Zwischen Pop und Kammermusik - Fjarill mit neuem Album bei NDR Kultur
Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel stehen seit fast zwei Jahrzehnten gemeinsam auf der Bühne. Als Singer-Songwriter-Duo Fjarill haben sie sich inzwischen weit über ihre Wahlheimat Hamburg hinaus eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut.
Fjarill ist das schwedische Wort für Schmetterling. Lässt man sich von den sanften Klängen der Künstlerinnen berühren, dann ähnelt das tatsächlich den zarten Flügelschlägen eines Schmetterlings. Die schwedische Pianistin Aino Löwenmark übernimmt die meisten Gesangsparts dieses außergewöhnlichen Duos. Ihre südafrikanische Mitstreiterin Hanmari Spiegel singt ebenfalls und spielt Violine. Heraus kommt dabei eine unverwechselbare Mischung von federleichten, selbstkomponierten Liedern auf Schwedisch, Afrikaans und Deutsch. Für ihr neues Album haben sich die beiden Damen Verstärkung geholt: Mit dabei sind der Schlagzeuger Jürgen Spiegel und der Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo, beide langjährige Mitglieder des Tingvall Trios, sowie der Pianist Jens Thomas. Bei NDR Kultur EXTRA präsentieren Aino und Hanmari eine exklusive Duo-Fassung ihres neuen Programms, das am 1. September veröffentlicht wird.
Ihr habt beide kirchenmusikalische Wurzeln und habt in Chören gesungen. Wie hat das euren musikalischen Weg geprägt?
Aino Löwenmark: Im Chor zu singen ist eine ganz tolle Schulung für das Fühlen von den anderen, von den Klängen und von den unzähligen Stimmen. Ich liebe zum Beispiel, mit Hanmari zweistimmig zu singen, Terzen, Quarten, Quinten auszusuchen, aber nicht bewusst, sondern einfach, dass man andere Stimmen singt. Ich denke, das kommt vom Chor. Wir haben beide im Chor gesungen, ich sogar seit meinem siebten Lebensjahr. Ich glaube, das hat uns wirklich sehr gut geschult und gut geprägt, gerade auch für das Einfühlen in andere Menschen. Musik miteinander zu machen ist auch eine Art Einfühlen und das mit einem Chor zu lernen, ist eine schöne Sache.
"Ukuthula" ("Frieden") ist ein Song, der praktisch bei keinem Konzert von Fjarill fehlen darf und den man auch wunderbar mitsingen kann. Im nächsten Jahr beim Deutschen Evangelischen Posaunentag bekommt ihr große Unterstützung für diesen Song. Was passiert da?
Hanmari Spiegel: Da werden in Hamburg 15.000 Bläser zusammenkommen und drei Tage Posaunenchorfest feiern. Da wird an einem Tag "Ukuthula" von 15.000 Bläsern gespielt und wir dürfen auch dabei sein, das ist großartig.
Ihr gebt euer Know-how auch sehr gerne weiter, zum Beispiel in Kursen. Ihr veranstaltet Workshops bei euch im Walden-Studio. Was passiert dort?
Löwenmark: Wir machen gemeinsam ein Lied und das ist eigentlich nicht so kompliziert, Lieder zu komponieren. Ich glaube, jeder Mensch kann Musik machen. Es ist wirklich nicht so besonders. Es ist kein Geheimnis, ein Lied zu machen. Das machen wir oft gemeinsam im Studio.
"Finde deine Stimme, schreibe deinen Song", heißt das, es ist ein Work-in-Progress von allen. Am Ende wird dieser Song gespielt. Wie sehr trägt er die Handschrift von Fjarill? Oder seid ihr auch manchmal überrascht, was dabei herauskommt?
Spiegel: Immer! Wir geben wirklich nur Impulse. Die Kreativität kommt aus den Teilnehmenden heraus und vor allen Dingen aus dem Gemeinsamen. Das ist das Schönste. Wenn wir zehn bis zwölf Leute haben und jeder hat seine Stärke und seine besondere Art und ihre eigene Stimme, dann kommt die Magie zum Vorschein und nicht, wenn einer sich hinsetzt. Es funktioniert natürlich auch, wenn einer sich ans Musikmachen setzt, aber das ist bei unseren Workshops der Zauber: Jeder gibt etwas von sich.
Das Gespräch führte Philipp Cavert.