Cover-Album als Hommage: Manfred Krug inspiriert neue Musikergeneration

Stand: 16.10.2024 06:00 Uhr

Schon in der DDR war Manfred Krug ein erfolgreicher Sänger und Schauspieler. Dann machte er 1977 in den Westen rüber und konzentrierte sich aufs Fernsehen. Nun entdeckt eine neue Musikergeneration Krugs Songs - zu hören auf dem Album "Das schöne Leben des Herrn K."

von Lilli Klinger

Vor ein paar Jahren sind die Musiker Florian Sievers und Albrecht Schrader gemeinsam auf Tour. Auf den langen Fahrten im Tourbus plaudern sie viel über Musik und stellen fest, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft haben: die Lieder von Manfred Krug. Sievers und Schrader sind fast gleich alt, haben Manfred Krug aber auf ganz unterschiedliche Weise entdeckt.

Schrader über Krugs Musik: "Funky, sinnlich und toll" 

Manfred Krug singt mit geschlossenen Augen in ein Mikrofon. © Screenshot
Ist das der Mann aus der Werbung? Der Musiker Albrecht Schrader ist baff, als er zum ersten Mal die Songs von Manfred Krug hört.

Schrader ist in Hamburg groß geworden. Krug kannte er nur als Schauspieler aus der Fernsehserie "Liebling Kreuzberg", die seine Eltern immer schauten, sowie aus der Telekom-Werbung. Eines Tages entdeckte Schrader auf einer Kompilation, rein zufällig, einen Song von Manfred Krug. Eigentlich, so Schrader, hätte er diesen vorher als ganz normalen, mittelalten deutschen Mann abgespeichert gehabt. "Dann gab es auf einmal ein riesiges Fragezeichen in meinem Kopf, weil diese Musik so funky und sinnlich und toll war", erinnert sich der Musiker. "Gleichzeitig hat das dermaßen mit dem, was ich damals als Endzwanziger gehört habe, so sehr räsoniert, dass ich dachte: Das kann doch nicht derselbe Typ sein, den ich aus der Telekom-Werbung kenne!"

In der DDR ist der Schauspieler Manfred Krug schon Mitte der 60er-Jahre als Musiker bekannt, singt Jazz, Chansons, Schlager und Arbeiterlieder. Er bringt zehn Alben heraus und spielt große Tourneen.

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Annäherung an die DDR über Literatur, Kunst und Musik

Florian Sievers ist 1983 zwar in der DDR geboren, aber über das Leben, den Alltag und die Kultur dort wusste er wenig. "In den letzten Jahren habe ich versucht, mehr herauszufinden und Eindrücke zu sammeln, wie diese vier Jahrzehnte in der DDR sich angefühlt haben können", erzählt Sievers. "Ein Weg war dabei, sich mit Literatur, Kunst und Musik zu beschäftigen. Dann landet man natürlich relativ bald bei der Figur Manfred Krug." 

Die beiden covern schließlich einen Hit von Krug: "Wenn’s draußen grün wird". "Manfred Krugs Texte sind ja oft auf eine lyrische Art sehr direkt", findet Schrader. "Da wird gar nicht so groß überhöht, sondern da werden einfach so Dinge aus dem Alltäglichen eingebaut."

"Es geht um eine Frau, die er verlässt - und die Frau war die DDR"

Schließlich wollen Schrader und Sievers ein ganzes Krug-Cover-Album machen. Sie fragen befreundete Musikerinnen und Musiker, ob sie mitmachen. Masha Qrella zum Beispiel - sie ist eine Größe in Berlins Musik-Subkultur und kommt aus Ost-Berlin. Manfred Krug war für sie immer nur der Held ihrer Eltern und Großeltern. "Das Stück, was ich ausgesucht habe, fiel so ein bisschen aus dem Rahmen und war gar nicht so typisch wie die Sachen, die ich bis dato von Manfred Krug kannte", erklärt Masha Qrella. "Es geht in dem Song um eine Frau, die er verlässt - und diese Frau war halt die DDR." 

Manfred Krug trägt einen Anzug und singt in ein Mikrofon. © Screenshot
Manfred Krug bei einem Auftritt zu DDR-Zeiten. "Musiker in der DDR konnten einfach besser spielen", sagt Albrecht Schrader über die Popmusik aus dem Osten.

Krug protestiert in der DDR gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Danach bekommt er keine Rollen mehr. Er stellt einen Ausreiseantrag und geht in den Westen. Dort floppt seine Musik. Er konzentriert sich daraufhin nur noch auf seine Schauspielkarriere. Erst Ende der 90er-Jahre beginnt er, wieder zu singen.

"Das schöne Leben des Herrn K.": Kreatives, fröhliches Nachempfinden 

"Das schöne Leben des Herrn K." heißt die Sammlung mit den neu aufgenommenen Liedern von Manfred Krug. Es ist kein pathetisches Schwelgen in der Vergangenheit, sondern ein kreatives, fröhliches Nachempfinden von unglaublich guter Musik.

"Ich habe ein Grundvertrauen, dass Sachen, die gut sind, im Bewusstsein bleiben", erklärt Albrecht Schrader. "Beim Pop aus der DDR ist einfach verdammt gutes Zeug dabei." Das liege auch an der Zwangsausbildung, die Musiker*innen in der DDR durchmachen mussten, um überhaupt musikalisch aktiv sein zu dürfen. Schrader: "Die konnten einfach besser spielen. Oft hatten sie auch ein bisschen mehr Handwerk beim Schreiben. Das ist einfach gute Musik!" 

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NDR Kultur - Das Journal | 14.10.2024 | 22:35 Uhr

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