Initiative Keychange: Ist die Zukunft der Musik weiblich?
Weniger Jobs, weniger Gigs, weniger Geld: Frauen haben es im Musikbusiness noch immer schwer. Wie steht es um die Rolle und die Präsenz von Frauen in der Musiklandschaft?
Eine Menge Fußball spielende Männer stehen heute auf dem Platz und erst langsam setzt sich durch, dass auch Frauen Fußball spielen - und dafür durchaus mehr als ein Kaffeegeschirr verdienen. Stichwort: Geschlechtergerechtigkeit. Die Problematik darum kennt man aus vielen Bereichen - leider auch aus der ach so hippen Musikbranche. Eins vorweg: Es liegt nicht daran, dass es nicht genug tolle Frauen gibt.
Wenige sichtbare Musikerinnnen, viele unsichtbare
"Ich glaube, wir verpassen sehr viel tolle Musik, weil wir die Frauen nicht sehen", sagt die Musikerin Antje Schomaker und fordert Sichtbarkeit. Klar, es gibt sie, die sichtbaren Musikerinnen - Taylor Swift ist erkennbar da, als Songschreiberin, erfolgreiche Chefin. Sie ist in den Charts und steht ständig auf irgendeiner Bühne. Aber wie sieht es bei Taylors nicht ganz so gefeierten Kolleginnen aus? Bei Komponistinnen, den Musikerinnen, die um ihren Platz bei einem Festival kämpfen müssen? Den Frauen an den Reglern, den Musikproduzentinnen?
Egal was für ein Bereich, was fällt auch im Jahr 2024 auf? Die Männer haben das Musikgeschäft untereinander aufgeteilt, will man meinen - oder in Zahlen: Bei Festivals werden zu 80 Prozent Männer im Line-up gebucht, 85 Prozent der Musik in den deutschen Charts wird von Männern komponiert. Das bedeutet, sie bekommen das Geld.
Netzwerke in der Musikbranche sind durch Männer geprägt
"Die Musikbranche ist sehr netzwerkbasiert und diese Netzwerke sind sehr männlich geprägt - das nennen wir das Buddy Business. Männer empfehlen und supporten Männer. Mit Keychange wollen wir weibliche Netzwerke schaffen, ein Bewusstsein dafür schärfen, dass Frauen sich gegenseitig supporten", sagt Lea Karwoth.
Karwoth ist Projektmanagerin in Hamburg bei der Initiative Keychange. Die wurde 2017 im Rahmen des Reeperbahnfestivals gegründet. Aus europäischen Mitteln finanziert, geht es vor allem um Talentförderung und eben jene Sichtbarkeit. "Keychange ist für die Arbeit für mich als Musikerin und Songwriterin sehr bereichernd. Ich hab ein tolles Netzwerk gefunden, viele Musikprofessionals kennengelernt. Es ist unglaublich wertvoll zu merken, dass man nicht allein ist und gemeinsam den Weg geht hin zu Veränderung", berichtet beispielsweise die Hamburger Musikerin Luisa.
Keychange: Mehr Geschlechtergerechtigkeit schaffen
Eine Keychange-Aktion hin zu Veränderung ist der sogenannte "50:50 Pledge": Es ist "die Absichtserklärung, die Musikorganisationen unterzeichnen, um auf mehr Geschlechtergerechtigkeit hinzuarbeiten", erklärt Lea Karwoth. Ob es mit Absichtserklärungen getan ist, das Ungleichgewicht zum Beispiel bei der Besetzung von Festivals zu verändern, wird sich zeigen. Noch wichtiger ist vermutlich das, was eine ganze Menge Frauen - und andere - tatsächlich bewegen können:
"Bei den großen Festivals hoffe ich, dass der Druck von den Konsument*innen kommen wird, dass die Ticketkäufer*innen irgendwann sagen, mir ist es wichtig, dass ich Vielfalt auf der Bühne sehen will. Das ist für die junge Generation immer wichtiger als Entscheidungskriterium", so Lea Karwoth. Die Zukunft im Musikgeschäft ist - vielleicht - weiblich. Auf der Seite von Keychange sind all die Festivals, die sich Gleichberechtigung auf ihre Fahnen geschrieben haben, aufgelistet.