Warnstreik in Hamburg: Züge, Flüge und Hafen in Hamburg betroffen
Der gemeinsame bundesweite Warnstreik zweier Gewerkschaften hat am Montag den öffentlichen Verkehr ausgebremst. Auch in Hamburg hatte der Arbeitskampf der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erhebliche Folgen.
Vom ganztägigen Ausstand der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes waren nicht nur der Flughafen und die Bahn betroffen. Auch im Hafen gab es Auswirkungen.
Immerhin hatte die Hamburger S-Bahn am Vormittag mitgeteilt, dass man den Fahrgästen trotz des Streiks mehrere Verbindungen anbiete. Das waren die Linien S1, S11 und S3 - und zum Feierabendverkehr auch die S31 zwischen Altona und Harburg-Rathaus. Zwischen Neugraben und Stade bestand zudem ein eingeschränkter Ersatzverkehr mit Bussen. Am Dienstag sollen dann alle Linien wieder weitgehend planmäßig fahren, schreibt die S-Bahn bei Twitter.
Bahnverkehr massiv betroffen
Fern- und Regionalzüge fuhren nach Angaben der Deutschen Bahn seit Mitternacht nicht. Notfahrpläne waren laut Bahn nicht möglich. Einige Auswirkungen könnten noch am Dienstag zu spüren sein. Fahrgäste, die für Montag oder Dienstag eine Bahnreise gebucht hatten, können das Ticket laut Bahn bis 4. April flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen könnten kostenlos storniert werden. Auch Regionallinien wie Metronom und Nordbahn waren von Ausfällen betroffen. Außerdem fuhren die AKN-Linien nicht.
U-Bahnen und Busse fahren
Die Hamburger Hochbahn war dagegen schon durch mit ihren Streiks und Tarifverhandlungen - U-Bahnen und Busse des HVV fuhren also, und auch die HADAG-Fähren legten ab. Um die Verbindungen über die Elbe zu verbessern, wurde die Metrobus-Linie 13 von/bis zur Haltestelle Elbbrücken verlängert.
Normale Verkehrslage am Morgen - Elbtunnel befahrbar
Vollere Straßen hatte es am Montagmorgen laut der Polizei nicht gegeben. "Wir haben eine normale Verkehrslage, so wie jeden Montag um diese Uhrzeit", sagte ein Sprecher. Der Elbtunnel war seit dem Morgen nach einer Vollsperrung wieder befahrbar. Nach einer Entscheidung des Hamburger Landesarbeitsgerichts vom Sonntag gab es trotz eines eigentlich geplanten Streiks bei der Autobahn GmbH einen Notdienst in der Tunnelbetriebszentrale, von der aus auch fünf weitere Straßentunnel in Hamburg gesteuert und überwacht werden.
Hamburger Flughafen: Alle Abflüge fallen aus
Am Hamburger Flughafen fielen am Montag alle 147 Abflüge aus. Zudem wurden nach Angaben der Airports 88 der 152 geplanten Landungen gestrichen. Die Lage in den Terminals war am Morgen nach Angaben einer Sprecherin des Hamburg Airport erwartungsgemäß ruhig und die Abflugterminals seien wie leergefegt gewesen. Dafür rechnet man mit einer umso stärkeren Auslastung am Dienstag. Der Flughafen bittet Passagiere deshalb vorsorglich etwas früher zu erscheinen. Ursprünglich hatte der Airport für Montag rund 35.000 Fluggäste erwartet. Besonders die Bereiche Luftsicherheitskontrolle, Passagierservice und Instandhaltung wurden am Hamburger Flughafen bestreikt.
Einschränkungen im Hafen
Die Einschränkungen im Hamburger Hafen durch den Warnstreik der Lotsenversetzer hielten sich nach Einschätzung der Hafenverwaltung HPA zumindest beim Containerumschlag in Grenzen. "Dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten und der Abstimmung zwischen Reedereien und Terminals bei der Abfertigung der Großcontainerschiffe konnte die Anzahl der Schiffsbewegungen deutlich reduziert werden", sagte eine Sprecherin der HPA. Auf der Elbe lotsenpflichtig sind Schiffe, wenn sie länger als 90 Meter oder breiter als 13 Meter sind. Wegen des Streiks der Lotsenversetzer - sie bringen die Lotsen an Bord der großen Schiffe und holen sie auch wieder ab - können sie den Hafen eigentlich nicht anlaufen. Nach Angaben der HPA konnten vereinzelt aber dennoch lotsenpflichtige Schiffe den Hafen erreichen und verlassen.
Kundgebung am Alten Elbtunnel
Hunderte Menschen folgten am Vormittag einem Aufruf der Gewerkschaften zu einer Kundgebung. Sie versammelten sich am Alten Elbtunnel. Eine weitere Demonstration fand am Mittag an der Rugenberger Schleuse statt.
EVG: Keine Streiks rund um Ostern
Die EVG sprach in einer ersten Bilanz von einem "großartigen" Verlauf des Streiktags. Die Streikbereitschaft sei höher gewesen denn je, etwa 1.500 Beschäftigte hätten sich in Hamburg beteiligt. Laut EVG-Aussage, nahmen bundesweit an mehr als 800 Standorten Zehntausende Menschen am Ausstand teil. "Wir gehen davon aus, dass die Arbeitgeber dieses deutliche Signal verstanden haben und jetzt endlich Angebote vorlegen, über die man verhandeln kann", sagte EVG-Tarfivorstand Cosima Ingenschay. Die Streikbereitschaft zeige, "wie wütend alle angesichts der Verweigerungshaltung der Arbeitgeber sind". Streiks rund um Ostern schloss die EVG aber aus.
Dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt startet
Bei ver.di beteiligten sich etwa 500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Hamburg am Streik. Parallel zum Mega-Streik startete am Montag in Potsdam die dritte und dreitägige Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst. Die Tarife gelten in Hamburg für rund 60.000 Beschäftigte. Noch liegen Forderungen und Angebote der Tarifparteien allerdings weit auseinander. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr - in zwei Schritten - sowie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro.