Lehrermangel in Hamburg: Probleme am Horizont
Vor einem Monat wurde der Hamburger Schulsenator Ties Rabe richtig böse - als nämlich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ankündigte, Lehrkräfte in anderen Bundesländern abwerben zu wollen. Dies sei Kannibalismus und löse keine Probleme, so Rabe. Tatsächlich ist man in der Hansestadt noch relativ entspannt. Zum Beispiel in der Stadtteilschule Bahrenfeld - im Westen Hamburgs. Schulleiterin Carola Fichtner berichtet: "Wir haben einige Fächer, wo wir Bedarf haben, aber einen wirklichen Mangel - dass wir irgendetwas nicht besetzen können - das haben wir Gott sei dank noch nicht. Aber man merkt, dass die Bewerberlage insgesamt dünner wird."
Probleme zeichnen sich zum Beispiel in Mathematik oder Physik ab, aber auch in Musik und Religion. Die insgesamt noch gute Situation komme auch daher, dass ihre Schule relativ zentral liege, sagt die Schulleiterin: "Wir sind schon ein attraktiver Standort - ein attraktiver Stadtteil. Von daher haben wir nicht die Probleme - noch nicht -, die Schulen in Randlagen dann eher haben. Da ist es zum Teil deutlich schwieriger."
Schülerzahl in Hamburg steigt von Jahr zu Jahr
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe sieht ebenfalls Probleme am Horizont aufziehen: "Es ist leicht nachvollziehbar, denn tatsächlich scheiden jetzt sehr geburtenstarke Jahrgänge aus dem Erwerbsleben aus. Die nachrückenden Jahrgänge, die haben manchmal nur Dreiviertel oder noch weniger junge Menschen, sodass wir nicht mehr alle ersetzen können."
Dagegen steigt die Schülerzahl in Hamburg von Jahr zu Jahr. Mehr als 210.000 Schülerinnen und Schüler sind es derzeit. Dem stehen fast 20.000 Stellen für pädagogisches Personal gegenüber. Die tatsächliche Zahl an Lehrkräfte in Hamburg ist jedoch um einiges höher, denn viele arbeiten in Teilzeit. Aber es kommen eben auch gerne junge Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Hamburg, ohne dass man um sie werben muss.
Schulsenator Ties Rabe: Mehr Referendariatsplätze und mehr Quereinsteiger
Hamburg als Stadtstaat und Universitätssitz hat allerdings auch die Möglichkeit, dem Mangel zum Teil vorzubeugen - in der Lehrerausbildung. Schulsenator Ties Rabe: "Wir haben die Zahl der Referendariatsplätze um mehr als 40 Prozent erhöht, und wir erhöhen sie jetzt in diesem Jahr noch einmal. Wir führen darüber hinaus Gespräche mit der Universität, um auch die Zahl der Studienplätze zu erhöhen. Wir haben - und das werden wir fortsetzen - die Möglichkeit des Quer- und Seiteneinstiegs mit Schulungsmaßnahmen und anderen Dingen verbessert." Dadurch kann Hamburg zum Beispiel auch noch die Beschulung der rund 4.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler sicherstellen, die derzeit hier leben.