Bei einer Demonstration der Klimaaktivisten Fridays For Future trägt eine Teilnehmerin ein Plakat mit der Aufschrift "1,5 C". © dpa Foto: Christophe Gateau

Hamburger Klimaschutz-Studie: 1,5-Grad-Ziel nicht realistisch

Stand: 01.02.2023 17:57 Uhr

Das Klimaschutz-Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nach Ansicht von Hamburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unrealistisch.

Laut dem "Hamburg Climate Futures Outlook 2023" der Universität Hamburg ist eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius "derzeit nicht plausibel". Für die am Mittwoch vorgestellte Studie haben rund 60 Sozial- und Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in einem interdisziplinären Team zehn gesellschaftliche, klimarelevante Faktoren untersucht. Dazu zählen die UN-Klimapolitik, die Gesetzgebung zum Klimaschutz, Proteste, soziale Bewegungen, transnationale Initiativen, Klagen vor Gericht, Konsumverhalten, der Abzug von Investitionen aus der fossilen Wirtschaft, die Wissensproduktion und die Medien.

Studie: Dekarbonisierung verläuft zu langsam

Es sei einiges in Bewegung gekommen, heißt es. Doch vor allem das Verhalten von Konsumentinnen und Konsumenten sowie Unternehmen bremse weltweit den dringend notwendigen Klimaschutz. "Die notwendige umfassende Dekarbonisierung verläuft einfach zu langsam", erklärte die Leiterin des Exzellenzclusters "Klima, Klimawandel und Gesellschaft" (Cliccs), Anita Engels. Dekarbonisierung bedeutet die Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen.

"Nicht mal in Ansätzen auf dem richtigen Pfad"

Entscheidend für eine Eindämmung der Erderwärmung ist nach Auffassung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der soziale Wandel. Der reiche bislang nicht aus. "Wir sind nicht mal in Ansätzen auf dem richtigen Pfad", sagte Engels. Die staatlichen Investitionen, um die Folgen der Corona-Krise und des russischen Einmarsches in die Ukraine abzumildern, hätten die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sogar noch verfestigt.

Meteorologe hält nichts vom Begriff Kipppunkte

Viel diskutiert wird zurzeit auch über sogenannte Kipppunkte. Das Schmelzen des Arktis-Eises zum Beispiel könnte die Klimakrise verschärfen, wird befürchtet. Da schränken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein: für das globale Klima spiele das Eis keine so große Rolle. Es könnte sogar wiederkommen, wenn die Menschheit die Erwärmung in den Griff bekomme, sagte der Meteorologe Jochem Marotzke.

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NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 01.02.2023 | 17:00 Uhr

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Klimaschutz

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