Intimer Dialog von Trompete & Gitarre: Nils Wülker & Arne Jansen
Trompeter Nils Wülker und Gitarrist Arne Jansen haben sich lange Zeit gelassen für ihr erstes gemeinsames Duo-Album, dabei sind sie schon viele Jahre gut befreundet, haben sie NDR Kultur EXTRA im Interview verraten. Bei uns haben sie "Closer" vorgestellt.
Über Nils Wülker muss man nicht viele Worte verlieren: Der Trompeter, Komponist und Produzent ist seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil der deutschen Jazzszene, seine zahlreichen Alben und Konzerte werden auch im Ausland wahrgenommen. Wülker hat eine ganz eigene, unverwechselbare Ästhetik entwickelt, bei der die Trompete nicht unbedingt im Mittelpunkt steht, sondern mit synthetischen und elektronischen Klängen kombiniert wird. Eine Mischung aus Funk, Pop und Jazz. Auf seinem aktuellen Album "Closer" spielt Nils Wülker im Duo mit seinem Stammgitarristen, dem Kieler Künstler Arne Jansen.
Nils, du hast eine Begeisterung für die Berge und für diverse Bergaktivitäten, du führst zum Beispiel auch Leute durch die Berge. Seid ihr schon mal zusammen durch die Berge gegangen?
Arne Jansen: Nein. Also, ich habe Riesenrespekt davor. Wenn Nils mir die Fotos zeigt und sagt: "Guck mal, ich war auf dem und dem Gipfel", dann schaue ich mir das an, aber da bekommt Nils mich nicht hoch, keine Chance.
Habt ihr denn schon mal zusammen Fischsuppe gemacht?
Jansen: In Husum haben wir Fischsuppe gegessen, 2019 auf einer Tour. Das war hervorragend.
Nils Wülker: Das Schöne, wenn man zu zweit auf Tour ist: Man verbringt sehr viel Zeit miteinander. Das ist wirklich schön, weil wir gut befreundet sind. Die Gemeinsamkeiten enden dann eben nicht mit dem Konzertabend. Aber an dem Bergsteigen-Thema grabe ich noch ein bisschen rum.
Der Song "Nika's Dream" hat eine Bedeutung. Denn Nika ist deine Tochter, Nils. Natürlich gibt es für Leute, die sich viel mit Jazz beschäftigen, sofort den Gedanken an den Horace Silvers Titel "Nica's Dream". Was hat es mit Nika auf sich?
Wülker: Meine Nika schreibt man mit K. Aber bei der jazzbekannten Nica ist uns der Name begegnet. Tatsächlich ist das Stück für meine Tochter eine Art Wiegenlied geworden. Ich habe die Musik geschrieben, da war sie gerade zwei Jahre alt. In dem Alter hat sie Musik für sich entdeckt, das war wunderschön, weil zu Hause ganz viel neuer Enthusiasmus für Musik da war. Sie hat aber im Positiven wie im Negativen sehr emotional auf Dinge reagiert. Ich hatte zu Hause auf einmal auch eine neue Kritikerin. Manchmal habe ich was am Flügel gespielt und sie saß daneben. Ich dachte, ich bin auf einem ganz guten Weg, und dann habe ich immer mal nach unten geschaut und sie meinte: "Nee, Papa, nein." Aber zum Glück haben ein paar Dinge die familiäre Qualitätskontrolle positiv durchlaufen. Das Stück wollte sie immer wieder hören und auch eine Weile immer vorm Schlafengehen, deswegen habe ich ihr das Stück gewidmet und "Nika's Dream" genannt.
Ursprünglich hast du das Stück für Orchester geschrieben, Nils. Du hast schon Erfahrungen mit Orchestern, hast auch schon mit der NDR Radiophilharmonie viele Projekte gemacht. Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn du für Orchester schreibst?
Wülker: Das Schreiben ist natürlich komplex, aber es fällt mir eigentlich sehr leicht, weil mich diese tollen Klangfarben, die in einem Orchester stecken, inspirieren. Aber ich muss mich als Solist auch davon inspirieren lassen. Denn wenn Arne und ich zusammenspielen, ist es so, dass wir sehr interaktiv miteinander spielen und aufeinander reagieren können. Arne wirft mir irgendetwas zu, worauf ich reagieren kann. Bei so einem Werk für Orchester ist natürlich alles eher durchkomponiert. Trotzdem improvisiere ich, aber da muss man sich als Solist auf was anderes einlassen. Dennoch ist beides sehr reizvoll. Arne ist durchaus einem Orchester ebenbürtig.
Das Gespräch führte Petra Rieß.