Vocoder Ensemble aus Hamburg - ein Porträt
Aus einem eher zufälligen Treffen ist eine erfolgreiche A-Cappella-Gruppe aus Hamburg geworden: das Vocoder Ensemble. Aber wie sind sie zu der Gruppe geworden, die sie heute sind?
Beim Deutschen Chorwettbewerb sind seit dem 3. Juni Chöre und Gruppen mit ganz unterschiedlichen Größen und Ausrichtungen in Hannover zusammengekommen. Die Bandbreite reicht von gemischten Chören über Knaben- und Mädchenchöre bis zu solistisch besetzten Ensembles. Eins davon ist das Ensemble Vocoder aus Hamburg, das im vergangenen Jahr schon beim Podium der Jungen auf NDR Kultur zu Gast war.
Magie des Ensemblegesangs
"Der Moment, wenn man einen Akkord singt und man merkt gar nicht: Welchen Ton singe ich hier eigentlich gerade? Weil alle Töne sich verbinden", sagt Vocoder Ensemble Mitglied Antonia Schwoch. "Das kollektive Bewusstsein, das sich manchmal in der Gruppe einstellt, wo ich nicht mehr als 'Ich' denke, sondern als ganze Gruppe atme und singe." So beschreibt Nicolas Dreessen die besondere Magie des Ensemblegesangs. Die erleben die beiden mit Vocoder - eine der spannendsten A cappella-Entdeckungen der letzten Jahre.
Vocoder Ensemble lernt sich im Studium kennen
Beim internationalen A cappella-Wettbewerb in Leipzig Anfang Mai hat die sechsköpfige Gruppe gerade den zweiten Preis und den Publikumspreis gewonnen, nun ist sie beim Deutschen Chorwettbewerb in Hannover zu Gast. Doch die Wurzeln von Vocoder liegen woanders. An der Hochschule in Hamburg haben die Mitglieder von Vocoder Schulmusik studiert und sich während eines Musicalprojekts kennengelernt. Antonia Schwoch erinnert sich. "Wir saßen zufällig an einem Tisch zusammen, am Anfang zu fünft und dann haben wir gesagt: 'Wir fünf sollten uns mal treffen.' In dem Moment kannten wir uns gar nicht so gut."
Aus zufälligem Treffen entsteht Vocoder Ensemble
Aus diesem eher zufälligen Treffen mit anschließender Probe im Sommer 2016 entsteht allmählich ein festes Ensemble, inspiriert von berühmten Vorbildern, erklärt Antonia. "Ich bin schon King's Singers-Fan, seit ich zehn oder elf Jahre alt bin. Ich habe auch im Chor gesungen und mein Chorleiter ist immer zu den Konzerten gegangen und ich bin als Teenie immer mitgekommen."
Vocoder hat mit den King's Singers Musik gemacht
Die erste Teilnahme am Meisterkurs der King's Singers beim Schleswig Holstein Musikfestival 2018 ist ein wichtiger Schritt für Vocoder und bestärkt die junge Gruppe auf ihrem Weg. "Wir sind total offen für alle möglichen Stile. Von Volksliedern über Pop bis hin zu Jazz und Funk. Wir versuchen was aus der Renaissance oder Madrigal mit reinzunehmen."
Diese Vielfalt ist eine besondere Stärke von Vocoder - dadurch hervorgehoben und unterstützt, dass das Ensemble mittlerweile vor allem eigene Arrangements und Kompositionen singt. Viele davon maßgeschneidert vom Bariton Henning Wölk, der virtuos verschiedene Stile vermischt und oft einen Schuss Ironie mit reinmixt.
Vocoder berührt mit eigener Handschrift
Die sechs Sängerinnen und Sänger sind ein richtig gutes Team, sie haben eine ganz eigene Handschrift und schaffen es, mit ihrem Gesang zu unterhalten und berühren. Also könnten sie jetzt eigentlich als freies Ensemble durchstarten. Aber gerade mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie im Hinterkopf wäre es schon ziemlich riskant, alles auf diese Karte zu setzen. Wo es mit Vocoder hingehen soll, darauf antwortet Antonia Schwoch so: "Schwierige Frage! Es ist natürlich ein Risiko zu sagen, kündigt man jetzt die Schule, oder geht man noch nicht ins Referendariat, legt eine Pause ein und hängt sich wirklich zum Hauptjob rein. Wenn wir mehr Zeit hätten, dann würden wir sie alle voll in Vocoder reinstecken. Der Wunsch ist, glaube ich, bei allen da!"