Historische Zeichnung von der Pianistin und Komponistin Clara Schumann sitzt am Klavier sitzend und spielend. © picture alliance/Mary Evans Picture Library

Women in Music: Clara Schumann

Stand: 19.05.2021 12:56 Uhr

Vor 125 Jahren, am 20. Mai 1896, starb Clara Schumann. Sie schrieb bereits als Kind innovative Klavierkonzerte. Nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann zog sie sich vom Komponieren zurück.

von Alice Kremer

Sie spielt wie ein Teufel, sagen manche. Sie komponiert wie ein Mann, sagen andere. Wenn sie spielt, ist sie frei. Frei von dem Notenblatt vor ihr, frei von Familienstreitigkeiten oder den Tagebüchern, die ihr Vater herausgibt. Wenn Clara Schumann spielt, spielt sie einfach. Schon mit 9 Jahren fängt sie an, auf Konzertreisen das Publikum zu beeindrucken. Und sie spielt für ihre Mutter, die sie nicht sehen darf. Mit dem Orchester hinter sich gibt sie alles, was sie kann, weil sie ihren Panzer angezogen hat. Ihren mentalen Panzer, der sie Zeit ihres Lebens begleiten wird.

Virtuose Klavierkonzerte mit 13 Jahren

Schon früh ist Clara Schumann als Wunderkind bezeichnet worden - ihr Kompositionsstil als abenteuerlich. Mit ihrer rhythmischen Freiheit, den plötzlichen Wechseln der Tonarten, war sie dem vorherrschenden Klang der Romantik voraus. Gerade ihr Klavierkonzert, das sie bereits mit 13 Jahren geschrieben hat, ist ein sehr innovatives Werk, in dem Schumanns Virtuosität und unabhängiges Denken zum Ausdruck kommen. Ein Kritiker schrieb über ihr Klavierkonzert sogar: "Wenn der Name der Komponistin nicht auf der Titelseite gestanden hätte, hätte man nie geglaubt, dass das von einer Frau geschrieben worden ist!" Im Gegensatz dazu war für einen anderen Rezensenten der Tonartenwechsel ein völliges Chaos. Er rechtfertigte seine Kritik damit, dass "Frauen launische Wesen seien".

Als Clara Wieck wurde Clara Schumann 1819 in Leipzig geboren. Ihre Mutter Mariane verließ ihren Vater für einen anderen Mann. Zu dieser Zeit war Clara noch ein Kind. Ihrem Vater Friedrich wurde das Sorgerecht gewährt und er war besessen von Claras unübersehbarem Talent am Klavier. So war Claras Kindheit geprägt von dem Willen ihres Vaters.

Clara lernt Robert Schumann früh kennen

Ihre Kindheit war zudem geprägt von ihrem späteren Ehemann Robert Schumann, dem sie bereits mit acht Jahren begegnete. Erst war er ihr Mentor, den sie über ihre Fortschritte informierte - wie zum Beispiel in diesem Brief: "Sie werden jetzt sicher vor sich hin kichern, aber es ist wahr. Ich habe die Partitur abgeschlossen. Ich habe alles selbst geschrieben und innerhalb von zwei Tagen fertiggestellt. Ich habe angefangen das Konzert zu orchestrieren, es aber noch nicht übertragen. Und ich habe das tutti ein wenig verändert." Später heirateten sie und vieles, was wir über Clara Schumann wissen, hängt mit ihrer Bewältigung des sich verschlechternden psychischen Zustandes ihres Mannes, seinem Tod, als sie gerade mal in den Dreißigern war, und dem Tod einiger ihrer Kinder zusammen.

Rückzug vom Komponieren nach Robert Schumanns Tod

Nach dem Tod ihres Mannes zog sich zurück und fokussierte sich auf das Unterrichten. Das sind zwar alles vertraute Geschichten, aber sie sind wichtig, weil sie das schildern, was so viele Komponistinnen erlebt haben. So schreibt Robert Schumann über seine Frau: "Ich bin oft beunruhigt darüber, wie viele tiefgreifende Ideen verloren gehen, weil sie nicht regelmäßig die Möglichkeit bekommt, daran zu arbeiten."

Oder wie Clara selbst schrieb: "Ich habe einmal geglaubt, ich hätte kreatives Talent, aber ich habe die Idee aufgegeben. Eine Frau darf nicht danach streben zu komponieren - es hat noch nie eine gegeben, die dazu in der Lage war. Sollte ich etwa annehmen, diejenige zu sein, die das könnte?" Dabei war Clara schon eine Komponistin. Mit 76 Jahren starb sie am 20. Mai 1896 an einem Schlaganfall. Von 1989 bis 2002 war sie sogar das Gesicht auf dem 100 D-Mark-Schein.

Im Rahmen der Reihe "Women in Music" stellt NDR Kultur Komponistinnen vor, die in der Geschichte viel zu wenig Beachtung gefunden haben.

Weitere Informationen
Die Pianistin Louise Farrenc im Porträt, gemalt um 1900. © imago images / Leemage

Women in Music: Louise Farrenc

Louise Farrenc war die erste Frau in der Geschichte, die eine Klavierprofessur am Pariser Konservatorium bekommen hat. mehr

Das Gemälde einer jungen Frau von Palma Vecchio

Women in Music: Francesca Caccini

Sie galt als musikalisches Aushängeschild der Medici. Doch die Komponistin Francesca Caccini geriet in Vergessenheit. mehr

Komponistin Emilie Mayer auf einer undatierten historischen Lithografie © picture alliance / dpa | Theater Neubrandenburg, Quelle: Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz

Women in Music: Emilie Mayer

Emilie Mayers Kompositionen wurden in ganz Europa aufgeführt, doch schon eine Generation später war sie vergessen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 08.03.2021 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klassik

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Reisen mit Muddi "Reisen mit Muddi" eine sechsteilige Miniserie im NDR Fernsehen und in der ARD-Mediathek © Bild: NDR/Boris Laewen

Mediathektipps: "Reisen mit Muddi", "Die Legenden von Paris", "Dinner For Two"

Eine unfreiwillige Reise zu sich selbst, ein dänisches Beziehungsdrama und eine Reihe über die Zeit der Romantik in Paris. mehr