Hansa Rostock: Polizei ermittelt nach Randale von Aachen gegen den Vorsänger

Stand: 31.03.2025 10:20 Uhr

700 rausgerissene Sitzschalen und verwüstete Toiletten: Nach den schweren Ausschreitungen beim Fußball-Drittliga-Spiel des FC Hansa Rostock bei Alemannia Aachen hat die Polizei Aachen Ermittlungen gegen fünf Anhänger des FCH eingeleitet - unter anderem gegen den Vorsänger des Clubs.

Der konkrete Vorwurf in seinem Fall lautet: Anstiftung zur Sachbeschädigung. Das erklärte die Polizei Aachen dem NDR auf Nachfrage. Nach der Auswertung von Videomaterial hätten szenekundige Beamte laut Pressesprecherin Kathrin Goebels bestätigt, dass der Vorsänger durch sein Megafon dazu aufgefordert habe, die Sitzschalen in die Luft zu halten. Dies sei als indirekter Aufruf zur Sachbeschädigung zu verstehen.

Die Staatsanwaltschaft habe den Anfangsverdacht bereits bestätigt. Nun bleibe abzuwarten, wie der Angeschuldigte auf den polizeilichen Anhörungsbogen reagiert. Er kann sich dazu äußern, die Aussage aber auch verweigern.

Ermittlungen gegen vier weitere Hansa-Fans

Neben dem Vorsänger werde zudem noch gegen vier weitere Rostocker Anhänger ermittelt, sagte Goebels. In ihren Fällen geht es um Sachbeschädigung. Etwa 700 Sitzschalen hatten Fans von Hansa Rostock beim Auswärtsspiel in Aachen (1:2) am 16. März herausgerissen, dazu zahlreiche Toiletten demoliert.

Insgesamt hinterließen die Rostocker Anhänger einen Schaden von mehr als 50.000 Euro im Gästeblock. Die Alemannia hatte angekündigt, die Kosten an den FC Hansa weiterzuleiten.

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Club kritsiert Teile der Fans - und wird selbst kritisiert

Der FC Hansa hatte die Vorfälle nach der Partie scharf kritisiert ("Kotzt uns nur noch an") und erste Maßnahmen ergriffen. So soll es bei Auswärtsspielen nur ein Ticket pro Vereinsmitglied geben.

Kai-Uwe Theede, Präsident des Oberlandesgerichts und selbst Hansa-Anhänger, kritisierte das Vorhaben allerdings: "Die jetzt getroffenen Maßnahmen sind weiße Salbe ohne jede Wirkung. Die Auswärtstickets werden nicht nur an Mitglieder verkauft, sondern auch an Fan-Gruppierungen gegeben. Das heißt auch: Wer in Essen ins Stadion hinein will, der wird auch hinein kommen."

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Hansa zu brisantem Duell bei RWE

Am kommenden Sonntag spielen die Rostocker bei RWE. Aus Sicherheitsbedenken war die Partie von Hansa in Essen vor knapp drei Wochen bereits auf den Sonntagabend verlegt worden. Die Begründung damals waren vor allem auch die Ausschreitungen rund um das Hinspiel gewesen. Vor der Begegnung hatten Anhänger des FCH einen Zug mit RWE-Fans attackiert.

Für die Partie am Sonntag wurden für den Gästebereich nur Stehplätze verkauft - insgesamt 1.900 Tickets gehen an Hansa Rostock. Normalerweise hätte es noch 600 Sitzplätze mehr gegeben.

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Wehlend verärgert über wiederkehrende Gewalt

Die Randale in Aachen war der zweite größere Vorfall bei Hansa-Spielen in den vergangenen Wochen. Ende Februar war es beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden zu schweren Ausschreitungen auf den Rängen gekommen.

Vorstandschef Jürgen Wehlend zeigte sich am Rande von Hansas 0:0 gegen den 1. FC Saarbrücken verärgert über die wiederkehrende Gewalt von Teilen der Hansa-Anhänger. Dass es in der jüngeren Vergangenheit "hier wieder total eskaliert ist, alle am 25. Spieltag (gegen Dynamo Dresden, d. Red.) durchdrehen", sei "einfach nicht zu tolerieren", sagte er dem NDR.

Man habe in der Führung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat einen "Schulterschluss" und stehe auch mit Teilen der organisierten Fans in einem "guten Austausch", entscheidend sei insgesamt aber: "Wenn die Fans nicht mitmachen, diesen Weg zu gehen, wird es nicht gehen."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 29.03.2025 | 13:55 Uhr

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