Sächsische, ottonische, dänische und byzantinische Münzen liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa | Stefan Sauer
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Sächsische, ottonische, dänische und byzantinische Münzen liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa | Stefan Sauer
AUDIO: Silberschatz auf Rügen: Hobby-Archäologen bei der Arbeit (4 Min)

Silberschatz auf Rügen: Hobby-Archäologen bei der Arbeit

Stand: 25.12.2023 15:34 Uhr

Die ehrenamtlichen Sondengänger des Vereins "De Ackerlöper" haben im vergangenen Sommer auf der Insel Rügen mehr als 6.000 alte Münzen aufgespürt. Der genaue Fundort ist noch geheim.

von Lena-Marie Walter

Schnellen Schrittes laufen René Schön und Clemens Oppermann über einen Acker bei Lancken-Granitz auf Rügen. Den Spaten in der einen, die Sonde in der anderen Hand. Im gleichmäßigen Rhythmus führen sie den Detektor von links nach rechts. Die ehrenamtlichen Boden- und Denkmalpfleger sind auf der Suche nach Ton, Bronze, Gold und Silber.

Mit der Sonde unterwegs: Viel Müll, oft nichts - plötzlich eine Münze

"Da haben wir schon was - eine Fischdose", ruft Schön. "Die gehören zu den meist gefundenen Dingen. Die müssen viel Fisch gegessen haben damals." Müll finden die beiden zu genüge. Manchmal wochenlang nichts anderes. Doch Geduld und Durchhaltevermögen zahlen sich aus - es piept an Oppermanns Sonde. "Da haben wir jetzt die erste Münze, aber sie ist nicht sehr alt", so der Hobby-Archäologe. Er mustert den Fund. "Es ist ein Silbergroschen, wahrscheinlich aus den 1890er-Jahren." 

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Doch die Geschichts-Begeisterten haben bereits weitaus bedeutendere Funde in der Hand gehalten. Schön fand vor fünf Jahren alte Halsreife, Perlen, einen Thorshammer und Münzen aus dem 10. Jahrhundert, der Zeit des Dänenkönigs Harald Blauzahn.

Oppermann, der praktisch Schöns Lehrling ist, hat seinen ersten Schatz im vergangenen Sommer aufgespürt und erinnert sich genau: "Wir waren hier auf der Ecke und sind dann los. Hatten eigentlich eine bekannte alte slawische Siedlungsfläche im Ziel, die seit Jahrzehnten bekannt ist. Da wollten wir eine Nachkontrolle machen. Auf halben Weg fiel mein Blick auf eine Bergkuppe und das sah so spannend aus für mich, dass ich gedacht habe, da gehst du jetzt erstmal hoch."

Der Riesenfund: "Hab' mich erstmal auf den Ackerboden fallen lassen"

Noch bevor er sie erreichte, fand er die erste Münze. "Ich habe die Münze dann in Ruhe eingemessen", erzählt Oppermann. "Das war schon ein besonderes Stück als Einzelmünze. Als ich mich gerade weiterbewegen wollte, merkte ich schon beim ersten Schwenken des Detektors das nächste Signal. Ich konnte aus dem Stand schwenken und hatte ruckzuck fünf Münzen. Auf den Schreck habe ich mich erstmal auf den Ackerboden fallen lassen. Als ich saß und so über die Krume guckte, da sah ich auf dem Acker an der Oberfläche verteilt die Münzen liegen." Es waren 30 bis 40 Silbermünzen, die alle beim Pflügen verteilt worden waren. Sofort verständigte er die anderen Mitglieder seines Vereins, mit denen er unterwegs war.

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"Als sie hochkamen, war auch ziemlich schnell klar, was wir da vor uns haben", erinnert sich der ehrenamtliche Sondengänger. "Der Leiter meinte dann: Nichts machen! Hier bleibt alles so wie es ist! Wir müssen jede einzelne Münze einmessen. In dem Augenblick wurde ich dann so ein bisschen aus meinen Träumen gerissen. Ich dachte: Jede einzelne Münze? Weiß der, was das für Arbeit macht?"

250 Stunden gegraben, 6.600 Münzen gefunden 

250 Arbeitsstunden hat die Ausgrabung letztendlich gedauert. Jeder Quadratmeter wurde untereinander aufgeteilt. Fein säuberlich haben sie die Erde Schicht für Schicht abgetragen. Letztendlich sind gut 6.600 Silbermünzen ausgegraben worden, größtenteils aus dem 11. Jahrhundert, darunter aus Dänemark, Ungarn, dem Deutschen Reich und England. Das verraten die Prägungen. 

Für Oppermanns Mentor bietet das Raum für Interpretation: "Einer muss damals ziemlich viel Geld für die damalige Zeit gehabt haben. Das kann kein Bauer oder Gehöft gewesen sein. Das muss wesentlich größer gewesen sein bei der Menge. Dann wurde es vergraben, verbuddelt, versteckt, aber sie selbst scheinen es ja nicht überlebt zu haben."

Schwarz-Sondler gefährden historische Artefakte 

Der genaue Fundort des Schatzes bleibt vorerst geheim. Die Neuigkeiten haben seit dem Sommer viele Schwarz-Sondler auf die Insel gezogen. Doch die wollen meist die Funde illegal verkaufen. Für Ehrenamtliche wie Oppermann und Schön ein Tabu! Denn, so Schön: "Wenn diese Münzen illegal entnommen werden, dann kann man diese Handelsbeziehungen nicht mehr nachweisen, weil der Kontext fehlt. Und da man ja nicht weiß, was man unter der Suchspule hat, wenn sie anschlägt, dann kann das auch ein kulturhistorisches Artefakt sein, was man nicht so schnell zuordnen kann, wie eine Kugelfibel zum Beispiel. Ein Laie würde sagen: Was ist das für ein Schrott? Und schmeißt es dann weg."

Die Rügener hingegen wollen das kulturelle Erbe schützen und zur Geschichtsschreibung beitragen - dass auch ihre Urenkel noch davon lesen können.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 23.12.2023 | 09:55 Uhr

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