Swing und hämmernder Puls bei "Nixon in China": Oper in Hannover
Henry Kissinger begleitete Richard Nixon im Jahr 1972 als Berater zum ersten Staatsbesuch eines US-Präsidenten in China - Stoff für die Minimal-Music-Oper "Nixon in China" des US-Amerikaners John Adams. Sie wird an der Staatsoper Hannover gespielt.
Eine mit Holz getäfelte Wand, ein Ölgemälde mit Berglandschaft im Hintergrund, die US-Präsidenten-Gattin trägt ein orangerotes Mantelkleid mit breitem Kragen. Es ist das Jahr 1972. Richard Nixon und der chinesische Premierminister Zhou Enlai treffen sich in China, mitten im Kalten Krieg, zu Zeiten des Vietnamkrieges.
Die Vergänglichkeit jedes Imperiums
Regisseur Daniel Kramer geht es nicht um die dokumentarische Perspektive. Ihn interessiert vor allem, was zwischen den Menschen passiert. "Wenn man einen Schritt zurück tritt, von der ersten, intellektuellen Reaktion auf die Idee einer Oper über Nixon in China, kommt man auf eine andere Sichtweise", sagt er. "Es geht den Erschaffern der Oper mehr um die Politik der Ehe, der Beziehungen und der Menschen. Es geht um die Vergänglichkeit jedes Imperiums, jeder Ehe, jeder Verbindung. Ich denke, dass es in dem Stück – wenn man es wirklich auf den Punkt bringt – um Menschen geht."
Feministisches Ballett gegen Gewalt
Auch die Frauen stehen im Fokus: Pat Nixon als ehrbare Präsidentengattin - gesungen von der neuseeländischen Sopranistin Eliza Boom - die westliche Werte vertritt; Chiang Ch’ing, die Frau von Staatspräsident Mao Zedong – verkörpert von Ensemblemitglied Mercedes Arcuri - als aktive Kulturrevolutionärin. Diese zeigt den Staatsgästen ein feministisches Ballett, in dem sich Frauen mit Gewalt befreien. Zugleich werden die Besucher in die Aufführung mit hineingezogen.
Kissinger machtlos gegen Kraft der Frauen
Bariton Michael Kupfer-Radecky als Henry Kissinger tritt patriarchal auf. "Der Mann ist zwar sehr brutal, hat aber gegen die Kraft und die Power der Frauen nicht wirklich viel auszurichten, was sich dann auch wunderbar in ein Streitgespräch zwischen Pat Nixon und Richard Nixon überleitet, wo man auch merkt, wie stark Pat Nixon in dieser schwierigen Ehe gegenüber ihrem Mann behauptet.", erklärt Kupfer-Radecky.
John Adams stellt Heldensage infrage
Die historischen Begebenheiten überzeichnet John Adams in der Oper, die Heldenerzählung stellt er infrage - nicht zuletzt mit Hilfe der Musik: Swing für den volksnahen Landesvater, ein hämmernder Puls für den Arbeiterführer Mao und Henry Kissinger als Stichwortgeber mit den rhythmischen Verschiebungen des Jazz und Blues.
Minimal-Music als Herausforderung
Für Michael Kupfer-Radecky, der im Wagner-Fach zu Hause ist, ist das durchaus eine Herausforderung, erklärt er: "Im ersten Akt kann man vom großen Broadway, von Filmmusik, von breiter, amerikanischer Musik sprechen. Im Lauf des Abends im zweiten und dem dritten Akt wird sie intimer und individueller. Die Rhythmen bleiben über den ganzen Abend hin eigentlich immer bestehen, sie werden nur etwas langsamer. Der Puls der Zeit läuft in der typischen Taktgebung der Minimal-Music durch – verbunden mit Fragen nach beruflicher wie privater Identität, nach Eigen- und Fremdbild von Führern - heute wie gestern."
Swing und hämmernder Puls bei "Nixon in China": Oper in Hannover
Die Minimal-Music-Oper von John Adams wird an der Staatsoper Hannover gespielt - ein politischer Stoff erzählt aus persönlicher Sicht.
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Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover