Sein "Boléro" machte ihn zum Teil der Popkultur: Maurice Ravel
Ein markanter Trommelrhythmus, eine exotische Melodie: Sein "Boléro" machte Ravel populär - das Stück wurde aber erst mit dem Film "Zehn - die Traumfrau" und einer Eiskunst-Olympiakür 1984 weit über die Grenzen der Klassik hinaus bekannt.
Ein markanter Rhythmus der Trommel in Dauerschleife - und dazu eine exotisch angehauchte Melodie, die nach und nach durch das ganze Orchester wandert: Das sind die Zutaten für den "Boléro" von Maurice Ravel. Der Film "Zehn - die Traumfrau" mit Bo Derek (1979) und die legendäre Kür des Eistanzpaares Jayne Torvill und Christopher Dean bei den Olympischen Spielen 1984 machte den "Boléro" zum Teil der Popkultur.
Ravel: Eine "Instrumentationsübung - leider völlig ohne Musik"
Der Komponist selbst äußerte sich eher abfällig über das Stück. Er bezeichnete es als "reine Instrumentationsübung" und als Meisterwerk, nur "leider völlig ohne Musik". Diese Kommentare vermitteln einen Eindruck von der schrägen Selbstironie des Komponisten. Ein kleiner, schmächtiger Mann mit großem Kopf, der die Dichterin Colette an ein Eichhörnchen erinnerte.
Maurice Ravel gab sich distanziert, elegant und dandyhaft. Große Gefühle zeigte er ungern, auch in der Musik: Er setzte vor allem auf klare Formen und raffinierte Farben. Damit wurde der Sohn eines baskischen Mannequins und eines Schweizer Ingenieurs neben Claude Debussy zum Inbegriff des französischen Komponisten und des musikalischen Impressionismus.
Kompositionen mit blühender, kindlicher Fantasie
Ravel studiert am Pariser Konservatorium, zunächst Klavier und später Komposition. Schon in frühen Klavierwerken wie den "Jeux d’eaux" ("Wasserspiele") demonstriert er sein Gespür für Klangbilder und den Farbzauber der Musik. Von seinem Instrument aus erkundet der Schüler von Gabriel Fauré nach und nach auch die Möglichkeiten des Orchesters; Werke wie das Ballet "Daphnis et Chloe" entstehen zuerst für das Klavier, bevor er sie größer instrumentiert.
Ravels Schaffen umfasst vor allem Orchester- und Klavierwerke sowie Liederzyklen und zwei Opern. Darin offenbart er eine blühende, beinahe kindliche Fantasie. In "L’enfant et les sortilèges" ("Das Kind und der Zauberspuk") erwachen Alltagsgegenstände wie etwa Möbelstücke, eine Teekanne oder die Tapete plötzlich zum Leben. Vielleicht inspiriert von Ravels eigenem Zuhause, das der Komponist mit kleinen Figürchen, Spielzeug, Muscheln und sonstigem Krimskrams vollgestopft hat.
In seinen Werken verschmilzt Ravel eigene Ideen mit regionalen französischen und internationalen Einflüssen, etwa aus dem amerikanischen Jazz oder aus der spanischen Volksmusik, wie in seiner "Rhapsodie espagnole" aus dem Jahr 1907.
Tod nach Gehirnoperation
Auch in der spanischen Sommerhitze wahrt Maurice Ravel eine kühle Distanz. Seine Musik ist immer genau kalkuliert, gemäß seinem Credo, man müsse Kopf und Bauch haben, aber kein Herz. Umso tragischer, dass ihm eine Hirnerkrankung in den letzten Lebensjahren die Fähigkeit zu sprechen und Klavier zu spielen raubt. Nach einer Gehirnoperation im Dezember 1937 stirbt Maurice Ravel, im Alter von 62 Jahren. Aber seine Musik lebt weiter.
