Welt der Musik

"Ein Mensch im Zauberreich nie gehörter Klänge" - Maurice Ravel im Porträt

Donnerstag, 06. März 2025, 19:00 bis 20:00 Uhr

Maurice Ravels 1901 entstandenes Stück "Jeux d’eau" (Wasserspiele) gehört auch heute zu seinen bekanntesten Werken. Es wurde am 5. April 1902 in Paris durch den mit Ravel seit der Kindheit befreundeten Pianisten Ricardo Viñes (1875-1943) uraufgeführt und war sofort ein großer Erfolg, der den 27-jährigen "gleichsam über Nacht in den Rang eines der führenden Komponisten Frankreichs" erhob, wie die Pianistin und Musikwissenschaftlerin Siglind Bruhn in ihrem Buch "Ravels Klaviermusik" schreibt.

Ravels "Jeux d‘eau" sind u.a. von Franz Liszts "Les jeux d’eau à la Villa d’Este" ("Die Wasserspiele der Villa d‘Este") inspiriert. Liszt komponierte dieses Klavierwerk im Jahr 1877, und es gilt als wichtige Anregung für den französischen "Impressionismus", dem auch einige Werke von Maurice Ravel und Claude Debussy zugerechnet werden.

In jedem Fall sind Ravels "Wasserspiele" ein gewaltiger Schritt des Komponisten in Richtung seines spezifischen Klavierstils, dessen unverwechselbare Harmonik auch Pentatonik, Ganztonklänge und "Bitonalität" mit einbezieht - also das gleichzeitige Erklingen zweier unterschiedlicher Tonarten.

Prix de Rome

Es kam nicht von ungefähr, dass sich Ravel viermal erfolglos am Kompositions-Wettbewerb um den heißbegehrten "Prix de Rome" (den "Rom - Preis") des Pariser Konservatoriums beteiligt hat. Beim fünften Versuch im Jahr 1905 wurde er dann gar nicht mehr zugelassen, und die sich daran anschließende "Affäre Ravel" sorgte für Schlagzeilen in der französischen Presse.

Die Jury warf Ravel vor, nicht genügend handwerkliches Können zu besitzen. Eine groteske Fehlentscheidung, die an Absurdität grenzt: Ravel hatte 1905 nicht nur seine meisterhaften "Wasserspiele" vorzuweisen, sondern u.a. auch sein in der Folgezeit oft aufgeführtes Streichquartett in F-Dur, das zu den wichtigsten Werken des 20. Jahrhunderts in diesem Genre zählt.

Ravels 1902 uraufgeführte "Wasserspiele" hatten allerdings nicht allen Kollegen gefallen: Der 40 Jahre ältere berühmte Komponist und Pianist Camille Saint-Saëns sprach sogar von "totaler Kakophonie".

Der großartige Orchestrator

Schon zu Lebzeiten zählte Ravel - neben Richard Wagner und Richard Strauss - zu den bedeutendsten Meistern auf dem Gebiet der Instrumentation und Orchestrierung. Viele seiner Werke sind auch deshalb berühmt: Die Klangfarben-Pracht und die differenzierte Orchester-Behandlung etwa in "La Valse", im viel gespielten "Bolero" oder der "Rapsodie español" sind fast unvergleichlich.

In unserem Ravel-Porträt aus Anlass seines 150. Geburtstags spricht der bekannte Dirigent Marek Janowski voller Begeisterung über Ravels Meisterschaft in der Instrumentation. Außerdem gibt es einen Interview-Ausschnitt aus dem Jahr 1955 mit dem berühmten Pianisten Walter Gieseking und viele interessante Details aus Ravels Leben, die der schon erwähnte langjährige Freund aus Kindertagen, der Pianist Ricardo Viñes, überliefert hat - er führte glücklicherweise Tagebuch.

Eine Sendung von Thomas Böttger

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