Taylor Swift Fans strecken ihre Hände beim Konzert im Volksparkstadion in die Luft © Christian Charisius/dpa Foto: Christian Charisius
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AUDIO: Swift, Adele, Beyoncé: Über die Macht der Frauen im Pop (3 Min)

Swift, Adele, Beyoncé: Über die Macht der Frauen im Pop

Stand: 05.08.2024 06:00 Uhr

Die sieben Deutschlandkonzerte von Taylor Swift haben neben den Fans auch Tourismusverbände zum Jubeln gebracht. Ähnlich ist es bei Adele. Damit wächst der gesellschaftliche und politische Einfluss der Popfrauen. Doch wie nutzen sie ihn?

von Christoph Reimann

Sie heißen Taylor Swift, Beyoncé, Billie Eilish oder Rihanna. Sie sind die größten Popstars unserer Zeit, sie sind weiblich, und sie haben: Macht. "Es ist wichtig, im Zusammenhang mit diesen Frauen eben auch über ihre Verantwortung in unserer Gesellschaft zu sprechen", sagt Ulla Heinrich vom feministischen "Missy Magazine". "Durch Macht ergibt sich aus einer feministischen Perspektive auf jeden Fall immer Verantwortung", erläutert sie. "Wenn wir als Gesellschaft damit aufhören zu finden, dass Macht und ein verantwortungsvoller Umgang miteinander verbunden sind, dann haben wir eigentlich schon verloren."

Fangen wir mal beim Geld an. Wenn Taylor Swift und Co. auf Tour gehen, ist das nicht nur für das eigene Portemonnaie gut. Die pilgernden Fans konnten schon so manches Bruttoinlandsprodukt nach oben treiben. Laut "Manager-Magazin" bringen die Deutschlandkonzerte von Taylor Swift der Volkswirtschaft etwa 583 Millionen Euro. Und das ist vergleichsweise sogar wenig, weil Swift hierzulande nur sieben Konzerte gespielt hat.

Absurde Ticketpreise und teure Limited Editions

Aber wo beginnt die Gier der Stars? Erst bei den Ticketpreisen, die immer absurder werden? Oder schon bei den vielen Limited Editions, die der echte Fan natürlich alle haben muss? Marktmacht, so scheint es, will erhalten werden. Und das geht dann auch bei den weiblichen Superstars auf Kosten anderer Musiker und Musikerinnen. "Es gibt viele spannende Alben, die untergegangen sind", erklärt Heinrich, betont aber, dass wir als Konsumenten auch eine Verantwortung tragen, wessen Songs wir hören.

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Einfluss der Popfrauen auf Präsidentschaftswahlen

Die politische Macht der Popfrauen konnten wir erst in den vergangenen Wochen spüren. Die britische Musikerin Charli XCX hatte online geschrieben: "Kamala Harris is brat", was so viel heißt wie "rotzgörig". Eine Anspielung auf das aktuelle Album gleichen Namens der Musikerin. Das Team um die Präsidentschaftskandidatin baute das dankbar in ihre Social-Media-Strategie ein. Das Ziel: die kühle Kamala Harris nahbarer machen, um damit eine jüngere, vor allem weibliche Wählerschaft zu gewinnen. Die Macht des Künstlerimage wird hier zum politischen Instrument.

Inzwischen hat sich auch Beyoncé als Unterstützerin von Harris gemeldet, was der Politikerin zusätzliche Wählerstimmen einbringen dürfte. Auch Helene Fischer, unser weiblicher Superstar aus Deutschland, hat sich inzwischen mehrfach politisch positioniert. 2018 sagte sie, der Song "Wir brechen das Schweigen" richte sich gegen rechte Gewalt. Anfang des Jahres setzte sie ein Zeichen gegen Rechtsextremismus für eine Titelgeschichte im Magazin "Stern". "Diskriminierung, Rassismus, Hass und Gewalt vergiften unsere Gesellschaft", sagte sie.

Schlechte Ökobilanz der Superstars

Nachholbedarf haben die allermeisten Popfrauen - wie aber auch die allermeisten Popmänner - bei ihrer Ökobilanz. Zum Beispiel steht Adele aktuell in München in einer eigens für sie erbauten "Adele-World" auf der Bühne. Dass die Britin ihre zehn Deutschlandkonzerte alle am selben Ort absolviert, klingt nur im ersten Moment ökologisch sinnvoll. Denn erstens wird danach alles wieder abgerissen. Und zweitens kommen nicht wenige Zuschauer mit dem Flugzeug.

Viele Me-Too-Fälle im Pop-Business

Die Popstars von heute liefern neue Bilder von Weiblichkeit, Beyoncé ist gerade für viele Schwarze Frauen eine Heldin, Billie Eilish verhilft Queerness zu mehr Akzeptanz. Aber das sei erst der Anfang, sagt Heinrich. "Die Strukturen im Pop-Business sind eine Katastrophe", betont die Feministin. "Das sehen wir an den ganzen Me-Too-Fällen. Das heißt Feminismus ist in der Form auch nutzlos, wenn die Strukturen dahinter nicht auch aktiv kritisiert werden."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 05.08.2024 | 07:40 Uhr

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