"Wildflowers": Lisa Bassenge Trio stellt neues Album vor
"Jazz als Homebase": Das trifft es ziemlich gut. Die Berliner Sängerin Lisa Bassenge beschreibt so selbst ihren musikalischen Hintergrund. Sie mischt Jazz mit Chanson und Pop.
Lisa Bassenge ist in vielen Genres unterwegs und als Songschreiberin aktiv. Ihre Heimat ist und bleibt aber der Jazz, zu dem Lisa gekonnt Elemente aus Chanson und Pop mischt. Das macht sie auch auf ihrem neuen Album "Wildflowers", wieder mit Jacob Karlzon am Klavier und Andreas Lang am Bass. Es ist die dritte Einspielung in dieser Besetzung. Und wieder umhüllen der Schwede Karlzon und der Däne Lang ihre markante Stimme mit einem reizvollen skandinavischen Sound. Bei NDR Kultur EXTRA präsentiert Lisa Bassenge Trio vor allem Stücke von diesem neuen Album.
"Wildflowers", wilde Blumen, sähen sich überall aus. Was ist die Voraussetzung dafür, dass die bei euch auf einen fruchtbaren Boden treffen und in eurem besonderen Klanggewand aufblühen können?
Lisa Bassenge: Was mir am gemeinsamen Musizieren sehr wichtig ist, ist, dass ich mich von meinen beiden Mitmusikern getragen fühlen und einfach angstfrei schweben kann. Aber es ist auch so, dass jeder für sich daraus auch ausbrechen und für sich frei sein kann. Das ist mir total wichtig, dass wir uns gegenseitig nicht beschränken und trotzdem gegenseitig unterstützen. Ich bin total froh, dass ich diese beiden Ausnahmemusiker und -menschen gefunden habe.
Wie wichtig sind Wörter und der Gesang bei deinem Spiel, Jacob?
Jacob Karlzon: Das hat sich im Laufe der Jahre tatsächlich geändert. Über die Jahre haben Songtexte eine immer stärkere Bedeutung für mich eingenommen. Vor allem wenn du merkst, wie wichtig die Texte sind und wie sehr sie eine Geschichte erzählen. Das ist für mich eine Inspiration. Die Texte sind auch gerade für die Sängerin oder den Sänger wichtig, um das Lied richtig zu transportieren und damit zu kommunizieren.
Lisa, singst du nach wie vor auch auf Deutsch?
Bassenge: Ja, ich singe viel auf Deutsch und habe auch wieder angefangen, auf Deutsch zu schreiben. Mir sind Lyrics und Texte immer sehr wichtig gewesen und ich bin auch wirklich sehr nah am Wort gebaut. Von daher ist es mir auch immer wichtig gewesen, in meiner eigenen Sprache zu singen.
Du unterrichtest auch. Du hast die Erfahrung gemacht, dass du am Anfang als Frau im Jazz oft nicht ernst genommen wurdest. Was gibst du vor diesem Hintergrund deinen Studierenden mit?
Bassenge: Mein wichtigstes Motto ist letztendlich, dass ich versuche, Leute zu bestärken in dem was sie machen und dass ich sie in ihrer künstlerischen Ausdruckskraft fördere. Ich denke nicht so viel darüber nach, was technisch bei ihnen los ist. Das mache ich auch, aber das versuche ich eher als Nebenebene laufen zu lassen. Mir ist einfach ganz wichtig, den Leuten Mut zu machen und herauszufinden, was sie einzigartig macht. Das versuche ich beim Unterrichten herauszukitzeln.
Was funktioniert denn für euch besonders gut in dieser sparsamen Trio-Besetzung. Weiß man das von vornherein, oder muss man das immer austesten?
Bassenge: Was gut funktioniert, sind Sachen, die im Original sehr groß produziert sind oder vielleicht sehr elektronisch. Dann versuchen wir das auf den musikalischen Kern runterzubrechen. Wir ziehen das Lied sozusagen aus und lassen es in Sommerklamotten über den Laufsteg gehen. Das finde ich ganz schön, dass man von einem Song nur das Nötigste beibehält.
Du bist auch aktiv im Duo "Eule und Lerche" und machst dabei Musik für Kinder. Du selbst als Mutter weißt, man kann Kindern nicht irgendetwas vorsetzen, sondern es sollte idealerweise auch den Erwachsenen Spaß machen.
Bassenge: Ja, auf jeden Fall. Ich finde es auch super wichtig, dass man Kinder ernst nimmt. Ich mache jetzt nicht einen auf "Heiti Teiti", sondern ich sage Dinge, die dich und mich beschäftigen und dann kommen wir zusammen.
Das Gespräch führte Philipp Cavert.