Als Orkan "Quimburga" Niedersachsen verwüstete
Am 13. November 1972 wütete Jahrhundert-Orkan "Quimburga" über Europa - insgesamt starben mindestens 73 Menschen, allein in Niedersachsen waren es 21. Die Naturgewalt ließ Bäume umknicken wie Streichhölzer.
Schon nach wenigen Stunden herrschte flächendeckende Verwüstung: Am 13. November 1972 zog einer der schlimmsten Orkane des 20. Jahrhunderts über Mitteleuropa und kostete bundesweit mindestens 73 Menschen das Leben. Allein in Niedersachsen starben 21 Menschen. Der Orkan "Quimburga" war zunächst unterschätzt worden. Bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag hatte es in Großbritannien die ersten Toten gegeben, in Norddeutschland aber blieb die Bevölkerung weitestgehend unbeeindruckt von den amtlichen Unwetterwarnungen. Viele wurden ungeschützt im Freien von den schweren Orkanböen überrascht. "Quimburga" deckte Dächer ab, ließ Kirchtürme einstürzen und knickte Bäume wie Streichhölzer um.
245 Stundenkilometer auf dem Brocken
Auf der Linie Oldenburg - Hannover - Oberharz wütete der Orkan besonders heftig. In Oldenburg riss "Quimburga" etwa den Turm der St. Peter-Kirche ein. Auch in den Wäldern waren die Schäden gigantisch: Laut Angaben der Niedersächsischen Landesforsten fielen dem Sturm in Niedersachsen etwa zehn Prozent des gesamten Waldbestandes zum Opfer, knapp 50 Millionen Bäume wurden umgeworfen. Auf dem Brocken im Oberharz erreichten Böen Geschwindigkeiten von fast 245 Stundenkilometern. Der Orkan richtete einen Schaden in Höhe von 1,34 Milliarden DM an. Vier Stunden haben laut Landesforsten genügt, um auf unvorstellbar großen Waldflächen die forstliche Aufbauarbeit von mehr als einem Jahrhundert zu vernichten.
Weitere Tote bei Aufräumarbeiten
Bei den Aufräumarbeiten nach "Quimburga" verunglückten in Niedersachsen weitere 22 Menschen bei etwa 700 Unfällen. Mit ein Grund für die hohen Schäden waren nach Angaben der Landesforsten die Monokulturen mit Nadelbäumen in den niedersächsischen Wäldern. Die Flächen, auf denen "Quimburga" gewütet hatte, wurden in den folgenden Jahren unter teilweise schwierigen Umständen weitgehend wieder aufgeforstet.
Dabei war der Orkan so etwas wie eine Zäsur: Die Förster achteten darauf, dass der Anteil von Eichen und Buchen erhöht wurde. Stabilere Mischwälder statt windanfällige Monokulturen - ein halbes Jahrhundert später gehört das zu den Prinzipien der Landesforsten. Insbesondere Trockenheit und Wildverbiss machten den jungen Pflanzen auf den sandigen Böden des niedersächsischen Flachlandes zunächst allerdings zu schaffen. Erst 1979 war die Walderneuerung so gut wie abgeschlossen.