Sopranistin Gabriele Schnaut ist tot: Die Böse auf der Bühne
Die Sängerin Gabriele Schnaut ist tot. Nach Angaben ihres Managements und der Wiener Staatsoper starb sie im Alter von 72 Jahren. In Hamburg feierte die Sopranistin ihren Durchbruch zum internationalen Star.
Wer Gabriele Schnaut einmal live erlebt hat, dem glühte das Trommelfell. Ihre stimmliche Strahlkraft war beeindruckend. Unvergessen sind ihre Auftritte als Isolde in Wagners "Tristan und Isolde" an der Hamburgischen Staatsoper, der legendären Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Jahr 1988. "Mich reizt generell immer bei diesen Frauen herauszuarbeiten, warum sie so sind, wie sie zunächst erscheinen", sagte sie einmal im Interview.
Die Inszenierung in Hamburg bescherte ihr den internationalen Durchbruch. Die gebürtige Mannheimerin, die ihre Karriere als Mezzosopran begonnen hat, wird nach der Inszenierung zu einer weltweit gefragten Interpretin des hochdramatischen Fachs. "Es sind unglaublich reizvolle Partien", so Schnaut. "Isolde, Brünnhilde - das sind Partien, die einen ein Leben lang begleiten können, wo man immer etwas rausfindet." 1995 wurde sie für ihre Verdienste an der Staatsoper zur Hamburger Kammersängerin ernannt.
Gabriele Schnaut und die Elektra
Gabriele Schnaut galt als eine der führenden Wagner-Sängerinnen - aber auch als herausragende Darstellerin der Opern von Richard Strauss machte sie sich einen Namen: "Eine meiner wichtigsten Produktionen ist die Neuproduktion der Elektra gewesen, die ich 1997 an der Bayerischen Staatsoper in München mit Herbert Wernicke gemacht habe".
Schnaut hat die Figur der Elektra nicht nur stimmlich mit einer packenden Intensität belebt. Manche Kritiken fanden sie so authentisch, dass es schon furchteinflößend sei, sie auf der Bühne zu sehen. "Mir hat mal einer gesagt: Sie sind privat so ein netter Mensch, aber als Ortrud sind sie so böse", erzählt sie lachend. "Das Böse arbeite ich auf der Bühne ab. Wir Menschen sind ja nicht nur gut, sondern wir haben unsere hellen und unsere Schattenseiten." Als Bühnenkünstler habe sie die Chance in sich reinzuhorchen: "Was läuft da bei mir ab in der Situation - und dann diese Fallbeispiele auf der Bühne wirklich abzuarbeiten."
Gegen das Klischee der Opern-Diva
Als Elektra konnte sie grausam sein, sie hat sich mit ihren Rollen identifiziert. Abseits der Bühne war sie keine Diva, sondern ein Mensch, der immer seinen Humor mitbrachte, wie die Bayerische Staatsoper in ihrem Nachruf schreibt. Selbst nach der Diagnose ihrer schweren Krankheit habe sie Zuversicht verströmt. Jetzt ist die vielfach ausgezeichnete Sängerin im Alter von 72 Jahren gestorben.