Lehrermangel in MV: Teilzeit an Gymnasien besonders verbreitet
Gerade ältere Lehrer an den Gymnasien arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern in Teilzeit. Für viele sei das die einzige Chance, die hohe Unterrichtsverpflichtung abzufedern, sagt die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner.
Mecklenburg-Vorpommern sucht aktuell 136 Lehrer für seine öffentlichen Schulen. So viele Stellen sind unbesetzt. Es fehlen vor allem Fachlehrer für Mathematik und die Naturwissenschaften. Aber auch Musiklehrer werden immer dringend gesucht. Fast 700 Lehrkräfte hat das Land zu Schuljahresbeginn neu eingestellt - ähnlich viele muss es auch in den kommenden Jahren gewinnen, um die Ruhestandswelle in den Kollegien auszugleichen. Das gelingt schon jetzt nur noch mit Seiteneinsteigern, die das Lehramt nicht regulär studiert haben.
Auf dem Land bekommen Referendare mehr Geld
Im deutschlandweiten Tauziehen um Lehrkräfte bemüht sich das Land, flexibel zu sein. Lehrer-Referendare werden mittlerweile vier Mal im Jahr eingestellt, an ihren Ausbildungsschulen können sie ohne erneutes Besetzungsverfahren bleiben. An ausgewiesenen Land-Schulen verdienen Referendare bis zu 20 Prozent mehr, denn besonders die ländlichen Regionen in Mecklenburg-Vorpommern suchen händeringend Nachwuchslehrer.
Ältere Lehrer bekommen bis zu vier Wochenstunden erlassen
Parallel dazu bemüht sich das Land, seine erfahrenen Lehrkräfte bis zum Ruhestand zu halten. Mit mäßigem Erfolg. Ältere Lehrer bekommen, nach Lebensalter gestaffelt, bis zu vier Stunden in der Woche erlassen. Dennoch arbeitet jeder Dritte in Teilzeit, was besonders an den Gymnasien verbreitet ist. Für viele sei das die einzige Chance, die hohe Unterrichtsverpflichtung abzufedern, sagt die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Annett Lindner.
"Mit 27 Stunden Unterrichtsverpflichtung liegen wir bundesweit an der Spitze", so Lindner. "Die Kolleginnen sind nicht in der Lage, den Unterricht so qualitativ hochwertig vorzubereiten, wie sie es möchten. Dann kommen natürlich noch Vertretungen hinzu und alles andere, was außerunterrichtlich ist. Von daher kann ich mir diese hohen Zahlen an Teilzeit an den Gymnasien durchaus erklären."
Lehrerverbände fordern weniger Pflichtstunden
Weniger Pflichtstunden sind deshalb schon lange Wunsch und Forderung der Lehrerverbände, um den Arbeitsplatz Schule und auch das Land für Lehrer attraktiver zu machen. Wenn jeder Lehrer weniger arbeitet, müssen aber wiederum neue eingestellt werden. Für Bildungsministerin Simone Oldenburg geht diese Rechnung nicht auf: "980 zusätzliche vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte wären nötig, um diesen Vorschlag umzusetzen. Die gibt es nicht - nicht in Mecklenburg-Vorpommern, nicht in Bayern und nicht in den anderen 14 Bundesländern."
Teilzeitmodelle sollen bestehen bleiben
Manche Ideen zur Lehrergewinnung müssen in Zeiten akuten Lehrermangels warten, so die Botschaft. Erhöhen allerdings werde sie die Unterrichtsverpflichtung auch nicht und Teilzeitmodelle nicht streichen, versprach die Bildungsministerin. Beides hatte die Ständige Wissenschaftskommission der Kultusministerkonferenz den Ländern empfohlen.