2022 insgesamt registriert wurden. An der Seenplatte seien sie wegen der Trockenheit in erhöhter Bereitschaft, sagt Handsche. "Wir haben hier bei uns die Waldbrandzentrale in Mirow, die die ganzen Bereiche überwachen und uns sofort Bescheid geben kann, wenn sie irgendwo irgendwelche Wolken aufsteigen sehen", erklärt Handsche. Ob es dann Staub vom Acker, von der Feldbearbeitung oder tatsächlich ein Feuer ist, das müsse man dann vor Ort sehen.

Kameras überwachen inzwischen vielerorts Waldstücke. Außerdem habe das Land mit den Landkreisen in neue Löschtechnik für die Feuerwehren investiert. Ein Problem für die Einsatzkräfte: Wegen der hohen Temperaturen seien die Löschteiche nicht ausreichend gefüllt, erklärt Handsche. Immerhin könne man für Löschwasser auf einige Seen zurückgreifen.

Angespannte Lage auch in Niedersachsen

Weitere Informationen
Verkohlte Bäume in einem Waldstück am Brocken. © Screenshot
4 Min

Waldbrand am Brocken gelöscht

Am Sonntag war im Harz ein Waldbrand ausgebrochen. Olaf Rebmann vom Landesfeuerwehrverband im Gespräch. 4 Min

Auch in Niedersachsen ist die Situation angespannt. Etwa in der Lüneburger Heide, in Celle und Wolfsburg, wie der Deutsche Wetterdienst meldet. In Garbsen bei Hannover wird auch wegen der Trockenheit, aber nicht im Zusammenhang mit Waldbränden, an die Bevölkerung appelliert. Dort hat der kommunale Wasserverband festgestellt, dass der Wasserverbrauch zuletzt erheblich gestiegen ist. Es werde derzeit rund 30 Prozent mehr Trinkwasser verwendet als an einem durchschnittlichen Sommertag. Unter anderem um Vorgärten zu bewässern oder Pools zu füllen.

"Wir bitten die Bevölkerung, unsere Verbraucher, darum, entsprechend gerade mit der Gartenbewässerung zurückhaltend umzugehen, auch mit der Poolbefüllung vorsichtig zu sein und wenn möglich zu vermeiden, um die Wassermengen niedrig zu halten", sagt Sebastian Kratz vom Wasserverband Garbsen-Neustadt.

OOWV will vorsorgen und neue Grundwasservorkommen erschließen

Und in Ostfriesland will man für die Zukunft vorsorgen. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) beobachtet, dass der Bedarf an Trinkwasser im Nordwesten seit 20 Jahren kontinuierlich steigt. Der Klimawandel verschärfe die Situation, weshalb der Verband im Weser-Ems-Bereich nach weiteren Grundwasservorkommen suchen will. "Wir müssen davon ausgehen, dass sich der steigende Trend fortsetzen wird. Dann werden wir in den nächsten zehn, zwanzig Jahren ein Problem haben, weil wir nicht mehr ausreichende Rechte für die Sicherstellung der öffentlichen Wasserversorgung haben", sagt Abteilungsleiter Uwe Sütering. Deshalb müssten alle Maßnahmen ergriffen werden. "Dazu gehört neben der Nutzung von alternativen Quellen und Wassersparmaßnahmen eben auch die vorsorgende Erkundung weiterer Wasservorkommen."

Eine Aufgabe, die noch Jahre dauern wird. Es sei aber im Nordwesten genügend Grundwasser vorhanden - wenn verantwortungsvoll damit umgegangen werde, so Sütering. Wenn es wie aktuell lange warm und trocken ist, bleibt das auch an anderen Orten wichtig.

Weitere Informationen
Eine Herbstwiese ist von dunklen Wolken überzogen. © Matthias Schwenke Foto: Matthias Schwenke

Wetter: Vorhersage und Regenradar für Norddeutschland

Das Wetter in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen: Vorhersage, Regenradar, PLZ-Suche und Unwetterwarnungen. mehr

Feuerwehrleute bei Brandbekämpfung und Nachlöscharbeiten in einem Wald © Freiwillige Feuerwehr Celle

Ministerin ruft wegen Waldbrandgefahr zur Vorsicht auf

Forstministerin Staudte appelliert, mit dem Wald als "wunderbarem Ort der Erholung" pfleglich umzugehen. mehr

Ein Feuerwehrmann löscht von Rauchschwaden umgebene Glutnester eines Waldbrandes mit dem Wasserschlauch. © NDR Foto: Ralf Drefin

Sieben Waldbrände in Amt Neuhaus: Polizei sucht Brandstifter

Die Brände brachen innerhalb von elf Tagen aus, jeweils im Wald. Wahrscheinlich habe jemand gezündelt, so die Polizei. mehr

Ein Warnschild in einem Wald weist auf Waldbrandgefahr hin
Mediennummer 243963300 © picture alliance Foto: Julian Stratenschulte

Sonnige Wetteraussichten - Waldbrandgefahr in SH steigt

Noch liegt die Gefahr laut Landesfeuerwehrverband maximal im mittleren Bereich. Doch es soll trocken bleiben - und damit steigt der Index. mehr

Trockene Erde auf einem Acker. © Screenshot
2 Min

Zu wenig Regen lässt Grundwasser weiter sinken

Im Bundesvergleich war der Mai in MV am trockensten. In NDS sah es besser auch, doch auch hier bangen die Landwirte. 2 Min

Scillablüten blühen im Georgengarten in Hannover. © NDR Foto: Julia Henke

Klimawandel im Norden: So steigen die Temperaturen in Ihrer Region

Ist es bei Ihnen wärmer, als es sein sollte? Aktuelle Wetterdaten zeigen, wann der Klimawandel im Alltag spürbar ist. mehr

Mais wächst auf einem von Trockenheit stark beschädigten Feld. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Klimaforscher Latif: Mehr Dürre und Starkregen auch in Norddeutschland

Damit müsse man laut den Ergebnissen der jüngsten Studie des Klimawandeldienstes Copernicus rechnen. Demnach war 2022 der heißeste Sommer in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen. mehr

Bei einer Klimastreik-Demo in Hamburg hält ein Junge eine Erdkugel, die weint. © Marcus Brandt/dpa

Der Klimawandel und der Norden

Die weltweite Klimakrise trifft auch Norddeutschland. Wie kann die Energiewende gelingen? Welches sind die besten Lösungen? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 07.06.2023 | 06:48 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Extremwetter

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Boris Pistorius spricht in ein Mikrofon © picture alliance/dpa | Sven Hoppe Foto: Sven Hoppe

Boris Pistorius verzichtet auf SPD-Kanzlerkandidatur

Das erklärte er in einer Videobotschaft. Zuvor bekam er im ARD-DeutschlandTrend deutlich mehr Zustimmung als Olaf Scholz. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?