Fehlende Lehrer in SH: Der Mangel ist ungleich verteilt
Deutschlehrer wird es in Schleswig-Holstein in den nächsten Jahren mehr als genug geben. Doch in Fächern wie Mathe, Physik, Kunst und Musik ist und bleibt die Versorgung schwierig. Regional betrachtet bleiben vor allem im Süden und an der Nordseeküste viele Stellen unbesetzt.
In Schleswig-Holstein waren laut Bildungsministerium im Oktober vergangenen Jahres rund 220 Lehrerstellen unbesetzt - das sind etwa ein Prozent aller Lehrerstellen im Land. Doch der Mangel ist ungleich verteilt: Generell fehlen laut Erhebungen des Ministeriums vor allem Grundschul- und Berufsschullehrer. Bei den Unterrichtsfächern gibt es den größten Bedarf unter anderem in Mathematik und Physik, aber auch bei Kunst und Musik.
Bonuszahlung für Berufsanfänger an Grund- und Förderschulen
Auch regional betrachtet ist der Mangel unterschiedlich groß. Im Süden Schleswig-Holsteins und an der Nordseeküste etwa bleiben besonders viele Stellen unbesetzt. Wer dort an einer Grund- oder Förderschule anfangen will, dem überweist das Land in seinen ersten eineinhalb Arbeitsjahren sogar einen monatlichen Bonus von 250 Euro.
GEW warnte schon 2018 vor Lehrermangel
Astrid Henke von der Lehrergewerkschaft GEW in Schleswig-Holstein meint: Bildungsministerin Karin Prien hat das Thema Lehrermangel einfach verschlafen. "2018 haben wir gesagt: Der Lehrkräftemangel ist ganz groß und ein wichtiges Thema", so Henke. "Das hat die Ministerin völlig weggeredet und von Panikmache gesprochen."
Kunst, Musik, Physik: Unis in SH können Bedarf nicht decken
Doch mittlerweile hat die Landesregierung das Thema auf dem Schirm. Im vergangenen Dezember startete das Bildungsministerium ein System, mit dem der Lehrerbedarf der Zukunft vorhergesagt werden soll. Erste Zahlen zeigen: Wenn sich an der Lehrerausbildung nichts ändert, verlassen im Jahr 2032 mehr als doppelt so viele Deutschlehrer die Unis wie eigentlich gebraucht werden - der Bedarf an Lehrern für Kunst, Musik und Physik kann aber weiterhin nicht mal annähernd gedeckt werden.
Quer- und Seiteneinstieg soll einfacher werden
Das will das Land verhindern. Der Quer- und Seiteneinstieg in den Lehrerberuf zum Beispiel soll einfacher werden und angehende Lehrer für Sonderpädagogik und Berufsschulen auch dual studieren können. Doch Henke meint: "Die Maßnahmen sind nicht ausreichend. Wir haben zum Teil immer noch Menschen, die wegen des NCs im Bereich Sachunterricht nicht an der Uni Flensburg studieren können." Ein Beispiel von vielen, so die Gewerkschafterin.
Ende des Monats will Bildungsministerin Prien in einem "Handlungsplan zur Lehrkräftegewinnung" weitere Maßnahmen gegen den Lehrermangel vorlegen.
Hinweise der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrages sind uns zwei Fehler unterlaufen.
Wir hatten geschrieben: "Bildungsministerin Karin Prien hat das Thema Lehrermangel einfach verschlafen". 2015 war Karien Prien jedoch noch gar nicht im Amt. Die damalige Bildungsministerin war Britta Ernst. Außerdem hatten wir In einer früheren Version die Lehrergewerkschaft GEW zitiert mit: "2015 haben wir gesagt: Der Lehrkräftemangel ist ganz groß und ein wichtiges Thema." Nun hat sie ihre Aussage jedoch korrigiert und spricht vom Jahr 2018.