"Bis hierhin lief's noch gut": Anna-Haifisch-Ausstellung in Hamburg
In der deutschen Comic-Szene genießt Anna Haifisch ein unbestritten großes Ansehen - aber nicht nur das. International wird sie bis in die USA für ihre Arbeiten gefeiert. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe widmet ihr nun eine große Ausstellung.
"Das Verrückteste sind vielleicht die kleinen Krallen und Entenpatschen hier unten an den Tischen dran sind", sagt Anna Haifisch und zeigt auf die Tischbeine. "Hier ist noch ein bescheuerter Hut und ein durchgedrehter Roadrunner - man kann also lauter Frechheiten entdecken." Die Grafikerin und Comic-Zeichnerin ist mehr als zufrieden mit der Ausstellung, "Das sind irgendwie hehre Hallen. Hamburg ist das große Nest der Comic-Zeichnung und dann noch hier in diesem Haus, das ist etwas Besonderes. Meine eigene Arbeit aus den vielen Jahren zu sehen - irgendwie fand ich das emotional."
Ausstellung und Arbeiten mit knalligen Farben
Geboren ist sie in Leipzig, drei Jahre vor der Wende. Sie studiert dort an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und das prägt ihr Artwork sehr. 2014, vor zehn Jahren, legt sie als freischaffende Künstlerin los, reist in die USA, wird in New York Siebdruckerin. Ihre Homebase bleibt aber Leipzig. Hier gründet sie mit Freunden den "Millionaires Club", ein Grafik-Festival parallel zur Buchmesse und zeichnet für das Jugendkultur- und Lifestyle Magazin Vice.
Ihre Drucke und Zeichnungen haben Raum, sie verwendet knallige Farben: gelb, orange. Ihre Figuren wirken zerbrechlich dünn, gummihaft. Ihre Geschichten sind lebensbejahend oder deprimierend - je nachdem wie man sie selbst liest. Haifisch selbst sieht sich in der Tradition der sogenannten Funny Animals wie Snoopy von den "Peanuts" oder der Zeichentrickserie "Looney Tunes".
Anekdoten, Kommentare und viele Einblicke
"Was bei der Ausstellung besonders ist", erklärt die Zeichnerin, "ist eine Kommentar-Ebene an zwei Stirnseiten des Raumes. So gesehen hab ich noch nie den Kochtopf aufgemacht, dass man die Zutaten anschauen kann." Unzählige kleine und größere Geschichten sind an den Wänden zu lesen, die sich auf die Zeichnungen und Arbeiten beziehen. Es ist wohl ihre persönlichste Ausstellung.
Zusehen sind Skizzen, Zeichnungen und Illustrationen - aber auch Drucke und von ihr gestaltete Designprodukte wie Schalen, Badehandtücher, Schals oder Plattencover. "Es gibt zu fast jeder Arbeit Anekdotisches, also einen kleinen Geheimnisverrat, wenn es zum Beispiel um Belohnungen für Magazin-Seiten geht, oder eine Anekdote aus der Zeit, wo es entstanden ist. Also einen Einblick in meine Arbeitswelt."
"Bis hierhin lief's noch gut": Erfrischend und unterhaltsam
Ein großer Saal mit über 200 Arbeiten, platziert in der Mitte auf Tischen und in Regalen - passend zum grafischen Stil der Illustratorin. Er zeigt die Arbeitsprozesse wie Magazin-Seiten oder Produkte entstehen: "Und dann gibt es noch einen anderen Raum, der widmet sich dem Plakativen, dem grafischen Themenkomplex den ich sehr gerne mag: die USA-Reisen." Immer wieder ist sie dort zum Arbeiten und Sich-inspirieren-lassen, vor allem von den großen Billboards, die entlang der Highways zu finden sind.
"Bis hierhin lief's noch gut" heißt die Ausstellung. "Ich hoffe, der Titel wird nicht zur Prophezeiung", sagt Anna Haifisch und lacht. "Aber irgendwie hat sich das so angefühlt, dass das ein guter Titel wäre. Es ist natürlich auch eine Referenz an den belgischen Film 'La Haine', bei dem ein Mann aus dem Fenster stürzt und bei jeder Etage sagt: Bis hierhin lief's noch gut." Die Schau zeigt erfrischend und unterhaltsam, aber auch ernsthaft und respektvoll die Tiefe und Schönheit, die in den zeichnerischen und gestalterischen Arbeiten von Anna Haifisch stecken - absolut sehenswert.
"Bis hierhin lief's noch gut": Anna-Haifisch-Ausstellung in Hamburg
Anna Haifisch ist eine der renommiertesten Comiczeichnerinnen im deutschsprachigen Raum. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe widmet ihr nun eine Ausstellung.
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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg