Sophienterrasse: Flüchtlingsunterkunft wird geschlossen
Die Flüchtlingsunterkunft in der Sophienterrasse in Hamburg-Harvestehude schließt in diesem Sommer. Eine entsprechende Information aus dem Hauptausschuss des Bezirks Eimsbüttel hat die Hamburger Sozialbehörde auf Anfrage von NDR 90,3 bestätigt.
Ursprünglich sollte die Einrichtung schon im vergangenen Jahr geschlossen werden. Seit zwei Jahren verhandelte die Sozialbehörde mit den Nachbarn über eine Verlängerung. Jetzt steht fest: Am 30. Juni aber wird die Unterkunft dichtgemacht. Familien mit schulpflichtigen Kindern können jedoch bis zu den Sommerferien bleiben.
SPD: "Flüchtlingsunterkünfte gleichmäßig auf die Stadt verteilen"
Wenn auch diese Unterkunft nahe der Alster schließt, gibt es, abgesehen von einer Einrichtung in der Loogestraße in Eppendorf, keine weitere in einem der wohlhabenden Hamburger Viertel. Gerade erst hatte ein Verein in Nienstedten gegen eine Unterkunft dort gestimmt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf mahnte, dass Unterkünfte für Geflüchtete möglichst gleichmäßig auf das Stadtgebiet verteilt werden müssten. "Dies wäre ein besonderes Zeichen und Ausdruck einer hanseatischen und solidarischen Haltung."
Flüchtlingsunterkunft war lange umstritten
Die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Kreiswehrersatzamt nahe der Alster war lange umstritten. Anwohnerinnen und Anwohner hatten 2015 gegen die Unterkunft in ihrer Nachbarschaft geklagt. Schließlich hatte man sich auf einen Vergleich geeinigt: Die Unterkunft mit ihren 190 Plätzen sollte im September 2024 geschlossen werden.
Keine konstruktiven Gespräche
Bereits Ende 2023 nahm die Sozialbehörde Gespräche mit den Anwohnenden über das Weiterbestehen der Unterkunft auf. Doch diese sind nun gescheitert. Hendrijke Blandow-Schlegel von der Flüchtlingshilfe Harvestehude bedauert, dass die Gespräche offenbar zu keinem konstruktiven Ergebnis geführt hätten. Die Schließung der Unterkunft sieht sie mit einem weinenden und lachenden Auge: Das Gebäude sei nicht mehr in einem guten Zustand.
Offenbar Sozialwohnungen geplant
Das Unterkunftsgebäude an der Sophienterrasse wird noch in diesem Jahr abgerissen. Auf dem Grundstück werden laut Sozialbehörde Sozialwohnungen gebaut. Aktuell leben 171 Geflüchtete an der Sophienterrasse, für die Hälfte der Familien gibt es bereits Aussichten für eine andere Unterkunft. Carola Ensslen von der Linksfraktion sagt, dass es für die Bewohnerinnen und Bewohner eine große Belastung sei, in andere Stadtteile ziehen zu müssen. "Ich glaube an die Versprechungen des Senats erst, wenn die Sozialwohnungen bezogen sind. Da kann noch viel schiefgehen."
Schlagwörter zu diesem Artikel
Migration
