Eine eigene Galerie als ganz persönliche "Energietankstelle"
Früher reiste die Hamburgerin Lucia Kaufmann durch die ganze Welt - dann kamen zwei Kinder, Lehrerinnenjob und ein Burn-out. Mutig eröffnete sie ihre eigene Galerie. Nach einem Jahr sagt sie: "Man darf auch einfach mal glücklich sein."
An den Wänden hängen abstrakte Bilder in hellen Farben. Das Ladengeschäft von der Galerie Hyle in Hamburg-Eppendorf hat eine große Glasfront. Direkt dahinter steht der Schreibtisch von Lucia Kaufmann. Die Arbeit, die es macht, Kunst zu verkaufen, die bleibt trotz Glasscheibe unsichtbar: Tausende E-Mails und unter Leute gehen.
"Netzwerkarbeit ist ganz, ganz wichtig, auf Veranstaltungen gehen, dort die richtigen Menschen treffen, Menschen ansprechen", sagt die junge Galeristin. Das alles seien Fähigkeiten, die sie ganz neu an sich entdeckt habe. Sie sieht sich selbst als eine Art Chamäleon. "Ich weiß, was das Gegenüber sucht und kann mich darauf gut einstellen."
Eigene Strukturen schaffen für Familienfreundlichkeit
Auf die Idee, eine Galerie zu eröffnen, kam die Mitte-30-Jährige nach einem Burn-out. Als Lehrerin an einer Schule und als Mutter von zwei Kindern hatte sie sich verausgabt. Bei der Suche nach Alternativen fiel ihr auf, dass viele Jobs einfach nicht familienfreundlich sind und viel zeitliche Flexibilität erfordern. "Da dachte ich, wenn ich mich selbstständig mache, schaff ich meine eigenen Strukturen."
Beruf, Gesundheit und Familie im Gleichgewicht. Keine einfache Aufgabe. Möglich wird das auch durch eine gute Partnerschaft. Als Architekt hat ihr Partner auf 80 Prozent reduziert. "Er glaubt an mich, er unterstützt mich. Und als Frau mit Familie berufstätig sein, das geht nur im Team", sagt Lucia Kaufmann.
Zusammenarbeit, die ist ihr wichtig. Egal ob mit Künstlern, der Konkurrenz, also anderen Galerien, oder unterschiedlichen Mitspielern auf dem Kunstmarkt. "Interessanterweise waren es oftmals Begegnungen mit Frauen, die so eine Energie hatten, so eine Kraft", sagt sie. Damit habe sie vorher nicht gerechnet. "Plötzlich merke ich, dass so was wie Mutterschaft ein ganz verbindendes Element ist.“
Auf Abenteuerreise mit der Kunst
Die junge Galeristin hat schon viel erlebt und gesehen. Sie reiste durch Kanada, die USA und Asien. Oder fuhr quer durch Deutschland, um fast alle Kunsthochschulen einmal zu besuchen. "Ich habe immer das Abenteuer gesucht und dann hatte ich plötzlich Kinder und das ging nicht mehr." Sie war an einen Ort gebunden. Das hat sich nun geändert. "Ich habe das Gefühl, dass ich mir durch die Kunst wieder dieses Abenteuer ins Leben geholt habe.“
Mit Kunst kennt sie sich aus. Sie studierte Kunstgeschichte, dann Kunst auf Lehramt. Sie hat selbst gemalt und versteht deswegen die Künstler besonders gut. In ihrer Galerie zeigt sie abstrakte Malerei. "Das hat zum einen damit zu tun, dass ich tatsächlich früher selber auch abstrakt gemalt habe. Aber eben auch, dass ich diese lange Tradition von: Der männliche Maler bedient sich am weiblichen Körper, damit tue ich mich unglaublich schwer."
Kunstverkauf lief gut an
Also keine Körper, keine gegenständliche Kunst. Stattdessen Farben und Formen. So wird Kunst für sie zu einer Energietankstelle, wie sie selbst sagt. Ein Fazit nach dem ersten Jahr: "Mir hat man gesagt, die ersten drei Jahre darf man auf keine Einnahmen hoffen." Mit einer Ausnahme habe sie aus jeder Ausstellungsrunde mindestens ein Werk verkauft und schränkt auch ein: "Ohne ein gewisses Startkapital kann man das nicht machen."
Das Einjährige feierte Lucia Kaufmann mit einem großen Essen. Besondere Erlebnisse rund um die Kunst, auch die sind wichtig in der Kunstwelt, ergänzt sie. Für sie ist klar: Sie wird weitermachen auf ihre Art. "Ich muss sagen, jetzt gerade bin ich ziemlich glücklich und ich finde, man darf auch mal zufrieden sein."