"Jamel rockt den Förster": Keine Ermittlung zu Umweltvorwürfen
Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen die Veranstalter von "Jamel rockt den Förster" eingestellt. Am Dienstag könnte sich entscheiden, ob auch dieses Jahr wieder Tausende Gäste in das von Neonazis vereinnahmte Dorf kommen.
Nach einer Anzeige wegen vermeintlicher Umweltvergehen stellt die Schweriner Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen die Organisatoren des Festivals "Jamel rockt den Förster" ein. Laut eines Sprechers der Ermittlungsbehörde gibt es keinen hinreichenden Tatverdacht.
Festival gegen Rechtsextremismus
Den Veranstaltern Birgit und Horst Lohmeyer, die das gegen Rechtsextremismus auftretende Festival bereits seit 2007 organisieren, war unerlaubter Umgang mit Abfällen vorgeworfen worden. Diese Anzeige stammte nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einem Mitglied der Gemeindevertretung.
Fläche durch Bürgermeister freigegeben
Bürgermeister Helms-Ferlemann (parteilos) hatte erklärt, es gehe um ein Recyclingprodukt aus Beton. Um einen Weg zu befestigen, der sonst im Schlamm versunken wäre, wurden auf vier Quadratmeter die Baustoffreste aufgefüllt. Bei einer Begehung vor dem Festival im August des vergangenen Jahres sei das nicht beanstandet worden.
Bereich durch Veranstalter beräumt
Nach einer anschließenden Begehung sei ein Zertifikat über die Unbedenklichkeit des Materials eingefordert worden. Dem seien die Lohmeyers nachgekommen. Auch hätten sie wie gefordert die Flächen soweit möglich beräumt. Eine Kaution, die die Lohmeyers jährlich für die kostenlose Nutzung der Fläche zahlten, hätten diese schon zurück. Zudem wurde die Fläche inzwischen wieder freigegeben.
Festival als politische Versammlung
Am kommenden Dienstag soll bei der Gägelower Gemeindevertretersitzung erneut der Antrag zur Nutzung von Gemeindeflächen beraten werden. Helms-Ferlemann hoffe, dass der Antrag mit knapper Mehrheit durchgehe. Birgit Lohmeyer sagte, man sei mit dem Landkreis im Gespräch, um das Festival als politische Versammlung anzumelden. Dann wäre es für die Nutzung der Flächen nicht mehr vom Votum der Gemeindevertreter abhängig - so die Hoffnung.
Wenig Zuversicht für Zukunft des Festivals
Selbst wenn die Gemeindevertretung der Nutzung dieses Jahr wieder zustimmt, sieht Lohmeyer nach eigener Aussage für die kommenden Jahre schwarz. Nach der anstehenden Kommunalwahl werde es wahrscheinlich nicht einfacher für das Festival.
Demokratiefestival seit 2007
Seit 2007 findet in Jamel bei Wismar, einem von Neonazis vereinnahmten Dorf, das Open-Air-Festival statt. Es setzt ein Zeichen gegen Neonazis und Rechtsextremismus. Namhafte deutsche Bands und Musiker wie Herbert Grönemeyer, Die Ärzte, Fettes Brot, Sportfreunde Stiller, Deichkind und viele mehr sind auf der Bühne im Garten des Ehepaars Lohmeyer bereits aufgetreten.
Stetig steigende Besucherzahlen
Dementsprechend ist auch der Besucherzuspruch mit den Jahren stetig gestiegen. 2012 und 2013 waren es noch jeweils rund 400 Besucher, 2023 wurden rund 3.000 gezählt. Inzwischen hat sich das Festival von einer reinen Musikveranstaltung weiterentwickelt und bietet auch ein gesellschaftspolitisches Informations- und Workshop-Programm an.