Tour durchs Museumsdepot: Einblick in eine verborgene Welt
Nach dem Diebstahl von mehr als 2000 Stücken aus dem British Museum, stellt sich einmal mehr die Frage nach der Sicherheit solcher Häuser. NDR Kultur hat dafür das Zentraldepot des Braunschweigischen Landesmuseums besuchen dürfen.
Das Zentraldepot des Braunschweigischen Landesmuseums, Lagerort für rund 300.000 Objekte des Museums. Die Adresse soll unbekannt bleiben. Irgendwo im Industriegebiet Braunschweigs lagern die Sammlungsbestände. "Ziehen Sie bitte einmal die Schuhüberzieher über", sagt Registrar Robert Hintz. "Das ist wie im Reinraum eines Krankenhauses, damit wir hier möglichst wenig Verschmutzung reintragen."
Für Museumsdirektorin Heike Pöppelmann ist das Zentraldepot das Herz des Museums, das besonderen Schutz verdient: "Es ist gut, dass das Depot nicht so bekannt ist. Gleichzeitig sind wir so stolz darauf, dass wir eigentlich viel mehr machen würden - aber das geht einfach nicht."
Zutritt nur für wenige Personen
Das neue, erst zwei Jahre alte Depot besteht aus einer großen Hallen mit rund 1.300 Quadratmetern. Aber nicht mal die Chefin kommt hier so einfach rein. "Ich komme nur hinein, wenn die Sammlungsverwaltung hier ist. Es ist sehr wichtig, den Zutritt auf wenige Personen zu beschränken - und diese Personen informiert sind, wenn hier jemand reingeht."
Beim Eintreten betritt man eine Schleuse. Erst nachdem die erste Tür geschlossen ist, öffnet sich die nächste. Das soll das Klima in dem knapp sieben Meter hohen weißen Raum konstant halten - entscheidend für die gelagerten Objekte. Durch Trockenbauweise und ein "Box-in-Box"-System sei die Klimatisierung besonders energieeffizient, so Pöppelmann: "In die alte Halle haben wir eine zweite Halle reingesetzt. Durch dieses Box-in-Box-System haben wir einen Hohlraum zwischen der Außenwand des Gebäudes und der Innenwand geschaffen. Und dieser Hohlraum ist eigentlich das, was das Klima hält."
Passgenaue Lagerung verschiedener Objekte
Das bedeutet: Ein Gebläse pustet warme oder eben kältere Luft in die Zwischenräume der Wände. Dazu gibt es drei Entfeuchter. An den Wänden selbst sorgt eine Kupferrohrsystem für die Beheizung, erklärt Sammlungsverwalter Robert Hintz: "Weil es die letzten Tage noch sehr warm war, haben wir hier jetzt gerade 21,5 Grad und 51 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das ist schon sehr konstant und das wird natürlich im Laufe der Zeit, wenn es jetzt kühler wird, reduziert werden."
Gleich nach der Schleuse begrüßt einen der vier Meter hohe "Eiserne Heinrich", eine Holzfigur von 1915. Daneben reihen sich alte Nähmaschinen, Lampen oder barocke Schränke. "Wir sind quasi ein Gemischtwarenladen", erläutert Hintz. "Wir haben hier Objekte aus verschiedenen Materialien wie Metall, Holz, Glas und Porzellan sowie Gemälde zusammengebracht."
Die meisten Stücke sind in einer zweigeschossigen Regalanlage untergebracht, deren einzelne Wagen per Kettenzug elektrisch bewegt werden können. Pastellgemälde lagern zum Beispiel auf Böden, Ölgemälde hochkant in Fächern.
Ein Telefon, dass ohne Berührung bewegt werden kann
Großbuchstaben und Bezeichnungen wie "Musikalien" oder "Elektrogeräte" finden sich an den Regalen. Pöppelmann weist auf ein Telefon aus den 1920er-Jahren. Eine Schleife hält den Hörer auf der Gabel, mit Schaumstoff sind die Ecken geschützt und es ist auf Pappe geklebt. "So kann man es aus dem Regal ziehen, ohne, dass das Objekt berührt wird und ohne, dass sich irgendetwas dabei bewegt."
Jedes Objekt hat eine Inventarnummer. Details wie Größe, Kontext oder Datierung sind da hintergelegt. Im nächsten Raum befindet sich die sogenannte Gemälde-Zuganlage. An etwa vier Meter hohen beweglichen Gittern hängen viele Porträts einstiger Herzöge neben Landschaftsbildern.
Zukunftsprojekt Datenbankerfassung
Noch sind nicht alle Objekte in der Datenbank erfasst. Aber das sei das nächste Ziel, so Pöppelmann: "Das erleichtert natürlich unsere Arbeit nicht nur im Leihverkehr, sondern auch bei dem, was wir eigentlich machen wollen: Die Objekte erforschen, Ausstellungen machen und gute Geschichten präsentieren."
Und davon hat das Geschichtsmuseum noch einige. Immer mal wieder nimmt das Haus neue Stücke ins Depot auf: Wie etwa eine Sammlung von Plastiktüten, die die Entwicklung der Geschäftswelt und der Einkaufsstraßen in Braunschweig dokumentiert.