Hinter den Kulissen: Sommer bei der NordArt
Die NordArt zählt zu den größten Kunstausstellungen Europas. Auch im Sommer wird im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf alles für die Kunst unternommen. Ein Blick hinter die Kulissen verrät mehr.
In einer Ecke der riesigen Ausstellungshalle ist die Arbeit der Südkoreanerin SINN zu finden. Was von Weitem nach einem großen Gemälde mit breitem Alu-Rahmen aussieht, ist ein begehbares Objekt. Steht man direkt davor, erkannt man eine ein Meter tiefe und fünf Meter hohe Wandelkulisse. Wie in einem Bühnenbild nähern sich die Ausstellungsbesucher hier der eigentlichen Malerei, die dahinter versteckt ist.
"Die Schwierigkeit ist, dass wir verschiedene Materialien haben", erklärt Bernd Schumacher von der NordArt. "Einmal Holz und einmal diese Alu-Platten. Diese Platten haben nun mal die Eigenschaft, wenn es hier warm wird, dann dehnen sie sich aus. Das ist ja bei Holz nicht so der Fall. Deshalb musste ich da so ein bisschen vermitteln, damit mir die Platten nicht verbeulen."
Plastisches Gemälde als Gesamtkunstwerk
Wer jemals im Hochsommer auf der NordArt war, kennt die manchmal fast tropische Hitze in den einfachen Industriehallen der ehemaligen Gießerei. Bernd Schumacher ist Tischler. Wärme- und Temperaturkoeffizienten - auch für den Handwerker nicht unbekannt: "Ich habe das noch ein bisschen gegoogelt und konnte so rausfinden, wieviel Prozent sich Aluminium bei so und so viel Grad Unterschied ausdehnt." So steht und schimmert da nun ein sehr plastisches Gemälde als ein Gesamtkunstwerk. Von der Künstlerin und den Kuratoren bekam er dafür eher die Anweisungen "Mach mal!". "Wir hatten die Platten hier liegen. Die hatte ich mir dann in der Halle ausgelegt, damit ich das Motiv zusammenbekomme, da es sich aus hundert Platten zusammensetzt", so Schumacher.
Janusz Pretki ist dazugekommen, bei der NordArt ein Urgestein. Diese Kulisse gehört zu einer Trennwand, die hoch ist wie die Halle selbst - eine filigrane Lattenkonstruktion. Das kennt er alles: "Diese Wand habe ich mal vor 25 Jahren gebaut - und diese Wand hat nun Bernd Schumacher in diesem Jahr gebaut. In der Ecke, in der wir hier stehen, ist große Geschichte." Janusz Pretki war als Handwerker auf der NordArt immer dabei.
NordArt: "Da gibt es Geschichten ohne Ende"
Mit den beiden geht es weiter durch die Ausstellung. Nebenan ist der Länderpavillon zu finden. Eine kleine Halle, die das Aufbau-Team jedes Jahr durch Trennwände neu gliedert. Hier stehen zwei große Wachs-Plastiken aus China. Sie kamen in Holzkisten. Die wiederum standen in Übersee-Containern. Aber sowohl die Figuren als auch die Kisten passten eigentlich gar nicht in ihre Transportbehältnisse. Am Ende haben sie es doch geschafft - wie so vieles im 80.000 Quadratmeter großen Skulpturenpark.
"Da gibt es Geschichten ohne Ende", sagt Janusz Pretki. Sie wollen zur kinetischen Kunst des Tschechen Zdeněk Šmíd. Die wankt und dreht sich im norddeutschen Wind, aber "Crystal", wie die Skulptur heißt, steht - sicher und fest. "Die brauchte ein richtiges Fundament, und das wurde extra nur für diese Skulptur gebaut", erklärt Janusz Pretki. "Darunter ist eine zwei-mal-zwei-Meter-große Platte. Dann kommt noch Beton, der geht etwa anderthalb Meter tief in die Erde. Das sind dann schon echte Erdarbeiten."