Northvolt-Gelände: Über 2.000 Jahre alte Funde ausgegraben
Bei Heide läuft seit März die größte Ausgrabung, die das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein bislang durchgeführt hat. Über 4.300 Funde wurden schon sichergestellt - darunter befinden sich wahre Schätze.
"Das ist hier der Traum für jeden Archäologen! So etwas habe ich noch nicht erlebt!" Der Archäologe Dominik Forler steht auf einem zehn Hektar großen Stück Weidefläche in Lohe-Rickelshof bei Heide (Kreis Dithmarschen) und kann sein Glück kaum fassen. Seit März haben der Grabungsleiter des archäologischen Landesamtes und sein Team direkt neben der Bundesstraße 203 gut einen Meter Mutterboden abgetragen.
Die Grabungsstätte hier in Dithmarschen ist die bislang größte des Archäologischen Landesamtes - aber nicht nur deshalb etwas ganz Besonderes. "Hier verläuft genau die Grenze zwischen der Marsch und der Geest. Das ist schon immer eine sehr beliebte Siedlungslage gewesen. Zum einen wegen der Nähe zum Wasser, zum anderen bot die höher gelegene Geest Sicherheit bei Sturmfluten", erklärt Forler.
Funde aus ganz unterschiedlichen Epochen
Die Lage war offenbar ausschlaggebend, sodass sich über Jahrhunderte hinweg immer wieder Menschen hier angesiedelt haben. Das wiederum hat dazu geführt, dass die Archäologen jetzt viele verschiedene, sehr gut erhaltene Funde aus diversen Zeitepochen ausgegraben haben.
"Das macht diesen Ausgrabungsplatz so einzigartig. Das, was wir inzwischen gefunden haben, reicht bis in die römische Kaiserzeit und in die Zeit der Völkerwanderung zurück. So etwa 1.700 bis 2.000 Jahre!" Mehr als 4.300 einzelne Fundstücke hat das Grabungsteam um Dominik Forler inzwischen geborgen. Dazu gehören unter anderem Reste von Langhäusern, Grabstellen, aber auch Alltagsgegenstände und Schmuck.
Viel Arbeit, wenige Leute
Bis zum kommenden März soll noch gegraben werden, danach kommt die Auswertung. Um den Zeitplan einzuhalten, musste Grabungsleiter Forler jeden aktivieren, der zur Verfügung stand. Doch das reichte nicht. Über das Internet suchte das Archäologische Landesamt nach Aushilfskräften und wurde fündig.
"Ich habe mich gleich beworben, hatte ganz schnell ein Vorstellungsgespräch und bin jetzt total glücklich, bei diesem Projekt dabei sein zu dürfen", sagt Kerstin Daugs. Sie kommt aus Bad Segeberg, ist eigentlich Floristin und hatte bislang gar keine Berührungspunkte mit der Archäologie. Trotzdem ist sie voller Leidenschaft dabei. "Wenn man bedenkt, dass man da Sachen findet, die vielleicht jemand vor 2.000 Jahren in der Hand gehabt hat. Da sind Perlen mit dabei und Gefäße mit Verzierungen. Das war vielleicht mal das Sonntagsgeschirr", mutmaßt die Floristin. Grabungsleiter Forler rechnet durchaus noch mit weiteren großen Siedlungsstellen in dem Gebiet, auf dem möglicherweise schon bald eine Northvolt-Batteriefabrik entstehen könnte.