Die Fantastischen Vier rocken in Jamel gegen Rechtsextremismus

Stand: 01.09.2024 11:09 Uhr

Die Fantastischen Vier haben die Fans beim Festival "Jamel rockt den Förster" in Nordwestmecklenburg mitgerissen. Am Sonnabend ging es mit Element of Crime und Selig zu Ende. Wer spielen würde, war bis zum letzten Moment geheim.

Sie waren wohl die größte Überraschung des Festivals: Die Fantastischen Vier. In ihrem rund einstündigen Bühnenprogramm lobte die Hip-Hop-Gruppe immer wieder das Veranstalter-Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. "Vielen Dank an die Familie Lohmeyer, dass sie Liebe verbreiten in Zeiten der Dunkelheit", sagte Rapper Michi Beck begleitet von starkem Applaus der Besucherinnen und Besucher. Der Auftritt in Jamel habe für sie eine große politische Bedeutung. "Es geht um nichts weniger als um die persönliche Freiheit, die verloren geht. In Jamel kann man das besichtigen." Sie begeisterten rund 3.500 Musikfans.

Olli Schulz: "Man muss sein Leben nicht mit Hass erfüllen"

Vor den Fantastischen Vier standen die Chemnitzer Popband Tränen und der Hamburger Songwriter Olli Schulz auf der Bühne. "Es ist ein Glück zusammenzuleben. Dieses eine Leben zusammenzuleben und warum willst du dieses Leben mit Hass füllen? Und ich hoffe, die Kinder von diesen Typen da drüben hören das auch alles und merken irgendwann in was für einer scheiß-kleinen Blase sie leben", sagte der 50-jährige Schulz. Am zweiten Abend spielten dann Element of Crime und die Hamburger Rockband Selig.

Die Fantastischen Vier auf der Bühne beim Festival "Jamel rockt den Förster" 2024. © dpa Foto: Markus Scholz
AUDIO: Die Fantastischen Vier rocken in Jamel gegen Rechtsextremismus (2 Min)
Ein Publikum vor einer Bühne. © NDR Foto: Jana Bohlmann
Rund 3.500 Besucherinnen und Besucher kamen zum Festival "Jamel rockt den Förster".

Die Familie Lohmeyer hofft, ihre Botschaft gegen Fremdenhass übermitteln zu können. Die Lohmeyers wollen ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. "Für dieses Festival gibt es wirklich keinen anderen Spielort als das Dorf Jamel, weil es eben genau den Rechtsextremen und Faschisten zeigen soll, die hier ja leben, zu hauf - nicht nur in diesem Dorf, sondern auch in den umliegenden Dörfern-, dass wir mehr sind", sagte die Veranstalterin Birgit Lohmeyer. Mehr Demokraten, die eine offene Gesellschaft wollen und die "gegen all diese faschistischen Strömungen, die wir jetzt überall erleben was entgegensetzen", betont sie. Genau das haben die rund 3.500 Besucher in Jamel getan: Sie haben sich zusammen mit den Musikern klar, laut und deutlich gegen Rechtsextremismus positioniert. Das Festival dauert zwei Tage.

Line-up wird immer im letzten Moment bekannt

Seit 2007 findet in Jamel das Festival gegen Rechtsextremismus statt. Das Veranstalter-Ehepaar Lohmeyer lebt seit 2004 in dem kleinen Ortsteil der Gemeinde Gägelow. In den vergangenen Jahren waren bereits Musikgrößen wie Herbert Grönemeyer, Fettes Brot, Igor Levit oder die Toten Hosen dort aufgetreten. In diesem Jahr war das Festival nach 30 Minuten ausverkauft, obwohl die Veranstalter - wie immer - noch nicht verraten hatten, wer auftritt. Sie möchten, dass die Fans besonders an der politischen Aussage des Festivals interessiert sind und ihr Kommen nicht davon abhängig machen, welcher prominente Musiker sich angesagt hat.

VIDEO: Festival "Jamel rockt den Förster" gestartet (1 Min)

Politischer Streit wegen vermeintlicher Umweltvergehen

Anfang des Jahres hatte es eine kommunalpolitische Auseinandersetzung um das Festival gegeben. Ein Gemeindevertreter hatte das Veranstalter-Ehepaar wegen vermeintlicher Umweltvergehen angezeigt. Die Schweriner Staatsanwaltschaft hatte wegen fehlenden Tatverdachts aber von Ermittlungen abgesehen. Im März wurde dann entschieden, einen Nutzungsvertrag für die dringend benötigte Wiesenfläche mit den Festivalveranstaltern abzuschließen.

Man lasse sich nicht einschüchtern und stehe "zusammen gegen Faschisten und ihre Handlanger hier in der Region", sagte Birgit Lohmeyer. Ihr Mann Horst ergänzte: "Unser Festival dient nicht nur uns selbst, sondern allen Beteiligten - ehrenamtlichen Helfern, Künstlern und Besuchern - als lustvolles Empowerment gegen rechts."

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