Autodidakt, Revolutionär, Neudenker: Arnold Schönberg zum 150.
Vor 150 Jahren, am 13. September 1974, wurde Arnold Schönberg geboren. Mit seiner Zwölftonmusik stellte er die Musikwelt auf den Kopf - und wurde einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Arnold Schönberg befreite die Musik von den traditionellen Fesseln. Sie sollte sich individuell entfalten. Was im ersten Moment vielleicht nach Anarchie im hübsch geordneten Musikkosmos klingt, bildete einen entscheidenden Wendepunkt. Nicht nur in der Musikgeschichte, sondern auch im Leben und Wirken von Arnold Schönberg.
"Ein Komponist - ein wirklich schöpferischer, komponiert nur, wenn er etwas zu sagen hat, das noch nicht gesagt worden ist und das, wie er überzeugt ist, gesagt werden muss: eine musikalische Botschaft an den Musikfreund", erklärte Schönberg einmal.
Autodidakt Schönberg ordnet Kunst neu
Arnold Schönberg war ein Meister darin, Kunst in ihrer Vielfältigkeit zu denken und neu zu ordnen. Allein sein musikalischer Werdegang spricht für seine lebenslange Entwicklung. Als Autodidakt begann er mit acht Jahren das Geigespielen und das Komponieren. Den anfänglich eingeschränkten Zugang zu Musik und Kunst glich er durch lebenslanges Studieren aus und durch den Austausch mit wichtigen Komponisten der Zeit, wie Alexander Zemlinsky, Richard Strauss und Gustav Mahler oder mit dem Maler Wassily Kandinski. Schönberg widmete sich außerdem der Malerei, schrieb gesellschaftspolitische Texte und tüftelte an technischen Erfindungen.
Schönbergs Leitlinien: Ästhetik und Wahrheit
Ästhetik und Wahrheit, so könnten man die zwei großen Leitlinien nennen, an denen sich Schönberg orientiert hat. Ästhetik weniger im Sinne von Schönheit, sondern vielmehr im Sinne von Charakter. Inhaltlich inspiriert von Mythen und Gedichten, wurde aus der spätromantischen Poetik bald schon Prosa. Seine Kompositionen sprachen nun immer mehr politische und gesellschaftliche Themen an.
Inhaltlich bewegte sich Schönberg in der Gegenwart. Seine Musik spielte aber schon bald in der Zukunft. Das Spiel mit der Tonalität und der Beziehung von Tönen zueinander, die sich klar von der "konventionellen" Musiktheorie abgrenzte. Das Ergebnis war ein ungewohnter Klang aus scheinbar beliebig aneinandergereihten Tönen, die in Wahrheit aber auf einem bestimmten und präzise ausgeklügelten System basierten. Es ist die Geburt der Zwölftontechnik! In einigen Stücken ergänzt Schönberg diese Tonkunst mit Sprechgesang.
1933 Emigration nach New York
Schönbergs Begeisterung für diese neue Kompositionstechnik wurde allerdings nicht von allen geteilt. Noch heute wird Schönberg eher mit der "rebellischen" Zwölftontechnik verknüpft und weniger mit seinen spätromantischen Werken. Auch nach der Flucht vor den Nationalsozialisten und seiner Emigration nach New York im Jahr 1933, entwickelte er seine Ideen zur Dodekaphonie und zum Expressionismus weiter. Dennoch verschlug es ihn ab und an auch wieder in die tonale Kompositionsart:
"Eine Sehnsucht zu dem älteren Stil zurückzukehren, war immer mächtig in mir; und von Zeit zu Zeit musste ich diesem Drang nachgeben. Also schreibe ich manchmal tonale Musik", erklärte Schönberg 1948.
Abstrakt denken, etwas Neues anbieten und gleichzeitig nah am Zeitgeschehen bleiben. Dieses Kunststück gelang nur wenigen, zumindest mit dieser Nachhaltigkeit, wie es Schönberg schaffte.