Bodo Wartke über seinen Viral-Hit "Barbaras Rhabarberbar"
“Barbaras Rhabarberbar” von Musik-Kabarettist Bodo Wartke und Produzent Marti Fischer ist ein Internet-Hit: Überall auf der Welt wird zu dem Lied getanzt. Im Interview spricht Wartke über Zungenbrecher und die erstaunliche Kreativität, die sein Hit freigesetzt hat.
Wenn ein Song zum Welthit wird, dann hat er meistens einen englischen Songtext. Doch es geht auch anders, wie Musik-Kabarettist Bodo Wartke und Produzent Marti Fischer in diesen Tagen mit ihrem Deutschrap-Song "Barbaras Rhabarberbar" beweisen.
Mit dem Song hat das Duo einen viralen Hit im Internet gelandet. Mehr als 50 Millionen Mal haben User den Song auf der Videoplattform TikTok abgespielt. Rund um die Welt haben zahlreiche Fans die Choreographie in unterschiedlichsten Kostümen getanzt, den Songtext übersetzt oder vor der Handykamera nachgesungen und die Videos über die sozialen Netzwerke verbreitet.
Herr Wartke, hat Sie dieser Internet-Erfolg von "Barbaras Rhabarberbar" überrascht?
Bodo Wartke: Das war eine riesige Überraschung - und sie hält auch immer noch an. Das reißt ja immer noch nicht ab, wer da alles zu tanzt, was für tolle Ideen die Leute dazu haben und in welche Sprachen es übersetzt wird. Niemand konnte ahnen, dass sich das Lied derart verbreitet.
Es ist ja nicht nur so, dass Menschen in Alabama in ihrer Küche oder Künstler vom New Yorker Broadway zu dem Lied tanzen, sondern viele auch inspiriert sind, sich eigene Zungenbrecher auszudenken.
Wartke: Was die Leute daraus machen, ist wirklich ganz entzückend zu sehen. Von wegen TikTok sei nur dieses passive Wisch-und-Weg-Medium: In dem Fall stimmt das nicht! Es inspiriert die Leute wirklich zu ganz tollen eigenen künstlerischen Leistungen.
Zungenbrecher scheinen auch auf vielen Schulhöfen gerade wieder als sehr hip zu gelten.
Wartke: Ja, das habe ich auch gehört. Und nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo. Auch in Dänemark zum Beispiel sind Zungenbrecher DAS große Thema auf dem Schulhof.
TikTok ist dafür bekannt, dass es im Video sehr schnell losgehen muss, damit es beliebt wird - und "Barbaras Rhabarberbar" hat gerade mal eine Länge von 1:45. In einem früheren Interview mit dem NDR haben Sie gesagt, dass Sie meist länger als das gängige Radioformat von dreieinhalb Minuten brauchen, um die Dinge auf den Punkt zu bringen. Werden diese längeren Lieder jetzt auch mehr nachgefragt?
Wartke: Ja, es gibt Leute, die mich jetzt über die Zungenbrecher entdecken als Klavier-Kabarettisten und dann auch Lust haben auf die langen Lieder. So pauschal wie damals würde ich diese Frage inzwischen nicht mehr beantworten. Alleine schon, weil ich dieses neue Format für mich entdeckt habe. Die Zungenbrecher sind etwas, das genau in dieser Kürze besonders gut funktioniert - kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Das ist natürlich bei Liedern über komplexe Themen nicht so einfach. Gerade, wenn ich versuche, mich differenziert und vielschichtig einem Thema zu nähern wie religiösem Fanatismus zum Beispiel.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Lied wie "Barbaras Rhabarberbar" schreiben? Machen Sie eine Liste, welche Wörter besonders viele As haben?
Wartke: Es kommt auf den jeweiligen Zungenbrecher an. Also ob es ein Zungenbrecher ist, den ich mir selber ausdenke oder ob ihn sich jemand anders ausgedacht hat. Wenn ich ihn übernehme, bringt der ja schon ganz viel mit. Barbaras Rhabarberbar ist zum Beispiel ein Zungenbrecher, den ich im Netz gefunden habe - den gibt es in mehreren Überlieferungen, da war die Urheberschaft nicht so leicht festzustellen. Was ich immer gut kann und in den meisten Fällen mache: Vorgegebene Sachen in Reimform übersetzen und die Geschichte weiterspinnen. Deswegen nennen wir das auch Zungenbrecher 4.0, weil drei neue Ebenen dazu kommen: Ich übersetze das Ganze in Reimform, setze die Geschichte fort und unterlege sie mit Musik. Und Marti Fischer ist halt sehr gut darin, musikalisch abzubilden, was in der Sprache bereits passiert. Also die musikalischen Parameter aufzunehmen, die der Text schon mit sich bringt. Der Tanz macht das zusätzlich - zum Beispiel der, den sich zwei Australierinnen aus Perth ausgedacht haben. Die bilden halt körperlich sehr gut ab, was in der Musik passiert.
Das Gespräch führte Philipp Schmid.