Deutscher Chorwettbewerb: Starke Ergebnisse für norddeutsche Ensembles
In Hannover haben sich gerade knapp 100 Chöre und Ensembles zum Deutschen Chorwettbewerb versammelt. Bei der Meisterschaft, ausgerichtet vom Deutschen Musikrat, messen sich die besten Chöre aus den verschiedenen Bundesländern. Dies sind die ersten Ergebnisse von Dienstagnachmittag.
In Hannover knallen die Sektkorken. Dienstagvormittag haben die Jurys beim Deutschen Chorwettbewerb die ersten Resultate bekannt gegeben - mit einem starken Ergebnis für Ensembles aus Norddeutschland. Jeweils einen zweiten Preis gab es für den Jugendchor des Mädchenchores Hamburg in der Altersgruppe bis 13 Jahre und für die Gruppe Vocoder aus Hamburg in der Kategorie "Populäre Chormusik". Dort hat sich die Band Quintabulous aus Bremen ganz knapp an die Spitze gesetzt. Zu den Siegern in ihren Kategorien gehören außerdem das Terzett HFH aus Niedersachsen und der Chor Vivid Voices. Die Vivid Voices sind der Pop- und Jazzchor der Musikhochschule Hannover, sie singen unter Leitung von Claudia Burghard.
Am Sonntagmittag ging der Wettbewerb los
Sonntagmittag im Theater am Aegi in Hannover. Der Kammerchor der Christuskirche Karlsruhe macht den Auftakt. Rund 40 Sängerinnen und Sänger stehen in zwei Reihen hintereinander auf der Bühne. Die Blicke sind hochkonzentriert auf den Chorleiter Peter Gortner gerichtet.
Kammerchor der Christuskirche Karlsruhe: Jede Note sitzt
Sie singen auswendig, wie die meisten Ensembles beim Wettbewerb. Jede Note sitzt auf den Punkt. Gortner und sein Kammerchor haben ihr anspruchsvolles Programm mit Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart lange vorbereitet. "Wir haben begonnen diese Stücke zu lernen, da war noch Corona", erzählt Gortner. "Da saßen wir noch vor den Bildschirmen und haben in Online-Proben versucht, die Töne zu lernen. Und es ist total schön, jetzt hier zu sein und mit anderen Chören auf der Bühne zu stehen."
Sechsmal das gleiche Stück: "Das ist super spannend"
20 Minuten hat jeder Chor, bevor der nächste kommt. Alle müssen bestimmte Repertoire-Bereiche abdecken und haben ein Vergleichsstück im Programm. "Das ist super spannend, gerade weil wir jetzt sechsmal das gleiche Pflichtstück von verschiedenen Chören hören können", findet Gortner. "Wie ist die Interpretation, wie ist die Sprache, wie ist der Klang, wie ist die Intonation?"
Die gemischten Chöre ab 32 Mitwirkenden sind eine von insgesamt 14 Wertungskategorien beim Deutschen Chorwettbewerb. Sie reichen von klassischen Männer- und Frauenchören über den Bereich populäre Chormusik bis zu Kinderchören in verschiedenen Altersstufen.
Mädchenchor Hamburg: Breites Spektrum an Stimmungen
Zwischen 9 und 13 Jahre alt sind die Mitglieder im Jugendchor des Mädchenchors Hamburg. Sie begeistern ihr Publikum im Schauspiel Hannover mit ihrem schönen Klang und einem breiten Spektrum an Stimmungen und Stilen. Bei einem malaysischen Stück sitzen sie im Schneidersitz auf dem Boden, wie in einem religiösen Ritual. Sie begleiten sich selbst mit Klatschrhythmen.
"Mir hat am meisten Spaß gemacht, dass die Emotion zwischen den Stücken gewechselt hat - es war aber auch eine große Herausforderung, das dem Publikum rüberzubringen", erzählt die zwölfjährige Salomé. Ihr und ihren Kolleginnen vom Mädchenchor Hamburg ist das mitreißend gelungen. Chorleiterin Gesa Werhahn wirkt im Anschluss entsprechend gelöst: "Das liebe ich schon an diesen Wettbewerben, diesen unheimlichen Fokus und diese Konzentration auf den Moment."
Berührtes Publikum: "Das größte Kompliment"
Beeindruckend, wie präzise, lebendig und farbenreich die jungen Mädchen singen. Und wie sie ihr Publikum damit in den Bann ziehen. "Wenn uns danach jemand sagt, 'das hat mich so berührt', dann ist das für mich das größte Kompliment, darüber freue ich mich am meisten", schwärmt Werhahn.
Natürlich wäre es für alle Teilnehmenden schön, einen Preis mitzunehmen. Aber der Hauptgewinn beim Deutschen Chorwettbewerb ist für die meisten etwas anderes: Aus sich selbst das künstlerisch Beste rauszuholen - und die Begegnung mit anderen Chören und Ensembles zu genießen.
Freude am Austausch mit anderen Chören
Diese Freude am Austausch ist auch im Wettbewerb der Frauenchöre zu erleben. Wie bei den Sängerinnen vom Frauenchor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die sich nach dem eigenen Auftritt noch Chöre aus Berlin und München anhören. "Es ist total spannend, sich die anderen Chöre anzuhören - zu erleben, wie die klingen und zu sehen, wie die arbeiten", erzählt eine der Sängerinnen.