Schwerin: Geflüchtete aus der Ukraine warten vor der zentralen Erfassungsstelle für Ukraine-Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa
Schwerin: Geflüchtete aus der Ukraine warten vor der zentralen Erfassungsstelle für Ukraine-Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa
Schwerin: Geflüchtete aus der Ukraine warten vor der zentralen Erfassungsstelle für Ukraine-Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa
AUDIO: Flüchtlingsrat SH: Unterbringung ist für Kommunen Win-Win-Situation (5 Min)

Flüchtlingsrat: Unterbringung ist für Kommunen auch ein Gewinn

Stand: 16.02.2023 12:00 Uhr

Der Zustrom von Flüchtlingen stellt Länder und Kommunen vor große finanzielle und personelle Herausforderungen. Schleswig-Holsteins Flüchtlingsrat sieht in der Unterbringung von Geflüchteten allerdings auch einen Gewinn für Städte und Gemeinden.

Martin Link im Studio © NDR Foto: Christian Wolf
Bei der Unterbringung fordert Martin Link vom Flüchtlingsrat in Schleswig-Holstein mehr Flexibilität zwischen den Kommunen.

Der Geschäftsführer des Flüchtlingsrats in Schleswig-Holstein, Martin Link, hält eine eine größere Flexibilität zwischen den Bundesländern, was die Versorgung mit Wohnraum betrifft, für unbedingt notwendig. So fänden in Hamburg gemeldete Flüchtlinge immer wieder in den angrenzenden Bundesländern wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein Wohnraum, die Kosten dafür würden aber nicht von der Hansestadt übernommen. "Das Prinzip, wo jemand gemeldet ist, da ist auch die versorgungspolitische Verantwortung, das funktioniert an der Stelle nicht. Da kann sicherlich nachgebessert werden", sagte Link im Interview auf NDR Info. Dass Hamburg es vermeide, für die Kosten der Unterbringung auf schleswig-holsteinischem Boden aufzukommen, sei nachvollziehbar - dieses Geld würde schließlich im Etat der Hansestadt fehlen.

Win-Win-Situation für Kommunen

Link hält allerdings nur für bedingt nachvollziehbar, dass die Kommunen derart über fehlende Kapazitäten und finanzielle Mittel bei der Flüchtlingsunterbringung klagen. Denn die sei für die Städte und Gemeinden auch eine Win-Win-Situation. Natürlich müsse anfänglich Geld vorhanden sein, um Kapazitäten aufzubauen und Personalstrukturen zu schaffen, aber: "Das Geld, was investiert wird in Unterkünfte, wird in der Regel in eigene Infrastruktur investiert", so Link. Es komme damit der Kreislaufwirtschaft der Kommunen zugute. Erhielten die Kommunen Bundes- oder Landesmittel dafür, so sei dies positiv. "Sie buttern ja nicht ihr eigenes Geld da rein", gibt Link zu Bedenken.

Bürgerschaftliches Engagement ermöglichen

Das Thema Flüchtlingsunterbringung sei aber nicht allein mit Geld lösbar. Bürgerschaftliches Engagement könne in großen Landesunterkünften, wie sie nun in Schleswig-Holstein mit 7.000 Plätzen geplant sei, kaum entstehen. "Solche großen Unterkünfte sind nicht so einfach zugänglich, auch für Ehrenamtliche", kritisiert Link. Es müsse eine Öffnung hergestellt werden, um die notwendige Betreuung zu gewährleisten.

Versäumnisse der Vergangenheit

Bemängelt wird von den Kommunen auch, dass Flüchtlinge, die nicht unter die klassische Asylregelung fallen, wie etwa Ukrainerinnen und Ukrainer, vor allem in die größeren Städte ziehen, wo kaum Wohnraum zur Verfügung steht. Link hält das für logisch und kritisiert: "Wenn bestimmte Regionen nicht angebunden sind, weder vom ÖPNV, noch Arbeitsplätze in der Nähe sind, keine Zugänge zu Sprachkursen vorhanden sind, dann ist es doch kein Wunder, dass die Menschen lieber im urbanen Raum bleiben." Dort hätten sie zum Beispiel die Chance, dass ihre Kinder gut in die Schule kämen. Das seien Versäumnisse der Vergangenheit. Seit Jahrzehnten würden die Strukturschwächen mancher Regionen beklagt, geändert würden sie aber nicht.

Weitere Informationen
Geflüchtete aus der Ukraine stehen mit ihrem Gepäck vor den Gebäuden eines Flüchtlingsheims (Symbolbild). © dpa Foto: Henning Kaiser

Das erwarten die Nordländer vom Flüchtlingsgipfel

Viele Kommunen klagen über zu geringe Kapazitäten, um Geflüchtete unterbringen zu können. Sie verlangen mehr Unterstützung vom Bund. mehr

Eine mit Feldbetten bestückte Turnhalle in Wildeshausen. © NDR Foto: Adrian Lange

Redezeit: Europas Flüchtlingspolitik – welche Folgen hat sie für den Norden?

Die große Zahl von Geflüchteten sprengt die Kapazitäten vieler Kommunen. Was kann Europa tun, mehr Abkommen oder mehr Abschottung? mehr

Eine junge Frau aus der Ukraine mit ihrem Pass in der Hand in Hamburg. © picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt Foto: Daniel Reinhardt
8 Min

Vor dem Flüchtlingsgipfel: Was sind die Positionen?

Bei dem Spitzentreffen geht es um Geld, um Kapazitäten für die Unterbringung und um Angebote zur Integration. Außerdem im Audio: ein Bericht zur Lage in Hamburg. 8 Min

Gesprächsrunde © Fotolia Foto: mankale

Redezeit: Kommunen in der Klemme - wie gelingt die Aufnahme weiterer Geflüchteter?

In Grevesmühlen waren Proteste gegen eine neue Flüchtlingsunterkunft eskaliert. Viele Kommunen sind an der Belastungsgrenze. Was muss passieren? Darüber wurde in der NDR Info Redezeit diskutiert. mehr

Die Schatten einer Frau, eines Kindes und eines Mann vor einer Mauer. © photocase.de Foto: krockenmitte

Geflüchtete in SH: Kommunen haben kaum noch Wohnraum

Kreisen und Gemeinden fehlt Wohnraum, um Geflüchtete unterzubringen. Bei einem Flüchtlingsgipfel in Berlin sollen Lösungen gefunden werden. mehr

Eine mit Feldbetten bestückte Turnhalle in Wildeshausen. © NDR Foto: Adrian Lange

Kommunen enttäuscht über Ergebnisse des Flüchtlings-Gipfels

Ministerpräsident Weil hatte im Vorfeld mehr Geld vom Bund gefordert. Bundesinnenministerin Faeser vertröstet auf Ostern. mehr

Kinderwagen stehen vor Containern der Unterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende in der Hamburger Schnackenburgallee 81. © NDR Foto: Carolin Fromm
3 Min

Geflüchtete: Wie ist die Situation in den norddeutschen Ländern?

Bundesinnenministerin Faeser hat zum bundesweiten "Flüchtlingsgipfel" eingeladen, um über die Unterbringung zu beraten. Im Norden leben zurzeit etwa 260.000 Geflüchtete. 3 Min

Ein leeres Anwesen in Rerik © NDR

Viel Platz für Geflüchtete: Darum steht Reriks Unterkunft leer

Erst wurde über die Miete verhandelt, nun darüber, wer in das Gebäude einziehen darf. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 16.02.2023 | 07:25 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau hält ein Smarthphone in die Kamera, auf dem Display steht "#NDRfragt" © PantherMedia Foto: Yuri Arcurs

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Polizeifahrzeuge stehen am Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus. © picture alliance / ABBFoto

Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten im Norden

Die Sicherheitsmaßnahmen auf norddeutschen Märkten sollen überprüft werden. Niedersachsens Ministerpräsident Weil sagte, hundertprozentigen Schutz gebe es nicht. mehr