Robert Bunsen, das Bild entstand um 1860 © picture-alliance / akg-images

Robert Wilhelm Bunsen: Der Entwickler des Bunsenbrenners

Stand: 19.08.2024 14:49 Uhr

Aus dem Chemie-Unterricht kennt jeder den Bunsenbrenner, in vielen Groß- und Kleinstädten ist eine Straße nach ihm benannt: Robert Wilhelm Bunsen trägt einen berühmten Namen. Der ist weniger bekannt, hat aber Bahnbrechendes entdeckt.

von Maren Stiebert

Das Interesse und Talent für Naturwissenschaften ist dem am 30. März 1811 geborenen Bunsen nicht in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Christian war Bibliothekar und Professor der neueren Sprachen in Göttingen, seine Mutter stammte aus einer Offiziersfamilie. Robert Wilhelm, der noch drei ältere Brüder hat, besucht zunächst die Volksschule und das Gymnasium in Göttingen, als 15-Jähriger wechselt er dann an das Gymnasium in Holzminden. 1828 beginnt er sein Studium der Naturwissenschaften in seiner Geburtsstadt. Er konzentriert sich auf die Bereiche Chemie und Mathematik, studiert aber auch Physik, Mineralogie, Geologie, Botanik und Anatomie. Seine preisgekrönte Arbeit über Hygrometer (Luftfeuchtigkeitsmesser) aus dem Jahr 1830 wird im selben Jahr als Dissertationsschrift angenommen.

Brenner und Spektralanalyse: Erfindungen mit Nutzwert

Bunsens breites naturwissenschaftliches Wissensspektrum entspricht seinem eigenen akademischen Anspruch. Gegenüber seinem Biografen, dem Chemiker Heinrich Debus, soll er geäußert haben: "Zu meiner Zeit studierte man Naturwissenschaften und nicht, wie jetzt so häufig geschieht, nur eine derselben."

Robert Wilhelm Bunsen: Seine wichtigsten Entdeckungen

Entsprechend breit gefächert sind seine zahlreichen Entdeckungen, die überwiegend zur Erfindung nützlicher Werkzeuge oder zur Verbesserung von bereits vorhandenen analytischen Methoden und Techniken führen. Bunsen war immer an der praktischen Verwertbarkeit seiner Erkenntnisse interessiert. Ausgerechnet der berühmte nach ihm benannte Bunsenbrenner stammt allerdings nicht direkt von ihm. Das Gerät wurde von dem englischen Naturforscher Michael Faraday erfunden und wahrscheinlich von Bunsen und seinem Laborassistenten Peter Desaga entscheidend verbessert. Wie groß Bunsens Anteil an dieser Arbeit war, ist umstritten und nicht eindeutig geklärt.

Ausgedehnte Reisen - und ein Mittel gegen Arsen

Ein Regierungsstipendium ermöglicht Bunsen 1832/33 eine ausgedehnte Studienreise, die ihn in mehrere deutsche Städte, aber auch ins Ausland nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz führt. Damit kann er der bis an sein Lebensende unverheiratet gebliebene Bunsen zwei Leidenschaften miteinander verbinden: die Wissenschaft und das Reisen. Laut Debus hat Bunsen im Laufe seines Lebens fast ganz Europa bereist. Nach Beendigung seiner Studienreise habilitiert Bunsen 1834 an der Göttinger Universität. Gemeinsam mit dem Mediziner Adolph Arnold Berthold findet er im selben Jahr heraus, dass Eisenoxidhydrat als Gegenmittel von Arsen-Vergiftungen wirkt. Es wird noch heute in der Medizin eingesetzt.

Abschied von Göttingen

1836 nimmt Bunsen eine Stelle als Lehrer an der Höheren Gewerbeschule in Kassel an. Laut Debus wird Bunsen dort außerordentlich für seine Lehrmethode und seinen freundlichen Umgang geschätzt. Bei einer Explosion während seiner gefährlichen Arsen-Experimente wird sein rechtes Auge schwer verletzt, Bunsen erblindet teilweise. 1839 wird er an die Universität Marburg berufen. Dort erfindet er 1841 die Zink-Kohle-Batterie, eine Weiterentwicklung der Erfindung von William Grove aus dem Jahr 1839. Das sogenannte Bunsenelement wird in dieser Zeit unter anderem für die Gewinnung von Starkstrom eingesetzt. Ab 1850 wirkt Bunsen drei Semester an der Universität Breslau, wo er sich im Schwerpunkt mit Jodverbindungen beschäftigt. Hier entwickelt er die sogenannte Iodometrie, ein maßanalytisches Verfahren. In Breslau lernt er auch den Physiker Gustav Robert Kirchhoff kennen, mit dem er später sehr eng zusammenarbeitet. 1852 wird Bunsen an die Universität Heidelberg berufen, Kirchhoff folgt ihm nur zwei Jahre später nach.

Spektralanalsyse sorgt für Glanzzeit in Heidelberg

Darstellung eines Spektrokops von 1872 © picture alliance / Heritage Images Foto: Ann Ronan Pictures
Mit dem auch von Bunsen und Kirchhoff entwickelten Spektroskop - hier eine Darstellung von 1872 - lässt sich Licht in sein Spektrum zerlegen. Die Spektralanalyse gilt noch heute als wichtigstes Handwerkszeug der Astronomie.

In Heidelberg bleibt Bunsen bis an sein Lebensende. Hier macht er seine bedeutendsten Entdeckungen. Die wichtigste ist die gemeinsam mit Kirchhoff entwickelte Spektralanalyse. Bunsen und Kirchhhoff finden heraus, dass chemische Elemente in der Flamme eines Gasbrenners eine eindeutige Färbung hinterlassen. Die Spektralanalyse ist noch heute das wichtigste Handwerkszeug der Astronomie. Mit ihr lassen sich unter anderem Aussagen über die chemischen Zusammensetzungen über Millionen Lichtjahre entfernter Himmelskörper treffen. Sie leitete damit den Übergang von der klassischen Astronomie, die sich auf Beobachtung von Anzahl und Bewegungen der Himmelskörper beschränkte, zur Astrophysik ein.

Bunsen und Kirchhoff gelingt Nachweis von Cäsium und Rubidium

Für ihre Arbeit benötigten die beiden Forscher unter anderem einen verbesserten Gasbrenner, der später als Bunsenbrenner in den Chemielaboren seinen festen Platz erhält. Mithilfe der Spektralanalyse entdecken Bunsen und Kirchhoff zudem die Alkalimetalle Cäsium (Cs) und Rubidium (Rb). Nachweisen können sie die chemischen Elemente in einem Mineralwasser aus der Stadt Dürkheim.

Robert Wilhelm Bunsen beendet seine Universitätskarriere erst im Alter von 78 Jahren. Sein Forscherdrang ist auch da noch ungebrochen. Endlich hat er Zeit, sich seinem Hobby, der Geologie, ausgiebig zu widmen. Zehn Jahre später, am 16. August 1899, stirbt Robert Bunsen und wird auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.

Weitere Informationen
Fernseh-Pionier Manfred von Ardenne im Jahr 1930 in seinem Forschungslabor. © picture alliance/ IMAGNO/Austrian Archives (S) Foto: Austrian Archives (S)

Norddeutsche Geistesblitze: Tüftler und ihre Erfindungen

Ob Schwimmflügel, Kontaktlinse oder Adventskranz: Kreativen Köpfen aus Norddeutschland verdanken wir etliche Dinge, die das Leben bereichern. mehr

Dieses Thema im Programm:

17.12.1986 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Neuzeit

Porträt

Göttingen

Mehr Geschichte

Für fünf Tage, bis zum 30. Dezember 1974, hatte die Hamburger Baubehörde zwei der drei neuen Elbtunnelröhren zur Besichtigung frei gegeben. © picture-alliance / dpa Foto: Lothar Heidtmann

Vor 50 Jahren: Tausende Hamburger besichtigen Neuen Elbtunnel

Vom 26. bis 30. Dezember 1974 feiern 600.000 Hamburger ein Tunnelfest unter der Elbe. Die Bauarbeiten hatten 1968 begonnen. mehr

Norddeutsche Geschichte