Corona-Blog: Demos gegen und für Corona-Maßnahmen
In diesem Blog hat NDR.de Sie auch am Sonnabend, 29. Januar 2022 über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Sonntag gibt es einen neuen Blog.
Das Wichtigste in Kürze:
- Hamburg: Maßnahmen-Gegner protestieren trotz Verbots
- Demonstrationen für und gegen Corona-Maßnahmen in Niedersachsen
- Ethikrats-Vorsitzende: Impfen sollte möglichst einfach sein
- Pneumologe zu Omikron-Umgang: "Wir müssen aus dem Panik-Modus heraus"
- Bestätigte Neuinfektionen im Norden: 3.997 in Schleswig-Holstein, 15.241 in Niedersachsen, 6.207 in Hamburg, 2.117 in Mecklenburg-Vorpommern und 589 in Bremen
- RKI: Bundesweit 189.166 Neuinfektionen - Inzidenz bei 1.127,7
Tabellen und Grafiken: So läuft die Impfkampagne im Norden
Karte: Neuinfektionen in den norddeutschen Landkreisen
Der Corona-Blog geht in die Nachtpause
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wir melden uns morgen früh mit einem neuen Corona-Blog zurück. Kommen Sie gut durch diese stürmische Nacht!
Greifswald: Psychologische Impfberatungen für Pflegekräfte
An der Universität Greifswald gibt es psychologische Beratungen für Pflegekräfte, die sich aus Angst bislang nicht haben impfen lassen. Angstforscher Alfons Hamm berichtet etwa vom Fall eines jungen Mannes, der schon mal eine Herzmuskelentzündung hatte und nun befürchtet, infolge der Corona-Impfung erneut daran zu erkranken. Das Risiko dafür liegt bei 5 zu 100.000. Das Risiko, als Ungeimpfter eine solche Entzündung zu erleiden, liegt hingegen 50-mal höher. Mit Aufklärungsgesprächen versucht Hamm, den Menschen ihre Ängste zu nehmen.
2.117 neue Fälle in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern haben die Behörden seit gestern 2.117 neue Corona-Infektionen registriert (Vortag: 2.937; Vorwoche: 1.846). Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen steigt auf 1.059,9 (Vortag: 1.042,0; Vorwoche: 777,4). Die Landes-Hospitalisierungsinzidenz liegt bei 6,5 (+0,7 gegenüber gestern). Landesweit werden 67 Infizierte auf Intensivstationen behandelt, einer weniger als gestern. Neue Corona-bedingte Todesfälle wurden nicht verzeichnet.
Demonstrationen für und gegen Corona-Maßnahmen in Niedersachsen
Verfechter wie Gegner der Corona-Maßnahmen haben heute in verschiedenen Städten in Niedersachsen demonstriert. Ein Schwerpunkt war Osnabrück, wo sich nach Polizeiangaben etwa 1.150 Gegner der staatlichen Maßnahmen versammelten. Die Organisatoren der Kundgebung "Grundrechte sind nicht verhandelbar" hatten 1.800 Teilnehmer angemeldet. Die Demonstranten protestierten gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Zu Zwischenfällen kam es nicht, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der Protest der Gegner der Corona-Maßnahmen zog eine spontane Gegendemo mit etwa 30 Personen an. Außerdem fand in Osnabrück eine linksgerichtete Demo unter dem Motto "Die Krise hat System" statt.
In Cuxhaven kamen etwa 1.250 Menschen zu einer Kundgebung für gesellschaftliche Solidarität in der Pandemie zusammen, wie ein Stadtsprecher sagte. Mit Abstand bildeten sie eine 2,5 Kilometer lange Menschenkette, die einmal um die Innenstadt reichte. Auch die niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD), der CDU-Bundestagsabgeordnete Enak Ferlemann und andere Politiker nahmen teil. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte ein Cuxhavener Bündnis für Respekt und Menschenwürde, an dem den Angaben nach etwa 80 Parteien und Organisationen beteiligt sind. "Der Großteil der Gesellschaft trägt die temporären Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus aus Verantwortungsgefühl unseren Mitmenschen gegenüber mit", hieß es in dem Aufruf. Auch in Goslar gab es eine Demonstration für Corona-Schutz und Demokratie. Kritisiert wurde eine zunehmend rechte Radikalisierung der Corona-Maßnahmengegner, die sich immer montags in der Stadt im Harz versammeln.
DGB ruft zur Gegendemonstration in Northeim auf
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und andere Organisationen haben zu Protesten gegen eine Versammlung von Corona-Leugnern und Impfgegnern am kommenden Montag in Northeim aufgerufen. Es sei bekannt geworden, dass sich "handfeste Nazis aus der Region" an dem "Spaziergang" beteiligen wollten, sagte DGB-Regionsgeschäftsführerin Agnieszka Zimowska heute. Gewerkschafter und Bündnispartner seien aufgerufen, "Flagge und Präsenz" zu zeigen, fügte Zimowska hinzu. Das Bündnis "Moringen bleibt wach" kündigte an, sich an der Kundgebung gegen rechts zu beteiligen.
Südniedersachsen gilt als ein Brennpunkt der Corona-Leugner-Bewegung. Seit Mitte Dezember gibt es in zahlreichen Orten immer wieder Kundgebungen. Vielfach traten aktive und frühere Mitglieder der AfD um die niedersächsische Landtagsabgeordnete Dana Guth als Anmelder und Redner auf. In den vergangenen Wochen formierte sich in der Region Gegenprotest. So unterschrieben bislang mehr als 1.600 Personen eine "Harzer Erklärung" für eine konsequente Corona-Politik und gegen eine Verharmlosung der Pandemielage.
Hamburg: Maßnahmen-Gegner protestieren trotz Verbots
In der Hamburger Innenstadt sind am Nachmittag viele kleine Gruppen von Gegnern der Corona-Maßnahmen an die Binnenalster geströmt. Die Polizei spricht von einigen Tausend. In der Querdenker-Szene wurde in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen, "spazieren zu gehen", sollte die geplante Großdemonstration abgesagt werden. Die Polizei wertet dies als unangemeldete Versammlung. Das Verbot der ursprünglich angemeldeten Großdemo war vom Oberverwaltungsgericht bestätigt worden.
Städtetag zu Pflege-Impfpflicht: Noch viele Fragen offen
Der Präsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe (CDU), hat dafür plädiert, offene Fragen zur Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht sofort zu klären. Diese werde nur dann Wirkung entfalten, "wenn Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Behörden klar erkennen können, in welchen Fällen Ungeimpfte ihre Tätigkeit nach dem 15. März nicht mehr ausüben dürfen und welche Ausnahmen es gibt", sagte Lewe der "Rheinischen Post". Die Pflicht zur Impfung sollte im Gesetz konsequent mit einem Tätigkeits- und Betretungsverbot versehen werden, forderte der Münsteraner Oberbürgermeister. Ab 16. März gilt eine Impfpflicht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kliniken, Pflegeheimen, Arzt- und Zahnarztpraxen, Rettungs- und Pflegediensten, Geburtshäusern und anderen medizinisch-pflegerischen Einrichtungen.
"Die Gesundheitsämter bekommen nun Abertausende Fälle wegen nicht nachgewiesener Impfungen gemeldet, denen sie einzeln nachgehen sollen", kritisierte Lewe. Dieses Verfahren sei sehr aufwendig, die ohnehin am Limit arbeitenden Gesundheitsämter würden zeitnah kaum Entscheidungen über Tätigkeitsverbote aussprechen können. Zudem forderte Lewe Bund und Länder auf, Rechtsklarheit zu schaffen, für wen genau die Impfpflicht gelte. Angesichts der knappen Zeit werde immer deutlicher, dass auch Übergangsfristen notwendig sein würden, sagte Lewe.
Bundesweit mehr als zwei Millionen 3G-Kontrollen bei der Bahn
Seit rund zwei Monaten gilt die 3G-Regel in öffentlichen Verkehrsmitteln - und die allermeisten Fahrgäste halten sich daran, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Rund zwei Millionen Kontrollen seien bisher im Nah- und Fernverkehr absolviert worden, 99 Prozent der Reisenden hätten dabei nachgewiesen, dass sie geimpft, genesen oder getestet seien. Wer dies nicht kann, muss beim nächsten Halt aussteigen und sich vor einer Weiterfahrt testen lassen. Im Konfliktfall wird die Bundespolizei hinzugerufen. Bei der Deutschen Bahn erfolgen die Kontrollen stichprobenartig und in Zweierteams. Die 3G-Regel gilt seit dem 24. November.
Hunderte demonstrieren in Schwerin gegen Corona-Maßnahmen
Mehrere Hundert Menschen haben in Schwerin erneut gegen Corona-Beschränkungen demonstriert. In der Spitze haben rund 900 Menschen an der Versammlung teilgenommen, wie die Polizei mitteilte. Fünf Gegendemonstranten wollten die Versammlung mit einer Sitzblockade stören. Diese wurde jedoch von der Polizei unterbunden, sodass es den Angaben zufolge zu keiner nennenswerten Auswirkung kam. Parallel zu der Demonstration fand zudem eine Gegendemo statt, an der etwa 20 Leute teilnahmen. Beide Versammlungen verliefen friedlich.
Hospitalisierungsinzidenz in Niedersachsen steigt auf 8,1
Die Corona-Infektionslage in Niedersachsen verschärft sich weiter. Landesweit gilt nun die Warnstufe 3. Wichtigste Maßzahl zur Bewertung der niedersächsischen Corona-Lage ist die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz. Sie gibt an, wie viele Infizierte innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner gerechnet ins Krankenhaus kamen. Der entsprechende Wert stieg heute auf 8,1 nach 7,7 einen Tag zuvor. Die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten in den Klinken stieg leicht von 5,3 Prozent auf 5,4 Prozent.
Ethikrats-Vorsitzende: Impfen sollte möglichst einfach sein
Die Vorbereitung einer Impfpflicht gegen das Coronavirus sollte nach Ansicht der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats mit anderen Maßnahmen flankiert werden. Dazu zählten "niedrigschwellige Impfangebote und zielgruppenspezifische Beratung und Information", sagte die Münchner Medizinethikerin Alena Buyx dem "Weser-Kurier". Sie verwies dabei auch auf die Stellungnahmen des Ethikrats, eines unabhängigen Sachverständigengremiums. "Wir haben sehr klar gesagt: Das Vorbereiten einer Impfpflicht entbindet die Verantwortlichen in keiner Weise davon, dass man sich weiter um die Freiwilligkeit bemüht und es den Menschen wirklich einfach macht", sagte Buyx.
Eine Impfpflicht könne in der derzeitigen Corona-Welle nicht helfen, sondern ziele auf den kommenden Herbst, sagte sie. Deshalb sollte sich Deutschland Zeit für eine ausführliche Debatte nehmen. Es gebe hier im Vergleich zu anderen Ländern viel Impfskepsis.
Deutschland benachteiligt Masken aus eigener Produktion bei Vergabeverfahren
Heimische Hersteller von Schutzmasken gehen laut Branchenverband meist leer aus, wenn öffentliche Stellen Aufträge vergeben. Die Politik hatte kurz nach Beginn der Pandemie Unternehmer und Betriebe aufgefordert, die deutsche Produktion von Masken hochzufahren, um sich unabhängig von ausländischen Herstellern zu machen. Gefördert wurde dies mit 90 Millionen Euro Steuergeldern. Doch die Betriebe stehen nach dem schnellen Start schon wieder still. Bund, Länder und Kommunen kaufen wieder asiatische Masken. Der Grund: Die Ausschreibungen gehen meist an den Anbieter mit dem niedrigsten Preis. Deutsche Masken kosten fünf bis zehn Cent mehr als die chinesischen.
Es sei vergaberechtlich in keiner Weise vorgesehen, dass der Preis alleiniges Zuschlagskriterium sein oder nur ein bestimmtes Gewicht haben muss, heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium. Die Befürworter eines geänderten Vergaberechts nennen Frankreich als Vorbild. Dort gab es vom Gesundheitsministerium einen Erlass, der die öffentlichen Stellen zwang, alle Masken aus Frankreich oder der EU zu beziehen. Außerdem sollte im Vergabeverfahren der Preis nur noch zu 25 Prozent eingehen.
Österreich lockert Einschränkungen in Handel und Gastronomie
Österreichs Kanzler Karl Nehammer kündigt weitere Lockerungen der Corona-Einschränkungen an. Unter anderem wird ab dem 5. Februar die Sperrstunde für Restaurants auf Mitternacht verschoben. Bei Veranstaltungen dürfen dann zudem bis zu 50 statt bisher 25 Personen zusammenkommen. Am 12. Februar soll die 2G-Regel im Handel aufgehoben werden und ab dem 19. Februar soll in Gastronomie und Tourismus wieder 3G ausreichend sein.
Inzidenz in Hamburg steigt auf 2.197,0
Die Behörden haben in Hamburg6.207 neue Corona-Fälle registriert (Vortag: 7.464; Vorwoche: 5.764). Damit steigt die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen auf einen neuen Höchstwert: 2.197,0 (Vortag: 2.173,7; Vorwoche: 1.767,2). Laut DIVI-Intensivregister liegen in der Hansestadt 77 Covid-19--Patientinnen oder -Patienten auf Intensivstationen, einer mehr als am Vortag. Es wurde acht weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet.
Weniger Menschen lassen sich impfen
Die Zahl der Impfungen in Deutschland hat zum Ende der Woche abgenommen. Wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht, wurden am Freitag mindestens 370.000 Impfdosen verabreicht. Vor drei Wochen waren es noch mehr als doppelt so viele. Mindestens 73,9 Prozent der Bevölkerung (61,4 Millionen) haben nach RKI-Angaben einen vollständigen Grundschutz erhalten. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Noch zählt das RKI auch Menschen mit, die nur eine Dosis des Johnson-&-Johnson-Präparats erhalten haben, - allerdings wird das gerade umgestellt. Künftig sollen Johnson-&-Johnson-Geimpfte erst nach einer zweiten Impfdosis als vollständig geimpft gelten.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Mindestens 43,7 Millionen Menschen (52,6 Prozent) seien inzwischen geboostert. Das ist wichtig für einen wirksamen Schutz vor der besonders ansteckenden Virusvariante Omikron.
Das Ziel der Bundesregierung, dass bis Ende Januar 80 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal gegen Corona geimpft sind, droht allerdings zu scheitern. Aktuell sind 75,7 Prozent einmal geimpft. Nicht geimpft sind derzeit 20,2 Millionen Menschen. Für vier Millionen dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung.
Patientenschützer: Heime noch nicht ausreichend geschützt
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat Forderungen kritisiert, die Omikron-Variante des Coronavirus ohne strengere Beschränkungen freien Lauf zu lassen. Bisher schienen die vielen Omikron-Infektionen zwar mildere Verläufe zu nehmen, sagte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch der Düsseldorfer "Rheinischen Post“. "Der Welle aber tatenlos freien Lauf zu lassen, wäre irrsinnig", sagte Brysch mit Blick auf die Situation der Pflegeheime und Krankenhäuser. Denn bis heute seien die Pflegeheime und Krankenhäuser nicht ausreichend geschützt gegen Corona-Ausbrüche. Es fehlten weiterhin tägliche, fachkundig durchgeführte Schnelltests direkt in der Einrichtung, sagte Brysch. Auch geboosterte Beschäftigte dürften davon nicht ausgeschlossen sein, denn auch Geimpfte könnten das Virus weitergeben. Nur so lasse sich verhindern, dass Omikron unbemerkt eingeschleppt werde. Zudem sollte das Personal der Gesundheitsämter in die Teststrategie der Einrichtungen eingebunden werden, statt "ihre Arbeitszeit mit einer ineffizienten Nachverfolgung zu verschwenden".
IHK Nord: Maßnahmen-Flickenteppich bei 2G-Shopping-Regel beenden
In immer mehr Bundesländern kippt die 2G-Regel beim Shoppen. Die Industrie und Handelskammer bekräftigt auch für den Norden ihre Forderung, die Beschränkung zu beenden. Vor allem solle der Maßnahmen-Flickenteppich beendet werden, sagte der Vorsitzende Norbert Aust. In Hamburg muss jede Kundin und jeder Kunde an der Ladentür kontrolliert werden. In Schleswig-Holstein reichen Stichproben. In Niedersachsen hatte das Oberverwaltungsgericht 2G Mitte Dezember einkassiert. Dort gilt eine FFP2-Maskenpflicht für den gesamten Einzelhandel.
Lungenfacharzt: Schutzmaßnahmen beibehalten, aber insgesamt etwas lockern
In kleinen Nachbarländern wie Dänemark und den Niederlanden oder in Großbritannien mit zwei Drittel der deutschen Bevölkerungsanzahl sind oder werden die Corona-Beschränkungen stark gelockert beziehungsweise komplett abgeschafft. Lungenfacharzt Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hält das für nachvollziehbar, da schwere Verläufe bei der mittlerweile auch in Deutschland dominierenden Omikron-Variante nur noch selten und wenn, dann bei Ungeimpften und Immungeschwächten vorkämen. "Im ersten Schritt müssten wir - ich übertreibe etwas - aus dem Panik-Modus heraus", sagte der Pneumologe im Interview bei NDR Info. Viele Menschen würden sich infizieren und erkranken, aber es gebe wenig schwere Infektionen. "Natürlich müssen wir die Risikogruppen weiter schützen." Deshalb sei er eher für eine Kompromisslösung: Abstand, Maske-Tragen würde er beibehalten, aber insgesamt etwas mehr lockern - vor allem in Bereichen an der frischen Luft.
OVG: Demo von Gegnern der Corona-Maßnahmen in Hamburg bleibt verboten
Die von der Polizei verbotene Demonstration von Gegnern der Corona-Maßnahmen heute in Hamburg bleibt untersagt. Die Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts sei erfolglos gewesen, sagte ein Sprecher des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts (OVG) am Morgen. "Damit bleibt es beim Demonstrationsverbot." Ursprünglich war eine Demo mit 11.000 Teilnehmern angemeldet. Nachdem die Kooperationsgespräche zwischen dem Antragsteller und der Versammlungsbehörde jedoch erfolglos verlaufen seien, habe die Versammlungsbehörde die Demo auf der Grundlage der Coronavirus-Eindämmungsverordnung untersagt. Der Anmelder - ein Verein - hatte nach Polizeiangaben deutlich gemacht, dass er den Protestzug rund um die Binnenalster nur ohne Masken abhalten wolle.
Unionsfraktion für Impfpflicht mit "enger zeitlicher Befristung"
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, hält eine Corona-Impfpflicht nur unter Bedingungen und mit enger zeitlicher Befristung für sinnvoll. "Eine Impfpflicht wäre nur dann sinnvoll, wenn besonders gefährliche Virusvarianten drohen - und wenn es zugleich passende Impfstoffe gibt", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". "Trifft eines von beidem nicht zu, wäre eine Impfpflicht wenig zielführend." Das klare Signal an die Bevölkerung müsse außerdem sein: "Wenn eine Impfpflicht kommt, dann nur mit einer klaren, engen zeitlichen Befristung." Die bislang bekannten Initiativen verschiedener Bundestagsabgeordnete für eine allgemeine Impfpflicht kritisierte Sorge: "Die Differenzierung nach Virusvarianten und zeitlicher Komponente fehlt allen Gruppenanträgen - ebenso wie Ideen zur Verbesserung der Datenbasis." Zu diesen drei Punkten werde die Union einen Vorschlag unterbreiten, sagte er. Am Mittwoch hatte der Bundestag in einer Orientierungsdebatte über das gesellschaftlich brisante Thema diskutiert.
IHK Mecklenburg-Vorpommern: MV-Schutzfonds sollte ausreichen
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Mecklenburg-Vorpommern rechnen damit, dass der 2,8 Milliarden Euro schwere MV-Schutzfonds ausreichen wird, die Pandemie-Folgen zu bewältigen. Da der Bund seine Hilfsprogramme verlängert habe und die Landesregierung durch den Schutzfonds lediglich Lücken fülle, sei man zuversichtlich, teilte Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwerin, stellvertretend für alle IHK des Landes mit.
Corona-Schutzimpfungen in MV: Schulungen von Apothekern beginnen
Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Mecklenburg-Vorpommern erhalten von heute an in Rostock eine Schulung zum Impfen. Insgesamt bietet die Apothekerkammer des Landes fünf Kurse an. Die Angebote der Apothekerkammer MV sind bereits jetzt komplett ausgebucht.
Patentschutz-Streit: WTO hofft auch Einigung
Im Streit über den Umgang mit Corona-Impfstoffen zeichnet sich nach Angaben der Welthandelsorganisation eine Einigung ab. Die WTO-Vorsitzende Ngozi Okonjo-Iweala stellte für die kommenden Wochen eine Kompromisslösung in Aussicht. Vorgesehen sei unter anderem, dass Entwicklungsländer besseren Zugang zu Technologietransfers erhalten. Länder wie Indien und Südafrika fordern seit Längerem, den Patentschutz bei Corona-Impfstoffen auszusetzen. Mehrere Industriestaaten und Pharmakonzerne sind dagegen.
Omikron dominiert bei Krankenhaus-Einweisungen in MV
Die Omikron-Variante des Coronavirus dominiert mittlerweile bei den Corona-Einweisungen in den Krankenhäusern des Nordostens. An der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) und an der Universitätsmedizin Rostock (UMR) entfielen nach eigenen Angaben zuletzt etwa 90 Prozent der Proben auf die ansteckendere Variante. Bei über 80 beziehungsweise über 70 Prozent habe der Anteil zuletzt am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg und am Klinikum Südstadt Rostock gelegen.
Hamburger Polizei löst Partys mit bis zu 200 Teilnehmenden auf
Zweimal hat die Hamburger Polizei am späten Freitagabend die Party einer Gruppe von Feiernden aufgelöst, die die Corona-Regeln nicht eingehalten hatten. Nachdem der erste Rave im Bereich der Großen Elbstraße durch die Polizei beendet worden war, setzten die 100 bis 200 Partygäste ihre Feier wenig später in der Hafencity fort. Das teilte ein Sprecher des Hamburger Lagezentrums am frühen Morgen mit. Die Beamten rückten demnach erneut an und lösten die Veranstaltung wieder auf.
Ärztepräsident hält Verkürzung des Genesenenstatus für sinnvoll
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat die umstrittene Verkürzung des Genesenenstatus aus medizinischer Sicht als sinnvoll bezeichnet. "Die bisherige wissenschaftliche Evidenz deutet darauf hin, dass sich Ungeimpfte nach einer durchgemachten Delta-Infektion schon deutlich früher als nach sechs Monaten mit der Omikron-Variante anstecken können", sagte Reinhardt der "Rheinischen Post". "Deshalb ist die Verkürzung des Genesenenstatus aus medizinischer Sicht sinnvoll". Der Präsident der Bundesärztekammer sprang damit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Seite, der die Verkürzung auf drei Monate verteidigt hatte.
Kritik am Alleingang der Bundesregierung kam von der Präsidentin des Marburger Bundes, Susanne Johna. "Ich glaube nicht, dass sich die 90-Tage-Regelung in Deutschland dauerhaft halten lässt", sagte sie der "Rheinischen Post". Die Mitgliedstaaten der EU hätten schließlich "erst vor wenigen Tagen die Gültigkeit des Genesenen-Status auf sechs Monate festgelegt". Zwar sei es prinzipiell richtig, dass die Anzahl der Antikörper bei den meisten Menschen etwa 90 Tage nach einer Infektion absinke. "Das ist aber natürlich kein fester Stichtag und patientenindividuell sehr unterschiedlich. Es hängt auch davon ab, wie stark die Immunantwort auf die Infektion war."
Habeck: Corona-Hilfen werden über März hinaus verlängert - falls nötig
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat eine Verlängerung der Corona-Hilfen in Aussicht gestellt. "Ich hoffe, dass wir Ende März in einer anderen Situation sind. Sollte es aber nötig sein, die Hilfen erneut zu verlängern, um das Überleben hart betroffenen Betriebe zu sichern, dann werden wir in der Bundesregierung die Gelder hierfür bereitstellen", sagte Habeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die aktuellen Hilfen seien gut angelaufen, erklärte Habeck. Erste Teilzahlungen - sogenannte Abschlagszahlungen - flössen seit dem 18. Januar und seien auf den Konten der Betroffenen angekommen.
15.241 Neuinfektionen in Niedersachsen gemeldet
Die Behörden haben in Niedersachsen 15.241 neue Corona-Fälle registriert - so viele wie nie zuvor (Vortag: 14.810; Vorwoche: 10.461). Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen steigt ebenfalls auf einen Höchstwert: 886,9 (Vortag: 844,5; Vorwoche: 621,2). Zwölf weitere Todesfälle wurden im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet.
Schleswig-Holstein: Inzidenz wieder unter 1.000
Schleswig-Holsteins Neuinfektions-Inzidenz ist unter 1.000 gesunken: auf 992,7 neue Fälle je 100.000 Einwohner. Am Vortag waren es 1022,8, vor einer Woche 934,5. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen sank binnen eines Tages von 5.463 auf 3.997 (Vorwoche: 4.608), wie aus den Daten des Landesmeldeamtes hervorgeht. Sechs weitere Menschen starben wegen einer Corona-Infektion.Die Hospitalisierungsinzidenz sank gegenüber dem Vortag von 6,42 auf 6,32. Die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern stieg um 26 auf 367, unverändert 47 von ihnen liegen auf Intensivstationen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz hatten weiter der Kreis Stormarn (1.602,9), die kreisfreie Stadt Neumünster (1.385,4) und Flensburg (1.205,3). Die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz verzeichneten die Kreise Plön (519,5), Dithmarschen (556,8) und Steinburg (656,4). Experten verweisen darauf, dass die Dunkelziffer nicht entdeckter Corona-Infektionen unter anderem aufgrund der geänderten PCR-Teststrategie zunimmt.
Bundesweite Inzidenz bei 1.127,7
Die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hat erstmals die Schwelle von 1.100 überschritten: 1127,7 (Vortag: 1073,0; Vorwoche: 772,7; Vormonat: 205,5). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 189.166 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 135.461 Ansteckungen. Experten gehen von einer hohen und weiter steigenden Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind. Zudem melden einige Städte und Kreise seit Tagen Probleme bei der Übermittlung der Corona-Fallzahlen. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 182 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet. Vor einer Woche waren es 179 Todesfälle
Krankheitslast: Neue Indikatoren zur Bewertung der Pandemielage
Die Inzidenzwerte für Corona-Neuinfektionen werden wegen der stark anschwellenden Omikron-Welle mit vielen milden Verläufen derzeit immer ungenauer, viele Fälle werden nicht mehr diagnostiziert und fließen an den offiziellen Statistiken vorbei. Der Wochenbericht des Robert Koch-Instituts weist deshalb Schätzwerte zu Infizierten mit Covid-19-Krankheitssymptomen verschiedener Schwere aus- die sogenannte Krankheitslast. Spezifisch liegen damit auch Schätzwerte zu Fällen unterhalb der Schwelle von Krankenhausaufnahmen vor, etwa die Häufigkeit von Arztbesuchen: In der Woche bis 23. Januar waren dies demnach 280 pro 100.000 Einwohner, in der Vorwoche waren es laut RKI noch 178 gewesen. NDR Datenjournalist Claus Hesseling ordnet die Situation für das Schleswig-Holstein Magazin ein.
Service: Inzidenzwert für Ihren Wohnort ermitteln
Die Sieben-Tage-Inzidenzen der Corona-Neuinfektionen sind auch in Norddeutschland in Bewegung. Wenn Sie wissen wollen, wie die Lage in Ihrer Stadt oder in Ihrem Landkreis ist, tippen Sie einfach hier Ihre Postleitzahl ein.
Corona-Live-Ticker von NDR.de am Sonnabend startet
Guten Morgen aus der Redaktion von NDR.de. Mit unserem Live-Ticker wollen wir Sie auch heute - am Sonnabend, 29. Januar 2022 - über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Norddeutschland informieren. Hier finden Sie alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen. Die Nachrichten und Ereignisse von gestern können Sie im Blog vom Freitag nachlesen.
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Freitag, 28. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Donnerstag, 27. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Mittwoch, 26. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Dienstag, 25. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Montag, 24. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonntag, 23. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonnabend, 22. Januar