Jamel rockt den Förster: Party für Demokratie und Toleranz
Das Festival "Jamel rockt den Förster" ist mit einem positiven Fazit zu Ende gegangen. Das Demokratiefestival setzte auch 2023 wieder ein Zeichen gegen den Rechtsextremismus.
"Die Prinzen"-Frontmann Sebastian Krumbiegel hatte im Dorf Jamel bei Wismar am Freitag den musikalischen Teil des Demokratiefestivals "Jamel rockt den Förster" eröffnet. "Wir sind heute da, um für Demokratie Flagge zu zeigen", sagte der Musiker am Freitag in Jamel bevor er zu seinem ersten Song "Die Demokratie ist weiblich" ansetzte.
Lob für Organisatoren des Festivals
Vor dem ersten Ton ergriff die Schirmherrin und Landtagspräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Birgit Hesse (SPD), das Wort. "Dieses Festival steht nicht nur für Musik, sondern steht für eine besondere Haltung. Nämlich für Vielfalt und Respekt und für Toleranz", sagte sie. In einer parallel veröffentlichten Mitteilung lobte sie die Organisatoren Birgit und Horst Lomeyer als "Menschen, die den Mut haben, sich gegen diejenigen zu stellen, die unsere demokratischen Werte ablehnen".
Festival immer beliebter
Das Festival zieht immer wieder bekannte Namen aus der deutschen Musikszene an. In diesem Jahr spielten am Freitag und Samstag beispielsweise Madsen, Danger Dan, Turbostaat, Juli, Bosse, Blumfeld und Fury in the Slaughterhouse. Von diesen Musik-Programmpunkten haben die Besucherinnen und Besucher aber bis zur letzten Sekunde vor dem jeweiligen Auftritt nichts gewusst. Das hat in Jamel Tradition, denn die Leute sollen der Sache wegen kommen und nicht wegen der Bands. Das Lineup bleibt also traditionell bis zum Start geheim.
"Jamel rockt den Förster" seit 2007
Das kleine Dorf Jamel zwischen Grevesmühlen und Wismar ist von Neonazis gezielt als "nationalsozialistisches Musterdorf" besiedelt worden. Doch auch Birgit und Horst Lohmeyer wohnen dort. Das Ehepaar organisiert seit 2007 jedes Jahr das Festival "Jamel rockt den Förster" als Gegenwehr gegen die Vereinnahmung der Gemeinde durch Menschen mit extrem rechtem Gedankengut.
Sicherheitsdienst entdeckt Störer aus der rechten Szene
Anders als in den Vorjahren gab es bereits am Freitag Vorkommnisse. Laut Mitteilung der Polizei in Wismar versuchten zwei Männer aus dem rechten Spektrum schon in der Nacht auf das Festivalgelände zu gelangen. Sie wurden vom Sicherheitsdienst entdeckt und des Geländes verwiesen. Zudem wurden Graffiti mit verfassungsfeindlichen Sprüchen entdeckt.
3.000 Gäste in Jamel
Auf der Homepage des Festivals schreiben die Lohmeyers, die Veranstaltung "soll den Nazis demonstrieren, dass ihnen 'demokratischer Gegenwind' entgegen bläst". Dieser war in diesem Jahr wieder kräftig und laut: Laut Veranstalter kamen am Freitag und Sonnabend je rund 3.000 Gäste. Die Tickets waren damit ausverkauft. Nach dem langsamen Hochlaufen im Anschluss an die Pandemie-Pause waren das mehr als doppelt so viele Menschen wie im Vorjahr. Erstmals wurde in diesem Jahr ein Preis verliehen: der Horst und Birgit Lohmeyer Demokratiepreis, dotiert mit 1.000 Euro. Er ging an ein Projekt von Schülerinnen und Schüler aus Schwerin. Für eine Performance, die sie im Fach Darstellendes Spiel erarbeitet hatten. Der Preis soll von nun an jährlich an junge Menschen vergeben werden, die sich gegen Diskriminierung aussprechen.
Jamel-Lineup mit hochkarätigen Gästen
Bundesweit bekannt ist das Festival seit dem Auftritt der Toten Hosen im Jahr 2015, an den sich zahlreiche Besuche namhafter Künstler in Jamel anschlossen. Bei der vergangenen Ausgabe des Festivals spielten unter anderem die Sportfreunde Stiller und Deichkind.