George Gershwins "Porgy and Bess" aus der Elbphilharmonie
Es war ein Herzenswunsch von Alan Gilbert, George Gershwins "Porgy and Bess" in der Elbphilharmonie aufzuführen. Am Freitagabend war es soweit. Zusammen mit Stars der New Yorker Metropolitan Opera ist der Große Saal in eine spektakuläre Opernbühne verwandelt worden.
"Es ist ein fantastisches Stück und es ist schön, dass man in diesen Tagen etwas hat, worauf man als US-Amerikaner stolz sein kann. Es ist auf jeden Fall ein Höhepunkt der Spielzeit", findet Alan Gilbert.
Ohrwurm-Oper über Mord, Drogenmissbrauch und Vergewaltigung
Es geht um die Geschichte des Bettlers Porgy, der sich in die junge Bess verliebt und seinen Nebenbuhler, den brutalen Hafenarbeiter Crown, ersticht. Von der ersten Minute an ist klar. Diese Geschichte kann nicht gut ausgehen. "Es ist eine schreckliche Geschichte: Es geht um Verlust, Drogenmissbrauch, Spielsucht und Vergewaltigung. Um Mord in seiner bestialischsten Form", sagt Gilbert. "Aber es geht auch um Glaube, Liebe und Hoffnung. Es stimmt schon: Es ist eine der furchtbarsten Geschichten, aber auch nicht schlimmer als das."
Für Alan Gilbert zählt "Porgy and Bess" zu den Top Ten der Opern. Wie bei Mozarts "Die Hochzeit des Figaro", Bizets "Carmen", oder Puccinis "La Bohème" und "Tosca" gibt es auch in Gershwins Oper ausschließlich Höhepunkte, keine Schwachstellen. "Ein Hit folgt dem anderen. Jede Nummer ist ein Ohrwurm, ein wahrer Jazz-Klassiker", meint Alan Gilbert. "Es ist ein absolut seriöses Werk, auch wenn die meisten alle Stücke daraus bereits kennen."
George Gershwin und das "Porgy and Bess"-Dekret
Doch "Porgy and Bess" wirft auch Fragen auf. Gershwin hat damals angeordnet, dass in seiner Oper nur Schwarze Akteure auf der Bühne stehen dürfen. Ein Dekret, das bis heute gilt. Alan Gilbert sieht das mit gemischten Gefühlen und verweist auch auf die Diskussion um die Darstellung des Schwarzen Feldherrn in Verdis "Othello": "Die Leute ärgern sich darüber, wenn ein weißer Sänger mit schwarzer Schminke auftritt. Doch das gehört zum Schauspiel: Ich würde es interessant finden, 'Porgy and Bess' einmal mit nicht Schwarzen Akteuren zu erleben. Aber, was soll ich sagen: Unsere Solisten sind alles Schwarz. Sie sind herausragende Künstler und sie verkörpern ihre Rollen sehr lebendig. Ich liebe es, denn alle geben alles und leben den Geist des Stücks. Hoffentlich wird es eine Aufführung, die alle begeistert."
"Porgy and Bess": Zeitlose Dreiecksgeschichte
Gershwins Oper "Porgy and Bess" berührt, bewegt, erschüttert und macht nachdenklich. Für Alan Gilbert hat die Geschichte, die in der Schwarzensiedlung Catfish Row in Charleston um 1870 spielt, bis heute an Aktualität nichts verloren: "Wie in vielen anderen Opern ist auch diese Geschichte zeitlos. Es geht um eine Dreiecksgeschichte, aber auch um Not und Leid. Wir können hier in den Kern unseres Inneren vordringen und dabei etwas über uns selbst erfahren. Ich hoffe, dass jeder von uns das Positive aus dieser Geschichte zieht - eine Art Lebenshilfe. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir in der Welt von Gershwin sein können."