Die goldenen 50er: Was war Schein, was war Sein?
Heimatfilm, Rock 'n' Roll, Wirtschaftswunder: Die 1950er-Jahre gelten als das Jahrzehnt der heilen Welt. Oder als das, das heile Welt vorgaukelt. Auf dem Musemsberg in Flensburg blickt die Ausstellung "Die anderen 50er-Jahre" hinter die Kulissen.
Die 1950er-Jahre, die Erinnerungen der Nachkriegsjahre sollten damals unter der Tapete verschwinden. Es war die Zeit wo die Frau adrett vor der pastellfarbenen Küche platziert wurde und auf der Bella, dem weltweit fortschrittlichsten Rollertyp in den 50er-Jahren, "Herr" sein konnte.
Auf der anderen Seite durfte die Frau nicht ohne die Genehmigung ihres Mannes einen Führerschein machen oder Geld verdienen.
Ein Ausschnitt aus einem Werbefilm zeigt das stereotypische Rollenbild:
Frau: Beinahe hätte ich es vergessen, was willst du essen? Mann: Wenn du mich so reizend fragst, koch doch was du selbst gerne magst. Leicht bekömmlich muss es sein wie die Oberstolz vom Rhein.
"In der Werbung ist die Frau immer die Sekretärin, die Putzfrau oder die glückliche Hausfrau. Dem gegenüber stellen wir zum Beispiel in einer Vitrine einen bebilderten Artikel aus dieser Zeit. Da geht es darum, dass eine Architektin und eine Ingenieurin für eine Bauherrin ein Haus errichtet haben und das hat eine Fotografin dokumentiert", sagt Michael Fuhr vom Museumsberg Flensburg. "Es gab also nicht nur putzende Frauen in dieser Zeit."
Schein und Sein der 1950er-Jahre
Bei der Ausstellung in Flensburg geht es um Schein und Sein in den 1950er-Jahren. Nicht nur was die Rolle der Frau angeht. In der Ausstellung steht zum Beispiel auch ein Designerschreibtisch. Heute ist er viel Geld wert, damals wurde er aus Stahl gebaut, weil die Rüstungsindustrie andere Aufgaben brauchte, nachdem die Waffenherstellung von den Alliierten beschränkt wurde. "Die anderen 50er Jahre" - eine Ausstellung zum Erinnern, unter anderem an scheinbare rosige Zeiten und an das, was man mit Optimismus und Konsum verstecken wollte.