Unternehmensverband: Düstere Aussichten für Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen wird in diesem Jahr weiter an Umschlag verlieren - davon geht jedenfalls der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, aus. Er rechnet damit, dass Hamburg zum ersten Mal nicht mehr zu den 20 wichtigsten Häfen weltweit gehört.
Etwa acht Prozent weniger Waren als 2021 sind im vergangenen Jahr in Hamburg mit dem Schiff angekommen oder von hier aus in die Welt geschickt worden. Hauptursache sei, dass der Handel mit Russland fast vollständig weggebrochen ist, sagte Bonz am Donnerstagabend im Übersee-Club.
Bonz: "Hafen als Steinbruch für die Stadtentwicklung"
Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg rechnet damit, dass dieser Trend anhält. Hamburg könnte sogar den Rang als drittgrößter Hafen in Europa - hinter Rotterdam und Antwerpen - verlieren. Bonz macht dafür auch mangelnde Rückendeckung im Senat verantwortlich: "Einige Politiker auch im Rathaus sehen den Hafen in erster Linie als Störenfried und als Steinbruch für die Stadtentwicklung."
Tourismus in Hamburg könnte Rekord erzielen
Positiver sind dagegen die Aussichten für Hotels und Reisen, sagt Michael Otremba, Chef der Hamburg Tourismus GmbH. "Hamburg ist ein Sehnsuchtsort und hat nichts von seiner Kraft eingebüßt." Die Übernachtungszahlen lagen im vergangenen Jahr bereits wieder in etwa auf Vor-Corona-Niveau. In diesem Jahr rechnet Otremba mit noch mehr Touristen und Touristinnen - vielleicht sogar mit einem neuen Rekord.
Handwerkskammer: Trend zeigt nach oben
Deutlich positiver als beim Unternehmensverband Hafen Hamburg ist man auch in der Handwerkskammer: Präsident Hjalmar Stemmann sagte, 2023 könne man die Talfahrt stoppen. Es hätten zwar zahlreiche Unternehmen, wie etwa Bäckereien und Autowerkstätten, im Zuge von Corona und durch steigende Energiepreise aufgeben müssen, aber der Trend zeige jetzt eher nach oben.
1.000 Hamburger Geschäfte bald dicht?
Skeptischer ist man dagegen im Einzelhandel: Durch die Inflation hätten viele Menschen weniger Geld im Portemonnaie, sagte der Chef des Einzelhandelsverbands, Andreas Bartmann. Er rechnet damit, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren in Hamburg rund 1.000 Geschäfte aufgeben und schließen müssen.