Sönke Meinen: Virtuoser Meister auf "Holzbox mit sechs Saiten"
Der Weltklasse-Gitarrist Sönke Meine lebt in Hamburg und ist bereits in mehr als 20 Ländern aufgetreten. Der gebürtige Ostfriese organisiert außerdem ein Festival im ostfriesischen Freepsum - ein Porträt.
Flink und präzise fegt Sönke Meinen mit seinen Fingern über das Griffbrett der Gitarre. Den Korpus nutzt er wie eine Trommel und sogar die Seiten klingen bei ihm zeitweise wie ein Schlagzeug - bei seinem Auftritt im Theater Laboratorium in Oldenburg. Der Musiker lotet gern die Möglichkeiten der Gitarre aus. "Einfach zu schauen, was mit dem Instrument geht und wie ich die Sounds hinkriege, die ich im Kopf habe", sagt er. Sounds, die gar nicht viel mit Gitarre im herkömmlichen Sinn zu tun haben. "Wie nähere ich mich dieser Klangvorstellung an? Das ist das Schöne, dass das auf der Gitarre so gut funktioniert."
Inspiriert vom Baltztanz des Pfauenspinnenmännchens
Wenn der 33-Jährige komponiert, lässt er sich von allem Möglichen inspirieren, beispielsweise vom Balztanz des Pfauenspinnenmännchens. Wenn das ein Weibchen beeindrucken will, wackelt es extrem schnell mit seinem bunt schillernden Hinterteil. Zu einem lustigen Video davon aus dem Netz hat Sönke Meinen einen Soundtrack geschrieben. "Wenn dem Weibchen der Tanz des Männchens nicht gefällt, dann tötet sie ihn", erzählt er dem Publikum und ergänzt: "Ich hoffe euch gefällt das Stück."
Schon immer von Gitarre fasziniert
Sönke Meinen ist durch seinen Vater zur Gitarre gekommen. Zu Hause standen immer mehrere Gitarren rum, sagt er, schließlich war sein Vater Musiklehrer. "Die Gitarre war für mich wahrscheinlich das erste Instrument, wo ich von der Körpergröße her als kleines Kind drangekommen bin, als die Klaviatur noch ein bisschen zu hoch war", erzählt er. "Mich hat das von Anfang an fasziniert. Es gibt ein paar Familienfotos wo ich als Kleinkind ganz begeistert vor meinem Vater sitze und zugucke, wie er Akkorde spielt." Meinen hatte seinen ersten Unterricht mit acht Jahren. Zunächst spielte er klassische Gitarre, aber als er einmal etwas vom australischen Fingerstyle-Gitarristen Tommy Emmanuel hörte, war ihm klar, was er wollte. Später studierte er in Dresden Gitarre bei Thomas Fellow, Stephan Bormann und Reentko Dirks. Dort hatte er auch drei Jahre lang einen Lehrauftrag.
Eigenes Gitarrenfestival in Freepsum
Heute unterrichtet der virtuose Gitarrist im Internet, gibt Workshops und organisiert jedes Jahr ein Gitarrenfestival im ostfriesischen Freepsum. "Freepsum ist der perfekte Ort für ein Festival, weil das so ein kleines Dörfchen ist, dass man sich überhaupt nicht aus dem Weg gehen kann", freut er sich. "Das heißt auch tagsüber, wenn keine Konzerte stattfinden, sieht man auf dem Dorfplatz Musiker zusammen spielen - manchmal Künstler vom Festival zusammen mit Festivalbesuchern, die auch Musiker sind - und dadurch entsteht so eine ganz, ganz persönliche, schöne Atmosphäre. Das würde in einer größeren Stadt nicht funktionieren."
Gemeinschaftliches Teilen von Musik im Konzert
Der Gitarrist mag überschaubare Besetzungen. Deshalb hat er neben dem Soloprogramm noch hat er zwei Duos. Eines mit dem Gitarristen Philip Wiechert und ein anderes mit dem Geiger Bjarke Falgren aus Dänemark. Große Bands waren nie sein Ding, vor allem nicht in seiner Teenagerzeit. Da wollte er überhaupt nicht auf einer Bühne stehen. Er hat sich lieber im Kämmerlein zurückgezogen. Mittlerweile tritt er außerordentlich gern auf. "Das ist mein Beruf und ich fühle mich sehr wohl auf der Bühne. Ich versuche auch gar nicht diese Atmosphäre auf der Bühne zu erzeugen, dass ich jetzt der Musiker bin und da unten ist das Publikum, sondern das ist irgendwie in den Konzerten eher eine Gemeinschaft und wir teilen schöne Musik miteinander. Zufälligerweise bin ich da der Gitarrist."
Meinen ist im ostfriesischen Aurich geboren und im benachbarten Ihlow aufgewachsen. Auch wenn er mittlerweile durch die ganzen Welt tourt und bereits in mehr als 20 Ländern aufgetreten ist, spielt er gern immer wieder in Ostfriesland oder Oldenburg. Denn dann sind meistens Familienmitglieder im Publikum, sagt er. "Ich sehe alte Freunde wieder. Das hat erstmal nichts mit meinem Job als Musiker zu tun, aber es ist natürlich superschön und ich finde es ganz toll, zurückzukommen mit all den Geschichten im Gepäck, die man in der Zwischenzeit erlebt hat." Er freut sich, "die Leute aus der Kindheit wieder zu treffen."
Unfassbar vielseitige "Holzbox mit sechs Saiten"
Der Gitarrist freut sich, dass sein Instrument so vielseitig ist. Mit der Gitarre gehe alles und das motiviert ihn. "Dass ich ein klassisches Stück schreibe, dann Reggae, dann Jazz, dann eine Filmmusik und es funktioniert aber alles auf dieser Holzbox mit sechs Saiten." Mit seiner "Holzbox" tritt der gebürtige Ostfriese als One-Man Band beim Musikalischen Sommer in Ostfriesland auf. "Ich genieße das sehr, weil ich dieses Festival eben schon seit klein auf kenne und jetzt immer mal wieder da aufzutauchen und Gitarre spielen zu dürfen ist superschön."