Bachs Matthäus-Passion verbindet Knabenchöre aus London und Kiel
Traditionell steht am Karfreitag die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach auf vielen Programmen. Für den Kieler Knabenchor und den Trinity Boys Choir aus London war das Werk in diesem Jahr ein ganz besonderes Projekt.
Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach ist ein Werk der Superlative für zwei Chöre, Orchester und Solisten. Zwei Jahre lang haben der Kieler Knabenchor und der Trinity Boys Choir aus London geplant. Mit 90 Sängerstimmen wird die Passion jetzt in der Kieler Nikolaikirche lebendig.
"Man braucht halt zwei Chöre", erklärt der Kieler Chorleiter Jan-Hendrik Jensch. "Ein Knabenchor hat in der Regel maximal 60 Sänger. Wenn man den in der Mitte teilt, weil man zwei Chöre braucht, hat man auf jeder Seite nur 30 Stimmen und damit kommt man nicht gegen das Orchester an. Deswegen ist dieses Doppelchörige etwas Besonderes. Und wenn dann zwei Chöre singen, die eigentlich nicht die gleiche Sprache sprechen, aber dann doch in der Musik das gleiche machen, ist das cool. Aber auch halt herausfordernd."
Singen und Fußballspielen
Damit alles klappt, hat der Kieler-Chorleiter zusammen mit seinem Team viele Spenden gesammelt und Fördergelder beantragt. Mehr als 150.000 Euro kostet das Projekt. Eine der Helferinnen ist die Elternvertreterin Katja Drücke: "Es bringt die Jungs unglaublich weiter, weil es einmal sprachlich ganz toll ist und es ist eine ganz andere Art der Knabenchor-Arbeit, die unsere Jungs jetzt festgestellt haben. Die Engländer arbeiten ganz anders: Die sind auf einer Schule, die ganz musikalisch ist, die singen jeden Tag mehrere Stunden. Der Kieler Knabenchor hingegen ist eine schulübergreifende AG aller Kieler Schulen."
Vor zwei Wochen ging es dann endlich nach England: Gemeinsam mit dem Trinity Boys Choir sang der Kieler Knabenchor die Matthäus-Passion in London und Coventry. Neben der Musik haben die Jungs auch das ein oder andere Fußballspiel ausgetragen. Am vergangenen Wochenende dann der Gegenbesuch aus England mit Konzerten in Lübeck und Kiel.
Intensive Zeit für Sänger und Chorleiter
Am Ende einer intensiven Zeit sind Sänger und Chorleiter begeistert. "Mit so einem tollen Chor zu singen ist ein einmaliges Erlebnis. Es ist toll, dass wir das machen", sagt ein Junge des Trinity Boys Choir und ein Bursche des Kieler Knabechors ergänzt: "Ich finde das einfach auch spannend, mit einem neuen Chor zu singen und neue Freunde zu finden." Der Chorleiter Jan-Hendrik Jensch meint abschließend: "Es ist unbeschreiblich. Klar müsste man so etwas wieder machen. Ob wir allerdings jedes Mal wieder so viel Geld zusammenbekommen, ist die Frage."
Vier Konzerte in England und Schleswig-Holstein liegen jetzt hinter den Sängern und ihrem Chorleiter. In den nächsten Wochen kehrt beim Kieler Knabenchor erst einmal wieder Ruhe ein.
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