Cumberbatch-Synchronsprecher Sascha Rotermund über den Drachen Smaug
Sascha Rotermund ist die neue Station Voice von NDR Kultur. Ein Gespräch über die Bedeutung von Stimme, Smaug und Benedict Cumberbatch - und wie es ist, als Synchronsprecher erkannt zu werden.
Beim Podcast "Philipps Playlist" geht es in der aktuellen Folge um Musik im Film, um Soundtracks und um Musik für Kino im Kopf. Dazu hat Host Philipp einen Gast eingeladen, den man aus dem Kino wegen seiner Stimme kennt: Sascha Rotermund. Er ist Hörbuchinterpret und Synchronsprecher - und die neue Station Voice von NDR Kultur sowie die deutsche Stimme für die Schauspieler Jon Hamm ("Mad Men") und Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde"). Seine Stimme leiht er zudem dem Briten Benedict Cumberbatch ("Dr. Strange", "Sherlock Holmes"). Daher spricht Rotermund auch Drache Smaug in der Filmtrilogie "Der Hobbit" von Peter Jackson. Einen Auszug des Gesprächs lesen Sie hier, die ganze Folge können Sie in der ARD Audiothek oder als Podcast hören.
Ich bekomme fast schon Angst, wenn der Drache Smaug spricht. Die Stimme zu verleihen ist weit mehr, als nur die Stimme zu stellen. Es hat doch auch schon mit Schauspielerei zu tun, oder?
Sascha Rotermund: Tatsächlich ist es jedes Mal ein bisschen anders. Was immer dabei ist, ist auch der Körper. Vielleicht denkt man da gar nicht so daran, dass die Stimme eben nicht nur aus dem Hals kommt. Sondern der gesamte Körper ist auch immer wie ein akustischer Körper, wie bei einem Klavier oder wie bei einer Gitarre.
Es ist tatsächlich alles in Bewegung. Und natürlich ist es auf der Bühne so, dass es extremer ist, weil man ein ganzes Auditorium, einen ganzen Raum, erfüllen muss. Wenn man im Synchronstudio oder - wie hier - im Radio oder auch vor der Kamera arbeitet, ist es meistens so, dass das Mikrofon ganz nah an einem dran ist. Entsprechend leise kann man natürlich sprechen. Trotzdem ist der ganze Körper dabei.
Deine Stimme kennen wir zum Beispiel als deutsche Stimme von Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde", "Lupin"), vor allem aber vom Briten Benedict Cumberbatch ("Doctor Strange", "Sherlock Holmes"). Wirst Du denn an Deiner Stimme manchmal erkannt?
Rotermund: Manchmal. Es gibt prägnantere Stimmen oder Kollegen, die prägnantere Stimmen mit sich herumtragen. Wenn ich etwas länger spreche, kann es passieren.
Ich war mal in einem Brillenladen und habe mir eine neue Brille gekauft. Ich habe ein Sehtest gemacht und habe dann dementsprechend diese Buchstaben an der Wand vorgelesen, die immer kleiner werden. Dann habe ich, glaube ich, so leichte Kommandos abgeschossen, was mir aber nicht so aufgefallen ist. "Bitte noch mal" und "Bitte noch mal einen zurück", "Ja, das war in Ordnung."
Auf einmal flüsterte diese Dame in mein Ohr: "Entschuldigung, sind Sie Doctor Strange?" So was passiert dann schon mal. Es ist gerne gerade das jüngere Publikum, das mich erkennt. Beim Sportschuhe-Kaufen ist es mir auch schon mal passiert, aber nicht im Alltag.
Bist Du schon einmal synchronisiert worden?
Rotermund: Das glaube ich nicht. Nein, ich wüsste es zumindest nicht. Ich will es nicht ganz ausschließen. Es gab mal eine winzig kleine Rolle, aber auch die hätte synchronisiert werden müssen. "Der Liebeswunsch" war eine internationale Produktion, das weiß ich zum Beispiel. Aber ich weiß nicht, ob die synchronisiert worden ist. Ich hätte das nicht mitbekommen.
Die meisten meiner Auftritte vor der Kamera waren im deutschen Fernsehen, also bei der "Küstenwache". Dann gab es die Serie "Freundinnen - Jetzt erst recht". Wenn die ins Ausland verkauft werden, dann weiß ich es nicht genau, aber man hat es mir nicht mitgeteilt.
Umgekehrte Frage: Wenn es die US-amerikanische Fassung gäbe, etwa von der Serie zur "Küstenwache" als eine Art "Baywatch", welcher Schauspieler dürfte Dich synchronisieren?
Rotermund: Eine hochinteressante Frage (lacht)! Natürlich wäre es eine große Ehre - und das fände ich ultracool -, wenn Benedict Cumberbatch meine amerikanische oder englische Stimme im Ausland wäre. Ich finde den stimmlich so unheimlich interessant und wandelbar.